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Madeira (Portugal), 6. Nov. 2008

Die 256 Seemeilen von St. Cruz de Tenerife nach Funchal, der Hauptstadt von Madeira, legte die Victoria in ruhigem Gewässer zurück. Seitdem wir im Atlantik schipperten, war der Seegang doch deutlich ruhiger geworden und auch das Wetter war zum Glück schon seit ein paar Tagen so wie wir uns das erhofft hatten: angenehm warm, so um die 20 Grad, kaum Wind, ideale Voraussetzungen also für "Sightseeing".

Seit 1976 ist Madeira, das zu Portugal gehört, autonom und verwaltet sich weitgehend selbst. Die Inselgruppe, zu der auch noch "Porto Santo" und die unbewohnten "Ilhas Desertas" gehören, liegt etwa 600km vor der Küste Afrikas. Dass wir nur neun Stunden Aufenthalt dort hatten, machte die Entscheidung, welchen Ausflug man unternehmen sollte, etwas schwierig. Da auch Madeira gerne als "Insel des Ewigen Frühlings" oder auch als "Blumeninsel" im Beinamen bezeichnet wird, wollten wir eintauchen in diese Blütenpracht. So reifte der Gedanke, mit der Seilbahn auf den "Monte" zu fahren, die subtropischen Gärten zu erleben und anschließend noch einen Stadtbummel in Funchal auf eigene Faust zu unternehmen. So der Plan.

Kurz nachdem wir die Victoria gegen 9.00 Uhr verlassen hatten, wurden wir auch schon von den unvermeidlichen Taxifahrern angesprochen. Anfangs gingen wir noch tapfer daran vorbei, aber plötzlich wurden wir auf Deutsch angesprochen. Ich ließ mich auf eine Unterhaltung ein und erzählte von unserem Vorhaben. Der Taxifahrer, der wirklich hervorragend Deutsch sprach, klärte uns darüber auf, dass die Seilbahnfahrt auf den Monte nicht ganz billig wäre und er uns eine 4-Stundentour für 80,00 Euro anbieten könnte. Für zwei Personen schien uns das ein fairer Preis zu sein, zumal die wartenden Kollegen vorher eine ähnliche Leistung für 120,00 Euro anboten, ohne allerdings Deutsch zu sprechen. Die Seilbahnfahrt kostet übrigens für zwei Personen für die Hin- und Rückfahrt nach aktuellem Stand 29,00 Euro. Nähere Infos gibt es HIER!

Unser Fahrer verliert auch keine Zeit. Während die Costa-Truppe noch im Bus sitzt, werden wir schon durch die engen und dicht befahrenen Straßen von Funchal kutschiert. Hier wirkt die etwa 110.000 Einwohner zählende Stadt wie jede andere mittlere Stadt in Europa auch: groß, hektisch, laut, ungemütlich. Aber der Eindruck sollte sich schon bald ändern. Funchal wirkt wie ein riesiges Amphitheater. Das Meer liefert ein abwechslungsreiches Bühnenbild mit den wechselnden Farben des Himmels und die Stadt selbst schraubt sich terrassenförmig immer höher und höher. Schon bald haben wir Funchal in westlicher Richtung verlassen und können großartige Aussichten genießen:

