Sonntag, 4. Mai 2013 (Cadiz, Spanien)
Um 6.30 Uhr war die Nacht diesmal vorbei. Wir haben gut geschlafen, der ruhigen See sei Dank. Die Hafeneinfahrt von Cadiz verpassten wir wieder einmal, aber man muss ja wirklich nicht zu nachtschlafener Zeit aufstehen, um jeden Hafen abzulichten. Immerhin war ich noch rechtzeitig an Deck, um ein MSC-Schiff fotografieren zu können. Das Schiff war noch voll beleuchtet, die Sonne war zu dem Zeitpunkt noch ähnlich verschlafen wie wir selbst. Die Einfahrt von Cadiz mit der bekannten Skyline der Kathedrale ist mir ebenfalls nicht so toll gelungen. Der Lichtmasten in der Bildmitte ist mir irgendwie entgangen.
So kamen wir erst später in den sonnigen Genuss von Cadiz, der geschichtsträchtigen Stadt an der Costa de la Luz. Wir frühstückten ausgiebig im Möwe, denn heute stand ein Ganz-Tagesausflug nach Sevilla auf dem Programm, da brauchten wir ordentlich Kondition.
Um 8.00 Uhr trafen sich die Ausflugsteilnehmer in der Atlantik-Lounge und nahmen ihre Busnummern in Empfang, dann marschierten wir gemeinsam zum Bus, wo wir von der Deutsch-Spanierin Diana in fließendem Deutsch empfangen wurden.
Die üppigen Lunchpakete, die uns Frolendo noch vor der Abreise in die Hand drückte, verstauten wir im Rucksack. Sonnencreme und Getränke hatten wir ebenfalls dabei, es würde vermutlich der heißeste Tag der Reise werden mit mehr als 30 Grad.
Die etwa eineinhalbstündige Fahrt in einem sehr komfortablen, neuen Bus führte über die Autobahn vorbei an Jerez, wo an diesem Tag ein Motorrad Grand Prix stattfand und entsprechend viele Motorradfans unterwegs waren. Die Autobahn war in hervorragendem Zustand, sie wurde 1992 im Rahmen der Erneuerung der Infrastruktur für die in Sevilla stattfindende Weltausstellung (EXPO) gebaut. Endlos scheinende Oleander- und Ginsterstreifen, die einem Van Gogh oder Monet zur Ehre gereicht hätten, trennten die Teerbänder der beiden Fahrtrichtungen. Ein Vorgeschmack auf das Blütenmeer in Sevilla, der 700.000 Einwohner zählenden Metropole Andalusiens.
Schon die ersten Eindrücke von Sevilla waren vielversprechend. In Spaniens Goldenem Zeitalter pflegten die Leute aus Sevilla zu sagen: „Madrid mag zwar die Hauptstadt Spaniens sein, aber Sevilla ist die Hauptstadt der Welt.“ Auf alle Fälle verfügt Sevilla über mehr als nur blauen Himmel, den die Touristen so lieben. Die Einwohner der Hauptstadt der Autonomen Region Andalusien und die Besucher können auf breiten Boulevards flanieren und finden Sehenswürdigkeiten vor, um die andere die "Sevillanos" beneiden.
Zum Straßenbild gehören natürlich auch unendlich viele Zitronenbäume.
Um kurz vor zehn Uhr betraten wir die „Plaza de Espana“, den Spanischen Platz. Der Platz, der sich an den Maria Luisa-Park anschließt, wurde im Jahr 1929 für die ibero-amerikanische Ausstellung geschaffen. Als wir das riesige Halbrund erblicken, bleibt uns vor Staunen erst einmal der Mund offen.
Durch die Plaza de Espana verläuft ein kleiner Kanal, über den sich wiederum mehrere Brücken spannen, die mit herrlichen Azulejos, den bemalten Kacheln, geschmückt sind. Diese befinden sich auch in den unzähligen Nischen, die in das halbkreisförmige Gebäude eingebaut wurden und die mit Motiven zu den spanischen Provinzen bestückt sind. Einen besseren Einstieg in unseren Tagesausflug nach Sevilla hätte man sich kaum vorstellen können, dazu kam noch das herrliche Wetter, ein perfekter Auftakt.
Mit dem Bus ging es weiter, aber nach nicht einmal fünf Minuten Fahrzeit scheuchte uns Diana aus dem wohltemperierten Inneren hinaus in die andalusische Hitze. Von jetzt an ging es zu Fuß weiter. Im Zentrum neben der Kathedrale liegt der Alcazar, der mehrere Jahrhunderte als königlicher Palast diente. Ursprünglich befand sich hier eine maurische Zitadelle. Im 14. Jahrhundert begann Peter der Grausame mit den Arbeiten für den Alcazar, der mehrere Zeitepochen in sich vereinigt. Eine lange Schlange wartete vor dem Kassenhäuschen. Praktisch, wenn man die in der Hitze Wartenden im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassen kann!
