Dienstag, 30 April 2024

In der ersten Nacht in der Villa San Donato haben wir wunderbar geschlafen, kein Wunder nach den gestrigen Anstrengungen. Auch auf das Frühstück waren wir gespannt. Weil die Temperaturen angenehm waren, konnten wir draußen sitzen und die Sonne genießen.

Heute machten wir einen Abstecher nach Pisa, das nur ca. 20 Kilometer in östlicher Richtung von Lucca liegt. Eine halbe Stunde Fahrzeit ist ein Klacks und weil wir schon am Vormittag losfuhren, sollte es auch keine Probleme bei der Parkplatzsuche geben.  Wir empfehlen den Parkplatz "Parcheggio Via Cammeo", der nur einen Steinwurf von der "Piazza della Miracoli", also dem "Platz der Wunder" entfernt ist. Man sollte dabei immer bedenken, dass Pisa ein absoluter Hotspot ist, hier sind unglaublich viele Menschenmassen unterwegs, denn jeder, wirklich jeder, will den Schiefen Turm sehen.

Und weil ich den ebenfalls sehen wollte und zwar hautnah, hatte ich bereits zwei Wochen vor unserer Abreise ein Ticket bei "Get your Guide" bestellt. Wir waren schon gegen 10.30 Uhr vor Ort und selbst um diese vergleichsweise frühe Zeit waren viele Touristen unterwegs. Die erworbenen Eintrittskarten ermöglichten auch den Besuch des Doms, der um diese Tageszeit nur von wenigen Touristen bevölkert war. Dom, Baptisterium und Turm sind die letzten Zeugen von Pisas einstiger Pracht. Mit dem Bau des Doms wurde 1064 begonnen, der  später als Vorbild für ähnliche Kirchenbauten in ganz Mittelitalien diente. Im Inneren des Doms ist die einzigartige Kanzel von Giovanni Pisano hervorzuheben. Zwar wurden bei einem Brand des Doms im Jahr 1595 viele Kunstschätze zerstört, trotzdem lohnt sich ein Besuch dieser einzigartigen Kirche auf alle Fälle. Weil vor der Turmbesteigung noch genügend Zeit war, machten wir noch einen kurzen Abstecher zur historischen Stadtmauer, die man gegen eine geringe Gebühr (3,00Euro) besichtigen kann. Auch das ist eine durchaus lohnende Ausgabe, weil man von oben einen schönen Überblick über das gesamt Areal hat.

Nachdem alle "Halte-den-Turm-Fotos" gemacht waren, war es endlich soweit. Die Turm-Besteigung konnte beginnen. Da sich meine Frau den Aufstieg nicht zutraute, stellte ich mich alleine in die Reihe der Wartenden und nach 20 Minuten kam Bewegung in die Schlange. Mein Ticket wurde gescannt und dann konnte ich die 294 Stufen, die nach oben führen, in Angriff nehmen. Schon beim Betreten des Turmes spürte ich die Neigung und ich musste mich konzentrieren, um das Gleichgewicht zu halten. Beim Aufstieg über die Treppen, die aufgrund der Abnutzung regelrechte Wannen hatten, stützte ich mich mit den Händen immer wieder an der Innen- und Außenwand ab, um nicht auf die Seite zu kippen. Auch wenn der Aufstieg nicht ganz leicht zu bewältigen war, so machte er doch großen Spaß. Nachdem ich das vorletzte der insgesamt acht Stockwerke erreicht hatte, erblickte ich einen schmalen Rundweg, der mit 30 Säulen gesäumt war.  Schon von hier hatte man einen fantastischen Ausblick. Um ganz nach oben zu gelangen, musste man schließlich eine sehr schmale Wendeltreppe überwinden. Dabei passierte es mir auch, dass mir jemand entgegen kam. Mit kleinen Verrenkungen gelang es aber auch, diese Widerstände zu überwinden und am Ende kommen alle heil oben an. Ein Glück, dass die Verantwortlichen in den 1990er Jahren umfangreiche Sanierungsarbeiten begonnen haben, um den Einsturz des schiefen Turms zu verhindern. So bin auch ich in den Genuss dieses unvergesslichen Erlebnisses gekommen.

Eine der "größten Baupannen der Historie", wie Lästermäuler den Schiefen Turm gerne bezeichnen, wurde vermutlich gerade deshalb eines der bekanntesten Wahrzeichen Italiens. Der Turm wurde schon im Jahr 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, er hat eine einzigartige architektonische Form, die durch die Säulengänge mit jeweils 30 Säulen noch betont wird, er ist 56 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 12 Metern. Und damit interessierte Leserinnen und Leser einen noch besseren Eindruck vom Schiefen Turm bekommen, habe ich noch ein paar kurze Filme zur Veranschaulichung gemacht.

Nach drei Stunden beendeten wir den Besuch am Platz der Wunder und kehrten zum Parkplatz zurück. Die Gebühr in Höhe von 3,50 Euro je Stunde erschien uns dabei durchaus angemessen. Anschließend fuhren wir über die kurvenreiche und schmale Straße von Pisa zurück nach Lucca. Von dort machten wir dann noch einen Abstecher nach Borgo a Mozzano, wo eines der originellsten Bauwerke der Toskana zu bewundern ist, nämlich die sogenannte Teufelsbrücke. Die Ponte della Maddalena verfügt über ein sehr eigenwilliges Profil, sie ist sehr schmal und steigt sehr stark an. Augenfällig ist der große Rundbogen der von drei kleineren Bögen flankiert wird. Historisch ist wenig über die Brücke bekannt, aber touristisch ist sie in jedem Fall ein Schmankerl und wer Zeit und Lust hat und ohnehin in der Nähe von Lucca unterwegs ist, sollte dieser Brücke unbedingt einen Besuch abstatten.

Nach diesem unterhaltsamen, kleinen Abstecher fuhren wir zurück nach Lucca. Mittlerweile war es später Nachmittag und wir wollten die Zeit noch für einen kleinen Spaziergang nutzen, außerdem stand auf unserer "Must-see-Liste" noch die Kirche San Michele in Foro. Die genaue Bauzeit dieser Basilika ist nicht überliefert, vermutet wird als Baubeginn das 12 Jahrhundert, wir sind in erster Linie wegen der außergewöhnlichen Außenfassade auf die Kirche aufmerksam geworden. Die Frontseite des Giebels ist extrem hoch und mit vielen Bögen und Intarsien geradezu überschüttet. Auf der Spitze des Giebels thront eine Skulptur des Erzengels Gabriel.

Von San Michele in Foro führte uns dann der Weg wieder zur Piazza del Anfiteatro. Heute genehmigten wir uns einen Teller Spaghetti Carbonara und zur Nachspeise gab es noch ein Gelati. Auch an diesem anstrengenden Sightseeing-Tag haben wir wieder mehr als 10 km zu Fuß zurückgelegt und waren am Abend rechtschaffen müde. Morgen wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, denn es war der Tag, an dem Sonja ihren 70. Geburtstag feiern würde.

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