Malaga, 8. Nov. 2008
Nach einem herrlichen Seetag am 7. November, den wir größtenteils auf unserem "Privatbalkon" im Heckbereich von Deck 10 verbracht haben, steuern wir mit Malaga den letzten Hafen der Reise an, bevor es wieder zurück nach Savona geht. Nach den Informationen im "Today" erreicht die Sonne ihren höchsten Stand um 13.01 Uhr. Und an einem Tag wie diesem werden wir das auch live erleben: der Planet erstrahlt in vollem Glanz und es ist kaum zu glauben, dass in sechs Wochen in Deutschland Weihnachten gefeiert wird.
Die Sonne geht in dieser Ecke Europas erst um 7.50 Uhr auf und als wir den Hafen von Malaga ansteuern ist es noch etwas duster. Aber es sollte ein herrlicher Tag werden und da war es doppelt schade, dass wir nur fünf Stunden Zeit hatten, uns die Stadt etwas anzusehen. Außerdem waren wir schon gespannt auf unser Treffen mit Uta und Bernd. Uta lernte ich in einem Krimiforum kennen, das war Anfang letzten Jahres, und seitdem tauschten wir immer rege Emails miteinander aus. Da sie mit ihrem Mann den Alterssitz ins sonnige Spanien verlegt hat und nur eine knappe Autostunde von Malaga entfernt wohnt, war die Idee eines persönlichen Kennenlernens schnell geboren.
Als Treffpunkt hatten wir das sehr schöne Hotel Ac Malaga Palacio gewählt, dort wollten uns die beiden erwarten und weil es unweit vom Hafen liegt, dachten wir, könne man getrost auf den Shuttle-Bus, den Costa anbot, verzichten. Überhaupt hätten wir die Seite 1 des "Today" besser lesen sollen, dann wäre uns auch aufgefallen, dass man bei der Rückkehr zum Schiff durch das neue Hafenterminal gelotst wird. Aber dazu später mehr. Jetzt freuten wir uns erst einmal auf Sonne, Malaga und Uta und Bernd. Aber schon nach wenigen Metern sahen wir das:
Wie heißt es in dem Lied von Herbert Grönemeyer doch so treffend: "Dieser Weg wird kein leichter sein!" Wie recht dieser Mann doch hatte. Irgendwo in der Ferne sahen wir die Skyline von Malaga, gefühlte zehn Kilometer weit weg, tatsächlich waren es wohl etwa drei bis vier, wir brauchten jedenfalls eine Dreiviertelstunde. Immerhin kamen wir auf dem Weg zum Treffpunkt auch an diesen beiden Prachtstücken vorbei:
Im Laufe der Zeit kamen uns dann sogar Zweifel, ob wir das Hotel jemals erreichen würden. Ich fragte einen als Straßenkehrer verkleideten Mann in meinem besten Englisch nach dem Weg. An meinem Akzent erkannte er aber sofort, dass so ein Planloser nur aus Deutschland kommen kann und er antwortete mir dann auch auf Deutsch. Wir plauderten ein wenig und er erzählte uns, dass er schon vor 15 Jahren nach Spanien ausgewandert wäre. Und zum Hotel wäre es auch nicht mehr weit, gleich nach dem "Paseo del Parque" stünde es da. Na bitte, ein Hoffnungsschimmer. Und dann standen wir tatsächlich da vor diesem raffiniert gestalteten Hotel, das sehr zentral liegt und ein idealer Ausgangspunkt für unsere kleine Stadterkundung war.
Die Drehtür ging auf und Uta kam lächelnd auf uns zu. Es war sehr schön, sie nach dem langen Email-Verkehr endlich persönlich kennenzulernen. In der Lobby wartete auch schon Bernd auf uns, der uns ebenfalls herzlich begrüßte. Irgendwie war es fast wie heimkommen zu Freunden. Der Ton war vertraut und so begaben wir uns gerne in die Obhut unserer "spanischen" Gastgeber. Wir hatten nämlich keine Zeit zu verlieren, weil die Victoria bereits um 13.00 Uhr wieder ablegen würde. Zum Glück haben die maurischen Architekten und die übrigen Stadtplaner ein Herz für fußkranke Kreuzfahrer, die Sehenswürdigkeiten liegen sozusagen um die Ecke. Malaga ist übrigens die zweitgrößte Stadt Andalusiens und hat etwa 560.000 Einwohner, es wurde bereits im 8. Jahrhundert vor Christus von den Phöniziern gegründet.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt, die Alcazaba, sahen wir schon während unseres Marsches zum Hotel. Jetzt führte uns Bernd mit seinen Ausführungen etwas genauer in die Geschichte dieser einzigartigen Festung ein, die heute vom Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken ist. Leider stand die Sonne nicht so, wie es für ein wirklich schönes Bild nötig wäre, aber das kann man sich bekanntlich nicht immer aussuchen.