Diana führt uns durch den „Hof der Hofdamen“ in den imposanten Gesandtensaal. Wir sind beeindruckt von den filigranen Verzierungen an den maurischen Bogen, die an die Alhambra erinnern. Auch Karl V. ließ hier einige Räume einrichten, die mit herrrlichen flämischen Gobelins ausgestattet wurden.
Dann schlenderten wir zu den Jardines de los Reales Alcazares, den königlichen Gärten, die sich über sagenhafte sieben Hektar erstrecken. Natürlich konnten wir nur einen klitzekleinen Teilabschnitt davon besichtigen, einige Reiseteilnehmer schafften nicht einmal das, weil ihnen die Hitze derart zusetzte, dass sie darauf verzichten mussten. Wir flanierten hier zwischen Orangenbäumen, Zypressen oder Palmen und erfreuten uns an diversen Rosenbeeten und dem einen oder anderen plätschernden Brunnen.
Sowohl im Palast als auch auf den Wegen in den Gärten stießen wir immer wieder auf das "Plus Ultra", die Devise des spanischen Wappens.
Während einer kleinen Pause verzehrten wir Teile unseres Lunchpakets. Phoenix hatte es wieder gut mit uns gemeint. Neben Sandwiches fanden wir auch ein Schnitzel und einen vorzüglichen Schokokuchen. Derart gestärkt verließen wir den Alcazar und gingen in östlicher Richtung weiter. Direkt an den königlichen Palast schließt sich das Barrio de Santa Cruz an, das alte jüdische Viertel. In dem reizvollen Labyrinth aus weißgetünchten Häusern und Innenhöfen finden sich zahllose Tapas-Bars, Antiquitäten- und Souvenirgeschäfte. Wer auf der Suche nach einem Andenken ist, wird hier bestimmt fündig.
Sevilla verfügt aber nicht nur über historische Bauwerke, es hat auch ein Abfallsystem der besonderen Art. Im folgenden Bild sieht man eine "Müllltonne". Man legt das Abfallgut in das betreffende Fach, schließt es wieder, dreht an der Kurbel und der Müll verschwindet in den Katakomben der Stadt. Raffiniert!
Nach dem Bummel durch Santa Cruz hatten wir noch eine etwa einstündige Freizeit. Wir gingen kurz in die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert, die an der Stelle der einstigen Großen Moschee errichtet wurde. Sie ist eine der letzten gotischen Kirchen Spaniens und gilt als drittgrößte Kathedrale der Welt.
Leider kamen wir nicht sehr weit. Nach wenigen Metern war der weitere Weg mit Bändern abgesperrt. Die Kirche darf offensichtlich nur zu Messen und dergleichen betreten werden. Eine Besonderheit ist der Glockenturm der Kathedrale, die Giralda, das ehemalige Minarett der früheren Hauptmosche von Sevilla.
Dann wurden wir durch Trompetenfanfaren aufgeschreckt.
Eine Reitertruppe, militärisch gekleidet, parlierte bis zur Kathedrale, gab dort ein Ständchen zum Besten und verschwand wieder im Nichts.
Wir tauchten erneut in das Gassengewirr von Santa Cruz ein und machten uns auf die Suche nach Mitbringseln für unsere Lieben daheim. Viele mögen die Andenken als belanglosen Kitsch abtun, wir sehen das etwas anders, auch die Souvenirs sind im Zweifel „Investitionen in Erinnerungen“. Wir erstanden kleine Flamenco-Tänzerinnen aus Keramik, filigran bemalt und hübsch anzusehen, die unvermeidlichen Ansichtskarten kauften wir ebenso wie eine Schneekugel oder originelle Einkaufstaschen und die überall präsenten Fächer.
Unsere Freistunde hatten wir damit optimal genutzt, dann war es auch schon wieder Zeit, sich zum Treffpunkt vor der Kathedrale zu begeben, wo Diana schon mit ihrem Schild wartete. Gemeinsam gingen wir zurück zum Bus und erfreuten uns ein letztes Mal an der großzügigen Bauweise der Andalusier, die aus Sevilla ein wahres Schatzkästchen gezaubert haben.
Zurück auf der Autobahn kamen wir wieder an Jerez vorbei und wunderten uns diesmal nicht über die unzähligen Motorradfans, die sich jetzt wieder, genau wie wir, auf den Heimweg machten. Nach Cadiz kamen wir gegen 16.30 Uhr zurück. Am Lido-Büffet auf dem Salon-Deck konnte man noch spanische Spezialtäten genießen. Der Chefkoch und sein Team hatten sich wieder einmal etwas einfallen lassen. Natürlich fehlte auch eine erfrischende Sangria nicht, die nach diesem sehr heißen Tag besonders gut schmeckte.
