Samstag, 10. September 2011
In der Nacht wurden die Uhren von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurück gestellt. Das passierte im Laufe dieser Kreuzfahrt häufiger. Um 4.00 Uhr befand sich die Costa Atlantica in der Nähe von Kap da Roca. Wir waren schon voller Vorfreude auf die Einfahrt in den Hafen von Lissabon, gilt sie doch unter Kreuzfahrern als Highlight. Der "Rio Tejo", die "Brücke des 25. April" und die Christus-Statue, all das sind Motive, die jeder Urlauber nur all zu gerne vor der Linse haben möchte. Leider war die Wettervorhersage wieder nicht so, wie wir uns das erhofft hatten. Die Temperaturen sollten 17 - 22 Grad betragen und auch mit Regen wäre zu rechnen. Zugegeben keine all zu rosigen Aussichten, aber wir mussten es nehmen, wie es kommt. Lissabon war daher auch der erste Hafen, in dem ich unsere Balkonkabine zum Anlass nehmen wollte, um gleich ein paar Bilder während der Einfahrt zu schießen. Als wir gegen 6.30 Uhr den Lotsen an Bord nahmen, hatte ich meine Digitalkamera schon im Anschlag.
An dieser Stelle waren bereits die ersten Ausläufer der Stadt zu sehen. Es war noch ziemlich duster und Lissabon wachte erst allmählich auf. Blau, des Fotografen Lieblingsfarbe, suchte ich leider vergeblich. Das Seefahrer-Denkmal, das Hiernonymus-Kloster und auch die Brücke des 25. April verloren daher viel von ihrer Faszination. Aber der Tejo war ganz glatt und die Costa Atlantica glitt lautlos und majestätisch dahin.
Obwohl wir heute nicht gehalten waren, uns zu einer bestimmten Zeit am Treffpunkt einzufinden, wollten wir doch zügig von Bord kommen. Nach dem obligatorischen Frühstück im Tiziano machten wir uns ausflugsbereit. Heute würde niemand mit einer Kelle vorangehen und uns den Weg weisen, den mussten wir uns selber suchen. Der Ausgang befand sich in der Haupthalle auf Deck 2. Und weil die Costa Atlantica am Santa Apolonia Terminal "parkte", mussten wir nicht weit zur Metro-Station gehen, die befindet sich nämlich unmittelbar daneben. Unser Ziel war "Martim Moniz", Einstiegspunkt in die legendäre Straßenbahn Nr. 28. Zunächst benötigten wir aber erst einmal eine Tageskarte für die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Wir begaben uns also nach unten, in die Katakomben von Lissabon sozusagen. Die Metrostationen sind hier kleine Kunstwerke und wirken auf den Betrachter wie unterirdische Ausstellungsräume. Beispiel gefällig:
Auffallend war, dass kaum Menschen hier unten waren und das an einem Samstag. Eine Erklärung dafür hatten wir nicht, vielmehr hatten wir unsere eigenen Probleme. Vor dem Kartenautomaten standen bereits zwei junge Männer, die schon einigermaßen ratlos an irgendwelchen Tasten herumdrückten, allein der Automat spuckte keine Tickets aus. Zum Glück kam dann eine uniformierte Bedienstete, die das Teil erst zum Laufen brachte und nach einer Bitte meinerseits auch gleich zwei "Day Tickets" zum Preis von 5,60 Euro pro Person für uns ausdruckte. Ein preiswertes Vergnügen, kann man damit doch U-Bahn, Bus und Straßenbahn fahren und auch für die Standseilbahnen muss kein eigenes Ticket gelöst werden. Praktisch. Dann konnte es ja los gehen. Denkste! Die Schranke blieb für mich geschlossen, mehrere Versuche scheiterten kläglich. Während Sonja schon auf der anderen Seite auf mich wartete und sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. Das Ganze erinnerte stark an unseren Aufenthalt in Barcelona vor drei Jahren, wo wir ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Es nützte alles nichts, ich benötigte wieder Hilfe. Die nette Dame von vorhin war zum Glück nicht weit, sie sah meinen hilflosen Bemühungen amüsiert zu und klärte mich dann darüber auf, wie man das Ticket zu verwenden hatte. Ich war ganz einfach immer zu schnell für das Lesegerät. Ist ja eigentlich alles ganz einfach, wenn man es denn weiß.