Die Alcazaba, die einen großartigen Blick über Bucht und Hafen bietet, wurde im 11. Jahrhundert unter der Leitung des Sultans Badis, dem Herrscher jener Zeit, errichtet. Die Mauren waren in der Tat große Baumeister, sie verpassten ihrer Festung gleich elf eindrucksvolle Haupttürme, hinter jedem verbergen sich von Außen nicht einsehbare gepflegte Wege mit zum Teil wunderbaren Mosaiken oder kleinen Brunnen, eine wahre Schatztruhe mit kunstvoll angelegten Gärten. Dabei hatten wir auch noch das Glück, dass wenig Touristen vor Ort waren und wir den Rundgang umso mehr genießen konnten.
Wir bedauerten erneut, nur so wenig Zeit zur Verfügung zu haben. Allein die Alcazaba hätte einen längeren Besuch verdient gehabt. Die exponierte Lage der Festung mitten in der Stadt ermöglicht wirklich traumhafte Ausblicke aufs Meer, den Hafen oder auch ins Hinterland. Das schöne Wetter tat ein Übriges, um die Minuten wie im Flug vergehen zu lassen. Aber wir mussten weiter, ob wir wollten oder nicht. Einen kleinen Eindruck über die Weitläufigkeit der Anlage mag das folgende Modell vermitteln:
Als wir die Festung verließen, kamen wir an der Rückseite noch an einem römischen Theater vorbei, das aus dem ersten Jahrhundert stammt und das 1951 zufällig entdeckt wurde. Heute wird es als Aufführungsstätte genutzt.
Ein weiterer Höhepunkt unseres Bummels durch die Gassen von Malaga war die Kathedrale, die zwischen 1528 und 1782 erbaut wurde. Ein imposantes Bauwerk, nur einen Steinwurf von der Festung entfernt, das verschiedene Stilrichtungen in sich vereint. Vorherrschend ist die Renaissance, aber es finden sich auch Elemente aus dem Barock oder der Gotik. Im Gegensatz zur Festung, wo wir kaum einem Menschen begegneten, standen die Touristen hier an der Kasse Schlange, so dass wir auf eine Innenbesichtigung verzichten mussten. Stattdessen erfreuten wir uns an den dekorierten Torbögen, in deren Mitte sich die Eingangstüren befinden. Über den Türen wachen die die Stadtheiligen und vor dem Eisenzaun stehen Zitronenbäume, die das Ensemble wunderbar vervollständigen.
Die linke Aufnahme entstand übrigens, wie auch das Foto der Alcazaba weiter oben, auf der Dachterrasse des Hotels Ac Malaga Palacio. Von dort oben war die Aussicht fast noch besser, weil keine störenden Wände o.ä. im Weg standen. Auf unserem anschließenden kleinen Bummel durch die Innenstadt Malagas kamen wir noch an der San Agustin Nr. 8 vorbei, hier ist das Museum von Pablo Picasso, dem berühmtesten Sohn der Stadt untergebracht. In diesem Museum sind 204 Werke des Meisters zu bewundern, die die Schwiegertochter Christine und der Enkel Bernard zur Verfügung gestellt haben. Nach unseren Informationen decken die Werke "alle malerischen Etappen des Künstlers" ab.
Da wir unbedingt noch mit unseren Gastgebern plaudern wollten, entschlossen wir uns, die Stadtbesichtigung zu beenden. Wir gingen in ein kleines gemütliches Kaffee, von denen es viele gibt in Malaga. Ich wähnte mich fast in Wien, wo die Kaffeehäuser ja erfunden worden sind. Hier, im südlichen Spanien, wirkte allerdings alles ein wenig frischer und innovativer. Die Auslagen mit den kleinen Pralinenkreationen, den verführerisch duftenden Kuchenstückchen, all das hatten wir in Malaga eigentlich nicht erwartet. Aber Malaga ist nicht nur für seine Strände bekannt, sondern auch für seine hervorragenden Restaurants und Weinlokale.
Auch wenn wir uns gewünscht hätten, die Zeit anzuhalten, es half alles nichts, wir mussten zurück zum Hafen. Vorher allerdings gingen wir noch gemeinsam zum Hotel von Uta und Bernd und tauschten kleine Geschenke aus. Dann verabschiedeten wir uns schweren Herzens von den beiden, nicht wissend, wann und ob wir uns jemals wieder sehen werden. Eine wehmütige Angelegenheit, auch weil Malaga unser letzter Anlaufhafen der Kreuzfahrt war. Wir erinnerten uns an den Beginn der Reise, als es in Barcelona gekübelt hatte und jetzt hatten wir herrlichsten Sonnenschein. Der Taxifahrer setzte seinen Wagen in Bewegung und wir winkten Uta und Bernd noch ein letztes Mal zu.