Immer dann, wenn lohnende Fotoobjekte lauern, fährt unser Madeira-Guide an den Rand, stellt den Motor ab, springt aus seinem Fahrzeug und hält uns auch noch die Tür auf. Sicher kein alltäglicher Service, den wir daher natürlich sehr genossen haben. In den Terrassen um Funchal erfahren wir viel über den mannigfaltigen Anbau, der hier betrieben wird. Bananen gedeihen ebenso gut wie Wein und die Blütenpracht auf der Insel ist ja geradezu sprichwörtlich. Sehr beeindruckt hat uns auch das dortige Bewässerungssystem, dessen Ursprünge auf die Sklaven zurückgehen. Die Wasserstraßen, "Levadas" genannt, umfassen etwa 2.000km, eine ohnehin schon kaum fassbare Zahl. Aber wenn man die bergige Beschaffenheit der Insel genauer unter die Lupe nimmt, wird einem schnell klar, dass der Mensch auf Madeira schon immer größere Anstrengungen als anderswo unternehmen musste, um akzeptable Lebensbedingungen zu schaffen. Das gilt übrigens auch für den Straßenbau, dessen zum Teil abenteuerliche Konstruktionen an die Asphaltschlangen über den Brenner erinnern. Unser Weg führte uns über viele Serpentinen nach Camara de Lobos. Dieser 15.000 Einwohner zählende zweitgrößte Ort der Insel liegt nur 9km von Funchal entfernt und glänzt mit großartigen Aussichten. Wir hatten hier eine halbe Stunde, um uns die Füße zu vertreten und waren begeistert. Fischfang und Bootsbau prägen auch heute noch den Alltag dieses zauberhaften Städtchens. Und man sollte auch einen Blick in die kleine Kirche am Hafen werfen, die "Capella Nossa Senhora de Conceicao".

Nach einem kurzen Streifzug verließen wir Camara de Lobos, aber nicht ohne die Köpfe immer wieder umzudrehen. Die Flora auf Madeira ist einfach zu einzigartig, als dass man sie ignorieren könnte. Weihnachtssterne sahen wir hier in rauen Mengen und in allen möglichen Farbvarianten. Ob das alles Natur war oder ob hier findige Einheimische mit dem Farbpinsel nachgeholfen haben, weiß ich allerdings nicht. Daneben immer wieder ein herrlicher Blickfang die Paradiesvogelblume, auch bekannt als Strelizie:

Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Bis kurz vor Reiseantritt wussten wir nicht, dass Madeira auch über eine der höchsten Steilklippen der Welt verfügt. Hier, bei "Cabo Girao" fallen die Felswände beinahe senkrecht nach unten und zwar über eine Höhe von 580 Metern, damit sind es die höchsten Steilklippen Europas.

Von hier oben ist wieder deutlich zu erkennen, dass Wein und Gemüse angebaut werden, ein Umstand, der immer wieder ins Auge springt. Nach den "Abenteuern für das Auge", wurde es jetzt aber höchste Zeit, selbst eine Attraktion der besonderen Art in Angriff zu nehmen. Dazu mussten wir wieder zurück nach Funchal. Zum Glück sind die Entfernungen auf Madeira vergleichsweise gering, aber durch unsere vielen Fotopausen verrannen uns die Minuten zwischen den Fingern. Die vier Stunden waren beinahe vorbei und so ging es also weiter durch die engen Straßen hinauf nach Monte. Teilweise war es so eng, dass wir Angst um die Außenspiegel unseres Taxis bekamen, aber unser Fahrer war natürlich routiniert genug, um allen Hindernissen auszuweichen. Nicht zuletzt der herrliche Blick auf das Meer und die Nähe zur Hauptstadt, die nur 8km entfernt ist, machten Monte schon im 18. Jahrhundert zu einer begehrten Adresse der Reichen.

Um auf den Monte zu gelangen, könnte man sich auch einer Seilbahn bedienen, wie eingangs bereits erwähnt. Aber es ist natürlich auch ganz angenehm, wenn man mit einem persönlichen Taxi dorthin chauffiert wird. Unser Fahrer ließ uns am Einstiegsplatz für die Korbschlitten aussteigen. Zuvor erklärte er uns noch, dass er uns nach der Schlittenfahrt am Ziel wieder aufnehmen würde. Und natürlich sollten wir auch die Wallfahrtskirche "Nossa Senhora do Monte" besichtigen. Vielleicht kann ein Gebet zur Muttergottes nicht schaden, dachte ich, wenn wir uns schon auf ein solches Abenteuer einlassen. Aber sooo gefährlich wurde es dann zum Glück doch nicht. Wir taten also wie geheißen und gingen zur Kirche, vorbei an den "Gondoliere von Funchal", die hier "Carreiros" heißen und ihren Job offensichtlich nur des (geringen?) Trinkgeldes wegen machen. Ich habe jedenfalls keinen gesehen, der einmal, und wenn auch nur versehentlich gelacht hätte. Dafür waren die Rotweinfahnen schon meterweit zu riechen. Zunächst schlängelten wir uns aber an den weißgekleideten Carreiros vorbei und statteten der herrlich gelegenen Kirche einen Besuch ab.