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Jetzt ging es mit der Rolltreppe noch weiter nach unten und nach ein paar Minuten kam auch schon unsere U-Bahn der grünen Linie. Auch hier das gleiche Bild: nur wenige Menschen verirrten sich in dieses Verkehrsmittel. Wenige Minuten später hatten wir unser erstes Zwischenziel auch schon erreicht. Ohne Hetze, ohne Stress, schnell und einfach. Wir waren ja in Urlaub, trotzdem interessierte uns hier nur eins: die Straßenbahn, genauer gesagt die "Electrico Nr. 28", der Mythos schlechthin. Dann sahen wir sie auch schon anrumpeln, langsam, gemächlich, alt. Das lenkte immerhin von diesem unansehnlichen Martim Moniz-Platz ab, der wahrlich kein Hingucker ist.
In diversen Foren hatten wir vorab diskutiert, was man bei einer Fahrt mit der Nr. 28 beachten sollte. Immer wieder wurde dabei geraten, dass man unbedingt warten solle bis man einen Sitzplatz ergattert. Das Problem stellte sich uns überraschenderweise erst gar nicht. Die Bahn hielt vor unserer Nase, wir stiegen ein und hatten freie Auswahl.
Da saßen wir denn, zusammen mit einer handvoll Touris und eben so viel Einheimischen. Für Letztere mag die Fahrt mit diesem antiquierten Fortbewegungsmittel sicher Routine, vielleicht sogar lästig sein, weil die neuen, hochmodernen Niederflurwagen natürlich komfortabler sind. Wir aber staunten Bauklötze wie die kleinen Kinder, die zum ersten Mal mit Papas Eisenbahn spielen dürfen. Der Fahrer, gleichsam der Kapitän, war Herr über eine Art Steuerrad, über einen "Knüppel" und einige Knöpfe. Keine Ahnung, wie er es schaffte, dass sich unser gelbes Lieblingsmobil immer wieder in Bewegung setzte, dann ächzend und stöhnend über die Straßen und Gassen rumpelte und ständig neue Gäste aufnahm. Als es längst keine Stehplätze mehr gab, stiegen interessanterweise immer noch weitere Mitfahrer zu, die sich irgendwie reinzwängten. Da wurde schnell klar, dass man aufpassen musste auf seine Habseligkeiten.
Unsere Electrico fährt erst einmal gemütlich auf der breiten Hauptstraße, der Avenida Almirante Reis, dann wird es aufregender, es geht hoch zum Lago da Graca, wo auch eine Kirche beheimatet ist. Weiter geht die Reise zum Kloster Sao Vicente da Fora.
Ab jetzt wird es enger und steiler. Die Gassen der Alfama sind wirklich als abenteuerlich zu bezeichnen, Hauswände sind zum Greifen nah. Die Einheimischen ertragen das Geschaukle mit stoischer Ruhe, für uns ist es einfach nur ein Riesenspaß. Das Wetter könnte besser sein, aber allein die Fahrt mit der 28 macht das alles mehr als wett. Am "Miradouro Santa Luzia", an dem sich auch die gleichnamige Kirche befindet, steigen wir aus. Die Miradouros, Lissabons berühmte Aussichtspunkte, waren bei unseren Planungen ein wichtiger Bestandteil. Zwei davon hatten wir uns heraus gepickt, am ersten waren wir nun angekommen. Zunächst waren wir erleichtert, dass wir nach der bemerkenswerten Fahrt mit der Straßenbahn wieder richtig durchatmen konnten. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch nicht, was uns nach dem Zwischenstopp noch bevorstehen sollte.
Mit dem Begriff "Miradouro" konnten wir vor unserem Besuch in Lissabon natürlich herzlich wenig anfangen. Die bloße Erklärung "Aussichtspunkt", die man hier allenthalben zu lesen bekommt, trifft den Kern der Sache meines Erachtens jedoch nicht. Da Lissabon auf mindestens sieben Hügeln erbaut worden ist, gibt es entsprechend viele dieser Aussichtspunkte, die jedoch auch als Treffpunkte für die Einheimischen gedacht sind und dafür reichlich genutzt werden. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, wenn, gerade im Rahmen einer Kreuzfahrt, viele Besucher die gleiche Idee haben. So auch an diesem Samstag. Hier trafen wir auf eine Costa-Gruppe und es wäre vor der Kirche Santa Luzia beinahe zu einem wirklich folgenschweren Zusammenstoß zwischen Sonja und einem anderen Besucher gekommen. Beide hatten ihre Kameras im Anschlag und jeder hatte ein bestimmtes Objekt im Auge, auf das zugesteuert wurde. Sie merkten nicht, dass sie, bei unveränderter Richtung frontal zusammen prallen würden. Im letzten Moment machten beide zum Glück einen kleinen Schlenker nach rechts, so dass sie sich lediglich an den Schultern berührten. Das macht deutlichn, dass man seine Sinne zu keinem Zeitpunkt auf nur ein Ziel fixieren sollte.