Am Hafen angekommen, verwehrte uns ein Polizist die Zufahrt zur Victoria. Wir müssten durch das neue Hafenterminal gehen. Jetzt bereuten wir, nicht schon früher gefahren zu sein. Es herrschte ein ziemlicher Betrieb und wir mussten jetzt auch unseren Rucksack, in dem sich die Weinflasche von Uta befand, durch die Kontrolle bringen. Hier interessierte sich allerdings niemand für die Flasche. Nachdem wir diese Hürde erfolgreich genommen hatten, mussten wir uns sputen, denn es blieben uns nur noch ein paar Minuten. An der Victoria angekommen, mussten wir uns aber erneut anstellen. Wir erinnerten uns an das täglich im "Today" auf Seite 1 angesprochene Verbot, keine Getränke an Bord zu bringen. Wie sollte das klappen? Ich legte den Rucksack auf das Förderband, Sonja ging schon durch durch die Kontrolltür und dann stand uns das Glück zur Seite. Der vor dem Bildschirm sitzende Costa-Mitarbeiter war in ein Gespräch vertieft und sah unsere Weinflasche nicht. Wir waren erleichtet, aber auch erschöpft. Der Ausflug nach Malaga war doch einigermaßen anstrengend und so entschlossen wir uns, den Nachmittag wieder mal auf unserem Privatbalkon zu verbringen. Zuvor sahen wir aber noch wehmütig zurück nach Malaga, während die Victoria die andalusische Stadt langsam hinter sich ließ.
Am Nachmittag genossen wir die wärmenden Strahlen der Sonne in kurzen Hosen. Kaum zu glauben, dass zehn Tage vorher an gleicher Stelle der Regen mit Wucht ins Meer klatschte. Petrus hat das sicher absichtlich so geregelt, damit einem die nächste Buchung einer Kreuzfahrt schneller von der Hand geht. Am Abend hieß es zum dritten und letzten Mal: Gala bzw. elegant. Waren wir anfangs noch verwundert, weshalb der Tisch neben uns leer blieb, wussten wir jetzt warum: der Platz war dem Kapitän und seinen Offizieren vorbehalten. Wie immer bei ähnlichen Anlässen verlief auch dieser Gala-Abend in lockerer Atmosphäre. Man kriecht zum Lachen nicht unter den Tisch, freut sich am hervorragenden Essen und hat Spaß.
Anschließend begaben wir uns ins Theater, wo die Besatzung diesmal gefordert war. Es kamen Foklore-Tänze und internationale Lieder zur Vorführung. Im Gegensatz zur Mediterranea, die über echte Show-Talente verfügte, erinnerten die Darbietungen auf der Victoria eher an eine mittelmäßige Schulaufführung. Decken wir den Mantel des Schweigens darüber, wir spendeten trotzdem höflich Beifall, schließlich soll die Mühe belohnt werden. An diesem Abend waren im Übrigen Steher-Qualitäten gefragt, denn das Mitternachtsbuffet stand noch auf dem Programm. Und wer einmal eine Kreuzfahrt mit Costa unternommen hat, weiß, dass man sich dieses Ereignis um keinen Preis der Welt entgehen lassen sollte.
Der 9. November 2008 war erneut ein sonniger Tag und ein trauriger zugleich. Es war der letzte Seetag und die Information dazu im "Today" war auch unmissverständlich. Wir wurden gebeten, um 9.30 Ins Theater auf Deck 6 und 7 zu kommen. Dort erhielten wir von unserem deutschsprachigen Host Peter alle Infos zur Ausschiffung. Die letzten Stunden verbrachten wir dann abwechselnd auf unserem Privatbalkon oder auf Deck 11 mit letzten anregenden Gesprächen mit unseren Tischnachbarn. Gepackt werden musste auch noch und so kam auch diesbezüglich keine Langeweile auf. Wir genossen das letzte Abendessen und den letzten Besuch im Spielcasino, den Karaoke-Abend im Theater schenkten wir uns, wir wollten ja schließlich die hervorragenden Tanz- und Gesangsdarbietungen in guter Erinnerung behalten. Der Sonnenuntergang am 9.11.08 beschließt den zu Ende gehenden letzten Seetag.
Am Ende des Tagesberichts bleibt nur noch der Link zur entsprechenden Fotoshow, die noch einige Impressionen aus Malaga liefert und anschließend folgt der Klick auf Savona, dem Zielhafen der Reise.
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