Freitag, 10 Mai 2024

Heute hieß es Abschiednehmen von unserem lieb gewonnenen Quartier "Garage 47" in Pienza. Wir sagten wehmütig "Arrivederci" zu Mattia und fuhren weiter Richtung Pitigliano, einem in Tuffstein gehauenen Ort in der südlichen Maremma. Vor der Abreise genossen wir ein letztes Mal das für eine derart kleine Unterkunft wirklich außergewöhnliche Frühstück am Panoramafenster. 

Auch heute galt wieder einmal: "Der Weg ist das Ziel", schließlich lagen vor unserem heutigen Tagesziel Pitigliano noch viele Sehenswürdigkeiten, die man nicht ignorieren konnte. Beim ersten Zwischenstopp handelte es sich um den berühmten Aussichtspunkt "Podere Belvedere". Vermutlich ist das dort befindliche Landhaus, das inmitten einem Kreis von Zypressen steht, das meistfotografierte Objekt in der ganzen Toskana. Auch hier fanden wir uns wieder in bester (chinesischer) Gesellschaft, die ebenfalls auf der "Jagd" nach diesem Foto-Souvenir war. Gegen 10.00 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht. Die Lichtverhältnisse waren für uns in Ordnung, aber Profifotografen beurteilen das sicher anders. Wer eine detaillierte Beschreibung zum Aussichtspunkt möchte, den verweise ich auf die informativen Seiten von "Phototravellers". Allerdings fanden wir auch unsere Ergebnisse ganz ordentlich. 

In Bagno Vignoni waren wir bereits vor zwei Tagen und es hat uns dermaßen gut gefallen, dass wir noch einmal vorbeischauen wollten, zumal dieses Thermalbad ja quasi auf unsere Strecke lag. Vom Parkplatz in Bagno Vignoni hat man überdies einen schönen Blick auf den Rocca di Tentennano, wo sich eine im Mittelalter bedeutende Festungsanlage befindet. Auch die langgestreckte Zypressenallee am Poggio Covili fotografierten wir noch einmal, diesmal jedoch aus einiger Entfernung, so dass dieses Motiv nochmal eine völlig andere Wirkung entfaltet.

Mitunter ist es wirklich schwierig, sich für ein Ziel zu entscheiden, weil es gerade im Val d'Orcia derart viele Viewpoints gibt, dass man buchstäblich die Qual der Wahl hat. Bei meinen umfangreichen Ausflügen ins Internet bin ich auch auf die Abtei Sant'Antimo aufmerksam geworden. Die Abtei ist abseits der üblichen Touristenpfade und gerade deshalb lohnt sich ein Abstecher, auch wenn die Fahrt dorthin etwas holprig war. Im 8. Jahrhundert wurde das Kloster von den Benediktinern gegründet, jedoch im Jahr 1462 wieder aufgehoben. Interessant ist der im Jahr 1118 begonnene Kirchenbau, weil er für die Toskana eher untypisch ist und sich an Klöstern in Burgund orientiert. Einerseits das mit 20 Mtern sehr hohe Hauptschiff, andererseits z.B. die Krypta, in der man kaum aufrecht stehen konnte. Auch die Lage zwischen Feldern und Olivenhainen ist äußerst reizvoll. 

Die Toskana ist nicht nur für ihre Landschaft, ihre Baudenkmäler oder ihren Wein bekannt, auch Thermalbäder finden sich hier einige. Das Bagno Vignoni durften wir schon kennenlernen, aber auf der Fahrt nach Pitigliano würden wir an einem weiteren Ort vorbeikommen, in dem sich eines der ältesten Heilbäder befindet. Die Thermen von Bagni San Filippo liegen in einem landschaftlich sehr interessantem Gebiet. Die Rede ist von einer Kalksteinformation namens Balena Bianca (Weißer Wal), die man bestaunen, aber nicht berühren darf.

Der Zugang zu diesem Naturschauspiel ist kostenlos und so waren wir natürlich nicht die Einzigen, die sich das einmal ansehen wollten. Viele, vor allem Italiener, suchten sich ein Plätzchen in einem der Becken. Da das Wasser aber nur etwa 25 Grad hatte, beschränkten wir uns aufs Fotografieren. Auch wenn die Lage der Thermalquellen durchaus idyllisch ist, macht das Areal insgesamt doch einen eher heruntergekommenen Eindruck, wie der folgende kurze Film zeigt:

Wer also die Möglichkeit und die Wahl hat, sollte nach unserem Empfinden unbedingt die Quellen von Saturnia besuchen, denn auch wenn diese sehr stark frequentiert sind, bieten sie so viel mehr. Vor allem fürs Auge.