Davon abgesehen bot der Miradouro Santa Luzia aber auch wirklich alles, was man sich von einem solchen Hot Spot erwartet: spektakuläre Aussichten, abwechslungsreiche Motive und die Gewissheit, dass die Costa Atlantica noch im Hafen liegt!
Im Bild links oben sieht man die Costa Atlantica, das Bild rechts zeigt die Kirche Santa Luzia und rechts unten kann man ein großartiges Beispiel der portugiesischen Azulejo-Kunst bewundern. In Lissabon konnten wir noch vergleichsweise viele Häuser entdecken, die mit diesen fragilen Wandverkleidungen versehen waren. Leider schreitet auch hier der Verfall massiv voran und es würde vermutlich Unsummen kosten, wollte man all das restaurieren und für die Nachwelt erhalten.
Die Terrasse des Miradoura ist ebenfalls mit Azulejos verkleidet, romantische Stimmung, wen wundert's kommt hier wie selbstverständlich auf. Man sieht hier Straßenmusikanten und Maler, die ihre teils kunstvoll gestalteten Werke nicht nur ausstellen, sondern natürlich auch verkaufen wollen.
In derart heiterer Urlaubsstimmung sitzt natürlich auch der Euro etwas lockerer als sonst. Nachdem wir uns die Bilder mit den Straßenbahnen wieder und wieder angesehen haben, konnten wir am Ende doch nicht widerstehen und haben schließlich ein Aquarell erworben, das zwei Straßenbahnen zeigt, wie sie sich eine Anhöhe hoch bzw. hinunter kämpfen. Wir hatten Zweifel, ob das Bild in zusammen gerolltem Zustand, im Rucksack verstaut, den Rest des Tages unbeschadet überstehen würde. Aber wir wollten unbedingt ein solches Andenken mitnehmen und mittlerweile hängt es bei uns im Wohnzimmer und lässt immer wieder die Erinnerung an die Fahrt mit der Electrico Nr. 28 wach werden.
Dann nahmen wir aber doch Abschied vom Miradouro Santa Luzia. Wir gingen zur Haltestelle und warteten auf "unsere" Nr. 28. Spätestens jetzt dämmerte es uns allmählich, dass die Hinweise für die "Ersttäter", man solle warten bis man einen Sitzplatz hat, durchaus ihre Berechtigung hatten. Aber jetzt, am späten Vormittag, war Lissabon längst aufgewacht und die 58 Plätze der Straßenbahn (20 Sitz- und 38 Stehplätze) besetzt. Wohl oder übel mussten wir eine Bahn besteigen, die mit gefühlten 100 Passagieren gefüllt war. Trotzdem drückten auch wir uns noch rein in die Menschenleiber. Fotoapparat festhalten, die Geldbörse sowieso und nach der Angetrauten sehen, all das auf einmal ist in einer überfüllten Electrico einfach nicht möglich. Mein Kopf befand sich zwischenzeitlich unter der Schulter, die Füße zeichneten einen nicht für möglich gehaltenen Spagat, die Arme waren überall, nur nicht am Portemonnaie, aber ich atmete immer noch. Immerhin konnte man nicht umfallen, den Körperwelten sei Dank!
Wir fuhren durch das Geschäftsviertel Baixa, dann ging es wieder bergauf zum Largo do Chiado. Hier, vor dem Cafe Brasileira, sitzt Portugals Ausnahme-Lyriker Fernando Pessoa in Gestalt einer Bronzefigur. An Fotografieren ist hier jedoch nicht zu denken, ich bin schon froh, wenn ich ohne größere Verletzungen wieder aussteigen kann. Auch vom an der Strecke liegenden portugiesischen Parlament bekommen wir leider nichts mit, wir beschließen daher, die nächste Haltestelle zum Ausstieg zu nutzen. Diese lässt auch nicht lange auf sich warten. An der Haltestelle "Estrela" kämpfen wir uns zur Tür und steigen aus.