Die Kirche, die nicht so prachtvoll gestaltet ist wie jene in Camara de Lobos, glänzt durch ihren einmaligen Standort. Der Blick über Funchal und auf das offene Meer ist zum Glück kostenlos und erinnert an ein riesiges Auto-Kino. Nach einem letzten Blick auf das blaue Meer gab es aber keine Ausreden mehr, wir gingen mutig zu den Korbschlitten, zahlten unseren Obolus in Höhe von 25,00 Euro für zwei Personen und nahmen dann Platz in diesem merkwürdigen Gefährt, dessen Urheber angeblich ein britischer Handelsherr aus Monte sein soll, der ein geeignetes Beförderungsmittel suchte. Und da die steilen Pflasterwege für Pferde oder Mulis ungeeignet waren, ersann man den Korbschlitten ("Carro de Cesto"). Diese Gefährte kommen auf eine Geschwindigkeit von ca. 30-40kmh und werden von den Carreiros gesteuert, die unter ihren Schuhen keine normalen Sohlen tragen, sondern  genau angepasste Autoreifen (!), die halten der entstehenden Reibungshitze am besten stand.

Meine Frau war auf dem Foto nicht ganz "im Bild", sie hatte nicht damit gerechnet, hier auf offener Strecke fotografiert zu werden. Aber wie ich aus Erfahrung wusste, muss man bei derlei Anlässen immer mit der Anwesenheit solcher Profis rechnen. Dabei war der Preis von gerade mal 5,00 Euro geradezu ein Schnäppchen, vergleicht man das mit dem, was auf Costa-Schiffen sonst genommen wird. Die Schlittenfahrt dauerte etwa 10 bis 15 Minuten und Angst um unser Leben mussten wir nicht haben, es war ein riesengroßer Spaß, den man sich unbedingt gönnen sollte, wenn man schon mal in Funchal ist.

Nach der etwa 2 Kilometer langen Schlittenfahrt wurden wir wieder von unserem Taxifahrer in Empfang genommen und er chauffierte uns schließlich in die Innenstadt, wo er uns in der Nähe des "Mercado dos Lavradores", dem Markt der Arbeiter, absetzte. Wir bedankten uns für die wunderbaren Eindrücke, die wir dank seiner exzellenten Orts- und Deutschkenntnisse sammeln durften und verabschiedeten uns. In den nächsten zwei Stunden wollten wir noch ein wenig bummeln.

Den Anfang machten wir im erst 1941 errichteten "Markt der Arbeiter". Hier erwartet den Besucher eine Fülle von Produkten, angefangen von Blumen über Gemüse, Obst, Fisch, man findet aber auch Weinläden, Metzgereien oder Schuhgeschäfte. In dem zweigeschossigen Bau tummeln sich Einheimische wie Touristen gleichermaßen. Ich war von dem schier unglaublichen Obstangebot derart fasziniert, dass ich mich nur zu gerne von einem Händler dazu einladen ließ, immer wieder neue Köstlichkeiten zu probieren. Ich konnte ihn dann schließlich mit Mühe und Not davon überzeugen, dass wir keinerlei Lebensmittel mit an Bord nehmen dürften und machte mich schnell aus dem Staub. Hinterher las ich dann in einem Reiseführer, dass gerade vor Proben dieser Art gewarnt würde, weil die Händler von ahnungslosen Touristen Fantasiepreise für das Probieren verlangen würden. Es ist also Vorsicht angesagt!

Neben den bunten Angeboten, die die Blumen- und Obsthändler für die Kaufwilligen bereit halten, kann man auch stapelweise in einer gesonderten Halle Fisch bewundern und natürlich kaufen. Hier wird auch der "glubschäugige" Degenfisch feilgeboten, der mit seinen kleinen scharfen Zähnen und seiner schwarzen Färbung nicht gerade appetitlich aussieht, aber gut schmecken soll. Auch riesige Thunfische gibt es zu sehen ... und zu riechen.