Nach dem Besuch der Quellen war es Zeit für einen kleinen Mittagssnack. Leider haben sich auch die Tavernen in San Filippo dem Erscheinungsbild der Quellen angepasst. Die meisten sehen nicht sehr einladend aus, aber Service und Essen sind trotzdem gut.

Da es bereits nach 15.00 Uhr war und wir noch mehr als 60 Kilometer vor uns hatten, verließen wir die Bagni San Filippo. Gegen 16.45 Uhr erreichten wir die Tuffstein-Stadt Pitigliano, eine Gemeinde mit ca. 3.600 Einwohnern, die im Südosten der Provinz Grosseto liegt. Unsere Unterkunft, die Villa Vacasio, liegt etwa vier Kilometer außerhalb des Ortes und auch etwas versteckt, so dass wir wieder einmal Google Maps zu Hilfe nehmen mussten, denn unser Navi konnte mit dem Namen nichts anfangen. Am Ende haben wir die kleine, nicht geteerte Zufahrtsstraße aber doch gefunden und staunten. Hier erwartete uns ein Anwesen mitten in der Natur, umgeben von Olivenhainen und Weinreben. Wir hatten ein Zimmer für vier Nächte gebucht und wurden freundlich von der Hausherrin Lucilla und ihrem Mann Marco begrüßt.

Das hübsch eingerichtete Zimmer befand sich im Haupthaus in ebenerdiger Lage und verfügte über eine kleine Terrasse, wo man den Blick in die Natur genießen konnte. Auch Hauskater Romeo gefiel es offensichtlich gut, denn er erwartete uns schon.

Der erste Eindruck war bereits sehr gut, wir fühlten uns von der ersten Sekunde an wohl. Das hier war zwar etwas völlig anderes als das, was wir bisher gekannt hatten, aber das kleine Anwesen, die Natur und nicht zuletzt die Menschen ließen uns sofort zur Ruhe kommen. Hier eilte nichts und daher konnten wir erst einmal den Blick von unserer kleinen Wohlfühl-Terrasse zu den Olivenbäumen genießen. Beim Check-In, den Lucilla übernommen hatte, trugen wir uns auch in die Teilnehmerliste für das Abendessen mit ein. Weil ich heute Geburtstag hatte und wir Lust auf eine neue Erfahrung hatten, wollten wir das hier einfach ausprobieren. Bis dahin war noch Zeit und so packten wir erst einmal aus. In dem Zimmer hätten auch problemlos noch zwei weitere Personen schlafen können, wir hatten daher mehr als genug Stauraum.

Kurz vor 19.00 Uhr verließen wir unser Zimmer, um nur wenige Meter weiter in eine Art Wintergarten einzutreten. Der Raum war lichtdurchflutet und hatte nur wenige Tische, ein paar weitere Gäste waren auch schon da. Hier schien es gemütlich zu sein. Am Ende des Abends waren wir nicht nur vom Essen überrascht, sondern auch von der Herzlichkeit, mit der man hier miteinander umging. Unsere Geschmacksknospen wurden mit Gnocchi mit Ragout und einem wirklich vorzüglich schmeckenden Hähnchen auf toskanische Art verwöhnt.

Dann wurde es plötzlich dunkel und die Gastgeber standen mit einer Torte im Raum. Aus dem Radio erklang Happy Birthday, alle Menschen um mich herum schauten mich an, lachten und waren schließlich überrascht, als mir ein Käse-Birnenkuchen mit Kerze überreicht wurde. Ich hielt eine kurze Ansprache, bedankte mich für die tolle Überraschung und bat darum, dass dieser Kuchen doch auf alle gerecht verteilt werden sollte. Dieser ereignisreiche Tag endete für uns außergewöhnlich spät. Aber es hatte sich wirklich gelohnt und so freuten wir uns auf die kommenden Tage und das, was wir erleben würden. 

Für den morgigen Samstag hatte der Wettergott schon mal vorgesorgt. Es sollte heiß werden und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Morgen würden wir die Quellen von Saturnia besuchen. Wenn Sie auch gespannt sind, was wir dort erlebt haben, folgen Sie uns einfach!

Start Reisebericht Saturnia und Pitigliano Montepulciano und Val d'Orcia

 


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