Die Basilika da Estrela mit ihrem hell leuchtenden, ja fast blendenden, weißen Alcantara-Kalksandstein betört unsere Sinne. Auch wenn die vielen Hochspannungsleitungen ein makelloses Bild nicht erlauben, kommt die beinahe unberührte Schönheit dieser Kirche doch gut zum Ausdruck. Sie glänzt mit ihrer mächtigen Kuppel und den zwei beeindruckenden Türmen. Der Standort an der Rua de Estrela könnte besser nicht sein, ist der Platz doch auch gut für Touristen zu erreichen, die sich freuen, wenn sie vor der Kirche noch viele Bilder ankommender und weiter fahrender Straßenbahnen schießen können. Auch der wirklich morbide Charme ehemaliger Kioske oder Verkaufsschalter ist nicht zu verachten. Natürlich haben wir die Basilika auch von innen besichtigt, haben uns jedoch schon nach wenigen Minuten wieder zurück gezogen, weil gerade eine Taufzeremonie begonnen hatte.
Wir beschließen, die Route mit der Nr. 28 nicht bis zur Endstation Prazeres zu fahren, sondern umzukehren und zunächst am Praca do Comercio auszusteigen. Allerdings kennen wir weder Namen der Haltestelle, noch wissen wir zu diesem Zeitpunkt wo wir uns genau befinden. Das Straßengewirr Lissabons ist also durchaus mit Vorsicht zu genießen und ein kontrollierender Blick in den unverzichtbaren Stadtplan kann nie schaden. Wir steigen also wieder in die Nr. 28, diesmal jedoch mit dem Ziel "Martim Moniz". Hier stehen wir zwar auch, jedoch nicht derart eingezwängt wie während der letzten Teil-Etappe. Dann haben wir das Glück, mit einem jungen Mann ins Gespräch zu kommen, der aus Deutschland nach Lissabon ausgewandert ist. Mit zusätzlicher Hilfe des freundlichen Fahrers gelang es uns schließlich, den richtigen Ausstieg nicht zu verpassen. Und dann waren wir mittendrin im samstäglichen Lissaboner Kauf- und Touristenrausch. Nachträglich freuten wir uns noch über den Entschluss, den Tag möglichst früh in Angriff genommen zu haben.
An der Rua Augusta, der Fußgängerzone, die mit Straßencafes, Geschäften und Restaurants ein pulsierendes Zentrum Lissabons ist, konnten wir schon bis nach vorne zum Praca da Comercio sehen. Wir wussten nicht, worauf wir uns konzentrieren sollten: die herrlichen Mosaikböden, die Fassaden der Häuser oder den sich schon abzeichnenden Triumphbogen. Leider verfinsterte sich der Himmel zusehends, so dass wirklich gute Aufnahmen nicht mehr möglich waren. Trotzdem sind die Eindrücke immer noch nachhaltig genug.
Wir flanierten durch die Fußgängerzone, wurden Teil dieser brodelnden, lebendigen Masse, durchschritten den Triumphbogen und waren schließlich angekommen auf einem der schönsten Plätze Europas, wie es heißt, dem Praca do Comercio:
Der riesige Platz mit seinen beinahe unglaublichen 34.000 Quadratmetern ist ein guter Beleg für die frühere Bedeutung Portugals, das ja bekanntlich zu den wichtigsten Seefahrernationen zählte. In der Mitte des Platzes steht das Reiterdenkmal von König Jose I., der huldvoll in die Runde blickt und vielleicht seinen Blick auch zur Brücke des Tejo und zur Christusstatue schweifen lässt, auch wenn Beides zu seiner Zeit noch nicht zu bewundern war.
Das Wetter verschlechterte sich leider immer mehr und es begann sogar leicht zu regnen. Grund genug für uns, den Praca do Comercio zu verlassen und trockenere Gefilde aufzusuchen. Von der Rua Augusta geht es in gerader Linie zum Rossio. Da wir schon ziemlich viel gelaufen waren, nutzten wir unsere Tageskarte und fuhren mit der U-Bahn, die immer noch vergleichsweise leer war. Vor allem, wenn man an die Menschenmassen in der Straßenbahn dachte, war U-Bahn-Fahren die reinste Erholung, aber eben auch langweiliger.
Es ist schon erstaunlich, wie viele Plätze Lissabon vorzuweisen hat. Unweit des Rossio ist der Praca dos Restauradores gelegen, auch der ist nicht gerade klein. Und auch das zeigt die einstmalige Bedeutung Portugals als Seemacht auf.