Nach diesen einzigartigen Geschmacks- und Geruchserlebnissen verließen wir den Markt in westlicher Richtung und marschierten in die Innenstadt. Auffallend war wie gepflegt hier alles aussah. Keine weggeworfenen Papiertaschentüchter, Kaugummis  oder Zigarettenschachteln, Funchal sah aus wie "frisch geduscht". Und, zur Erinnerung wir waren am 6. November dort, die Hauptstadt hatte sich weihnachtlich herausgeputzt. Überall geschmückte Bäume mit Lichterketten, knallbunte überdimensionale Pakete, die über die Straßen gespannt waren und ein roter und ein blauer Weihnachtsbaum am "Praca do Municipio", dem herrlichen schwarz-weiß gepflasterten Platz mit der Stadtresidenz, dem Rathaus und der Universität. 

Allmählich machten wir uns auf den Rückweg zum Hafen und schlenderten dabei noch durch den wunderschönen "Parque de Santa Caterina", direkt am Meer gelegen.

Eine solche Fülle von Parks wie in dieser vergleichsweise kleinen Stadt ist einzigartig. Verständlich, dass Funchal deshalb schon sehr früh als Herrensitz von betuchten Geschäftsleuten und dergleichen entdeckt wurde. Leider war keine Zeit mehr, im "Reid's Palace" ein Tässchen Tee zu schlürfen, Verzeihung, zu trinken, auch die Bank des Spielcasinos konnten wir nicht mehr sprengen, aber für die Costa Victoria hatten wir natürlich noch ein paar Minuten. Von der direkt am Hafen entlang laufenden Avenida hatten wir endlich einen schönen Blick auf unser Schiff.

Ein langer Ausflugstag in Funchal neigte sich dem Ende zu. Funchal hatte tiefen Eindruck auf uns beide hinterlassen und wer weiß, vielleicht kommen wir eines Tages zurück auf die "Blumeninsel". Zurück an Bord der Victoria, begaben wir uns gleich auf Deck 11, wo wir am Heck auf dem von  einem riesigen Sonnensegel beschützten Gastro-Bereich auf unsere Mitfahrer trafen. Bei einem Kaffee beobachteten wir zunächst noch das Treiben auf der gegenüber von uns ankernden "Alexander von Humboldt" , bevor wir alle ganz still und andächtig zusahen, wie sich die Costa Victoria aus dem Hafen von Funchal schlich:

Mit diesen Bildern verabschieden wir uns aus Madeira. Wer noch mehr von dieser fantastischen Insel sehen möchte, kann dies gerne machen. In der "Fotoshow Madeira" habe ich noch einige Impressionen von der Steilküste, von Camara de Lobos oder der Inselhauptstadt eingefangen. Bevor es mit dem letzten Tagesausflug in Malaga weiter ging, hatten wir noch einen sehr geruhsamen Seetag und viel Zeit, uns auf den "Costa Club-Cocktail" mit dem Captain vorzubereiten, der am 7. Nov. 2008 auf unserem abwechslungsreichen Programm stand. Die Einladung hatten wir bereits Tage vorher in unserem Briefkasten an der Kabinentür vorgefunden. Kapitän Moretta stand an diesem Abend etlichen hundert Costa-Club-Mitgliedern für ein kostenloses Foto zur Verfügung. Er machte einen sympathischen Eindruck auf uns und es hatte nicht den Anschein, dass er dieses Prozedere als lästige Pflichtübung ansah und wenn doch, hat er die Sache gut überspielt. Beim anschließenden Abendessen war übrigens auch das Weißbrot in lässiges Italienisch gehüllt. Bei derart pfiffigen Ideen kann man doch eigentlich nur guter Laune sein, oder!

 

Fotoshow Madeira
Malaga Start Reisebericht

 

 

 

 

 

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