Wenig später hieß es auch hier wieder „Adios!“ Wieder einmal sehen wir Kapitän Hansen bei der Arbeit über die Schulter und genießen die Ausfahrt. Die hat an diesem Tag Besonderes zu bieten, denn es sind nicht nur zahlreiche weitere Schiffe, wie z.B. die MSC Orchestra oder die Silversea zu bewundern.
Mit dabei im Pulk der Kreuzfahrtschiffe auch das Schwesterschiff der Albatros, die "Black Watch":
Die spanische Sonne brannte vom Himmel als wir den Hafen verließen, wir nutzten den verbleibenden Nachmittag, um auf dem Jupiterdeck zwei Liegen in Beschlag zu nehmen, die uns geeignet schienen, einen Sonnenbrand zu fördern. Das gelang uns mühelos und nach zwei Stunden war ich nicht mehr weiß sondern rot.
Nach dem wie immer vorzüglichen Abendessen huschten wir schnell auf das Promenadendeck, um vielleicht endlich einen schönen Sonnenuntergang fotografieren zu können. Das klappte einigermaßen, wie das folgende Bild zeigt:
An diesem Abend ahnten wir freilich noch nicht, dass dies der letzte Sonnenuntergang gewesen sein sollte, den wir auf dieser Reise zu Gesicht bekommen würden. Wir eilten in die Atlantik-Lounge, wo an diesem Abend der australische Sänger Grant Newsome sein Können mit Interpretationen von Frank Sinatra, Tom Jones oder Elvis unter Beweis stellte.
Zwischenzeitlich hatte es sich unter den Passagieren herum gesprochen, dass sowohl Showensemble als auch Gastkünstler sehr gute Unterhaltung bieten und man musste sich frühzeitig einfinden muss, um auch einen guten Platz zu ergattern. Auch an diesem Abend war die Atlantik-Lounge wieder rappelvoll und keiner der Gäste hat sein Kommen bereut. Morgen konnten wir ausschlafen, es stand erneut ein Seetag auf dem Programm.
Montag, 5. Mai 2014 (Auf See Richtung La Coruna)
Sonnenaufgang war heute um 7.42 Uhr und den verschliefen wir, denn es drängte uns niemand. Die Nacht war nicht ganz so ruhig wie im Mittelmeer, das lag an der starken Dünung in dieser Ecke des Atlantiks. Trotzdem haben wir, wie eigentlich immer auf See, gut geschlafen.
Zum Frühstück kamen wir, wie meistens in diesen Tagen, als Letzte. Das tat dem Angebot am Büffet und erst recht nicht der Freundlichkeit unserer Kellner Florendo und Setianto einen Abbruch. Kaffee und Orangensaft wurden wie eh und je flott und unaufdringlich serviert. Die Rühreier mit Speck schmeckten wie immer vorzüglich und so freuten wir uns auf einen ruhigen Seetag, an dem Faulenzen angesagt war.
Leider war das Wetter vormittags schon nicht mehr ganz so prickelnd, das änderte sich am Nachmittag zum Glück wieder, so dass wir es uns auf dem Jupiter-Deck gemütlich machten. Das Tagesprogramm der Albatros versprach zwar viel Abwechslung, aber die Vorträge von Axel Krack wirken eher einschläfernd und auch der für den Nachmittag angesetzte Vortrag über den Jakobsweg mit Bordpfarrer Lerch interessierte uns nur am Rande. Santiago de Compostela hatten wir bereits im Jahr 2011 besucht, als wir mit der Costa Atlantica eine ähnliche Route gefahren waren.
Ein Highlight stand aber auch heute auf dem Programm: das Buffet Magnifique. Bereits um 17.15 Uhr durften wir, bewaffnet mit Fotoapparaten und Videokamera ins "Möwe" kommen um zu sehen, was die genialen Köche der Albatros für uns gezaubert hatten. Auch unsere Waiter Florendo und Setianto freuten sich über unsere staunenden Augen.
Es war schon so lange her, dass wir uns gar nicht mehr daran erinnern konnten, wann wir zuletzt ein derartiges Büffet erleben und genießen durften. Als um 18.00 Uhr dann endlich Einlass für die Gäste der ersten Tischzeit war, gab es kein Halten mehr. Aber auch wenn der Hunger groß war, die Freude über die Art der Präsentation, die Vielfalt der Speisen und nicht zuletzt die Qualität des Gebotenen waren fast noch größer. Wenn Sie ebenfalls Lust auf einen derartigen "Augenschmaus" haben, betrachten Sie einfach die folgende Fotoshow:
Nach dem opulenten Abendessen schleppten wir uns mit letzter Kraft in die Atlantik-Lounge, wo wir vom Showensemble mit der Galashow "Aurum - Gold" noch hervorragend unterhalten wurden. Einmal mehr gingen wir mit schönen Erinnerungen auf die Kabine und freuten uns auf den nächsten Hafen La Coruna, den wir morgen anlaufen würden. Begleiten Sie uns doch einfach!
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