Der Rossio, der erst kürzlich renoviert wurde, ist das Herz der Stadt. Geschäftiges Treiben wohin man auch blickt. Irritieren lassen sollte man sich übrigens nicht, wenn man nach dem Weg fragt und bei "Praca Dom Pedro" nur ein ungläubiges Staunen erntet. Unter den "Lisboetas" ist nach wie vor die Bezeichnung "Rossio" geläufig. Auch an dieser Stelle daher noch einmal der Hinweis auf den Stadtplan, der in keinem Touristen-Rucksack fehlen sollte.
König Dom Pedro IV., Namenspatron des Platzes, thront auf einer Marmorsäule, und ist bestimmt zufrieden, mit dem was er hier Tag für Tag zu sehen bekommt. Das Nationaltheater ist ebenso in seinem Blickfeld wie die schönen Brunnen oder das 1929 gegründete Cafe Nicola. All diese Kostbarkeiten werden eingerahmt von dem grandios verlegten Mosaikboden, den ich so ähnlich bislang nur auf Madeira erleben durfte. Nicht zu vergessen natürlich die Rossio Station, die zwischen den Plätzen "Praca Dom Pedro" und "Praca dos Restauradores" liegt. Der Bahnhof, gebaut in den Jahren 1886/1887, wurde ebenfalls erst kürzlich renoviert. Allein die kunstvoll gearbeiteten Ornamente an den Torbögen verdienen die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Wie mussten diese Plätze und Bauwerke erst von oben aussehen? Unser nächstes Ziel war nämlich ein weiterer "Miradouro" und zwar "San Pedro Alcantara". Zu diesem Aussichtspunkt wollten wir mit der Standseilbahn "Elevador da Gloria" fahren. Erstens waren wir schon einigermaßen geschafft vom Pensum des heutigen Tages und zweitens zählen auch die noch in Betrieb befindlichen Standseilbahnen zu den Besonderheiten Lissabons, die man gesehen haben sollte. Bevor es so weit war, musste aber noch das Orion Eden Hotel abgelichtet werden, das früher ein Theater war.
Die liebenswerte Standseilbahn überwindet auf einer Länge von gerade mal 265 Metern Steigungen bis zu 18 Prozent. Den mühseligen Fußmarsch nach oben konnten wir uns dank dieser großartigen Erfindung daher sparen, auch wenn dies mit einer nicht unerheblichen Wartezeit von etwa 20 Minuten verbunden war. So lange dauerte es bis die mürrische Schaffnerin alle Schäfchen beisammen hatte, um den Elevador da Gloria in Bewegung zu setzen. Die Bahn ist im Übrigen gar nicht zu verfehlen, weil sie sich unmittelbar am Praca dos Restauradores befindet. Für die Benutzung der Bahn reicht die Vorlage der Tageskarte. Schade, dass die Fahrt schon nach wenigen Minuten vorüber war. Schade auch deshalb, weil es wieder zu regnen begonnen hatte. Das wirkte sich auch auf die Sicht aus und so war dieser Aussichtspunkt nach den obligatorischen Pflichtaufnahmen auch schon erledigt. Es war einfach zu ungemütlich, so dass wir an dieser Stelle schon überlegten, nicht vorzeitig zum Schiff zurückzukehren. Die folgenden Bilder verdeutlichen einmal mehr, dass Sehenswürdigkeiten eben nur dann sehenswert sind, wenn man sie auch tatsächlich zu Gesicht bekommt.
Der Charme der Standseilbahn ist natürlich auch bei schlechtem Wetter unverwechselbar. Die Bilder unten zeigen aber, dass es mit den "Aussichten" nicht mehr weit her war. Links unten ist in der Ferne das Castelo de Sao Jorge, das älteste Bauwerk der Stadt, nur schemenhaft zu erkennen. Am besten zur Geltung kommt noch die kunstvoll aus bemalten Fliesen zusammengesetzte Übersicht auf dem Bild rechts unten.
Wir fuhren mit dem Elevador da Gloria also vom "Bairro Alto", in dem wir uns jetzt befanden, und das übersetzt "hohes Viertel" heißt, nach unten zum Platz der "Restauradores". Mit solch trüben Bildern wollten wir uns aber dann doch nicht verabschieden, zumal noch ein letztes Highlight auf unserer Agenda stand: der berühmte Aufzug "Elevador Santa Justa". Der Eingang befindet sich nur einen Steinwurf vom Rossio entfernt, in etwa auf einer Linie zwischen "Praca Dom Pedro" und "Praca do Comercio". Da es sich hier um eine weitere Attraktion handelt, kann man ihn alleine schon wegen der zu erwartenden Schlangen anstehender Touristen nicht verfehlen.
Das war bei uns nicht anders, hinderte uns aber nicht daran, uns brav einzureihen. Architektonisch erinnert der Aufzug nicht von ungefähr an Gustave Eiffel, handelt es sich bei diesem neugotischen Meisterwerk doch um eine Arbeit seines Schützlings Raoul Mesnier. Normalerweise schaufeln zwei Kabinen, die jeweils 25 Personen aufnehmen, die Touristen nach oben. An diesem Tag war nur eine davon im Einsatz. Es war also Zeit genug, um sich das gusseiserne Ungetüm eingehend anzusehen, bevor die Fahrt nach oben ging. 45 Meter wurden überwunden, bevor die Tür der holzgetäfelten Kabine wieder aufgemacht wurde. Dann wurden wir aber mit deutlich besseren Aussichten belohnt, die wir noch am "Miradouro San Pedro Alcantara" vergeblich gesucht hatten.
Der Blick auf den Rossio mit dem Nationaltheater war in der Tat deutlich besser, auch wenn sich die Sonne immer noch ängstlich hinter den Wolken versteckte. Sehr gut zu erkennen auf dem mittleren Foto ist aber z.B. auch die Ruine der früheren Carmo Kirche, die heute ein Museum beherbergt. Mit diesen letzten Eindrücken verabschiedeten wir uns von den Höhen der portugiesischen Hauptstadt. Um 16.30 Uhr mussten wir spätestens zurück an Bord sein. Bis dahin blieben noch knappe zwei Stunden. Wir bummelten daher gemütlich zum Praca do Comercio und nutzten ein letztes Mal die Vorteile unserer Tageskarte. Die U-Bahn brachte uns schließlich innerhalb kürzester Zeit zum Santa Apolonia Terminal, wo wir erschöpft und förmlich ausgehungert an Bord der Costa Atlantica zurück kehrten. Jetzt hatten wir uns aber eine Kleinigkeit verdient. Daher nichts wie rauf in's Botticelli, dort gab es kleine Kuchen und Kaffee in Hülle und Fülle und wir konnten der Abfahrt entspannt entgegen sehen.
Pünktlich legte unser First-Class-Schiff ab und ebenso pünktlich traute sich auch die Sonne endlich, Lissabon mit der gebührenden Leichtigkeit anzustrahlen. Derartige Städte haben unseres Erachtens nämlich durchaus mehr Licht verdient. Pünktlich um 17.00 Uhr ließ Kapitän Russo das Horn ertönen, die Costa Atlantica nahm Kurs auf das nur 279 Seemeilen entfernte Cadiz. Wir verfolgten die Ausfahrt diesmal nicht von unserer Balkonkabine, weil diese den Bewegungsradius doch erheblich einschränkt und man auf einem umlaufenden Deck einfach mehr Möglichkeiten hat. Auf Deck 3 waren wir denn auch fast ungestört und konnten die letzten Eindrücke von Lissabon aufsaugen.
Am Ende bekamen wir sie also doch noch zu Gesicht, die Perlen Lissabons, wie z.B. den Torre de Belem, das Seefahrerdenkmal oder die Brücke des 25. April. Solche Bilder machen den Abschied noch schwerer und man hofft, dass die Zeit stehen bleiben möge. Das tat sie aber gerade in Lissabon nicht, denn in der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Uhr wieder um eine Stunde vorgestellt.
Im Tiziano gab es heute viel zu erzählen, die Eindrücke des Tages mussten einfach mit anderen geteilt werden. Dazu gab es die leichte mediterrane Küche zu genießen, kurzum ein fantastischer Tag neigte sich seinem Ende zu. Um 21.30 Uhr beschlossen wir den Tag im Theater, wo Kreuzfahrtdirektorin Petra "Circles of Life" präsentierte, eine rasante Show mit den Tänzerinnen und Tänzern der Costa Atlantica, die uns immer wieder auf's Neue begeisterten.
Nachdem wir in unsere Kabine zurück gekehrt waren, hatte unser guter Geist Yovanji die Betten längst gemacht und das "Today" informierte über den nächsten Tag. Die Wettervorhersage war identisch mit jener von heute. Kaum zu glauben, wenn man sich die Ausfahrt aus Lissabon in Erinnerung rief. So schliefen wir denn ein, während die Costa Atlantica im Golf von Cadiz kreuzte. Die Erinnerungen an Lissabon werden uns sicher noch lange begleiten und wenn Sie noch mehr von dieser fantastischen Stadt sehen wollen, empfehle ich das folgende Fotoalbum:
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