Montag, 29 April 2024

Nach einem überraschend guten Frühstück sind wir heute gute zwei Stunden zu unserer ersten Station in der Toskana, nach Lucca, gefahren. Die Stadt, die heute etwa 90.000 Einwohner zählt, gehörte im 13. und 14. Jahrhundert zu den bedeutendsten europäischen Städten, den Reichtum hatte sie u.a. der Textilindustrie zu verdanken. Unsere Unterkunft, die Villa San Donato, ist ein kleiner, schnuckeliger ehemaliger Palazzo mit nur einigen wenigen Zimmern, gefiel uns gut. Es war gemütlich bis familiär, was nicht zuletzt unserem Gastgeber Luca ("Luca aus Lucca!") zu verdanken war, der sich fast rund um die Uhr um das Wohlergehen seiner Gäste kümmerte.

Die Einrichtung ist liebevoll zusammengestellt, auch wenn wir uns manchmal etwas mehr Stauraum gewünscht hätten. In diesem Urlaub sollte daher der Ausdruck "aus dem Koffer leben" Wirklichkeit werden. Nachdem wir das Gepäck so gut es ging untergebracht hatten, begaben wir uns zu einem ersten Erkundungsgang in die Stadt. Luca hatte uns eine Übersichtskarte mitgegeben und auf diverse historische Sehenswürdigkeiten hingewiesen. So erklärte er uns, dass es in Lucca einst unglaubliche 99 Kirchen gegeben haben soll, weshalb die Stadt auch den Beinamen "kleiner Vatikan" bzw. "Vatikan der Toskana" hatte. Alle Kirchen haben wir natürlich nicht gesehen, aber zumindest die wichtigsten. In diesem Zusammenhang gleich ein Tipp: Sollten Sie einen Schwerbehindertenausweis haben, kommen Sie (meistens) in den Genuss eines freien Eintritts!

Glanzlichter des Rundgangs waren unter anderem der Dom San Martino, in dem sich mehrere bedeutende Altarbilder, unter anderem von Tintoretto befinden. Unweit der Kathedrale von Lucca steht die kleine Kirche San Giovanni, auf deren Glockenturm ich gestiegen bin, es waren immerhin 120 Stufen. Wenngleich die Aussicht von dort oben durch einen dicken Maschendrahtzaun etwas eingeschränkt war, konnte ich den Ausblick von dort oben doch genießen. Die größte Anstrengung stand mir allerdings erst noch bevor. Es galt, 230 Stufen zu erklimmen, die auf die Spitze des Torre Guinigi führten. Dieser Turm, der 44,25 m hoch ist , ist einer von insgesamt 250 (!) Türmen , die früher einmal in Lucca zu bewundern waren. Wer den Aufstieg erfolgreich geschafft hat, wird mit einem fantastischen Blick auf den mittelalterlichen Stadtkern belohnt und das Beste ist, dass man dabei auch noch im Schatten von Jahrhunderte alten Steineichen steht. Als ich die ersten Stufen in Angriff nehmen wollte, kam mir eine junge Dame entgegen, die, ich traute meinen Augen kaum, Stilettos an den Füßen trug. Von diesem Augenblick an war ich wie befreit und gleich deutlich optimistischer, die Anstrengung erfolgreich zu meistern.

Lucca ist eine Stadt, die nicht nur über viele Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten verfügt, es ist auch eine Stadt, die zum Verweilen einlädt. Wir ließen uns durch die vielen kleinen Gassen treiben und haben das eine oder andere Mal auch die Orientierung verloren. Ein Stadtplan oder Google Maps sind in diesen Fällen immer sehr hilfreich und wenn man gar nicht mehr weiter kommt, kann man natürlich auch die Einheimischen um Rat fragen. Wir suchten uns eine Pizzeria auf der Piazza  Anfiteatro, wo wir uns eine Pizza Diavola schmecken ließen.

Auf dem Rückweg über die Via Fillungo, der wichtigsten Einkaufsmeile in Luccas Stadtzentrum, kamen wir noch an der Kirche San Frediano vorbei, deren farbenprächtige Außenfassade den Betrachter in seinen Bann zieht. Wir beendeten das Sightseeing mit einem Abstecher zum Palazzo Pfanner, der im Jahr 1660 errichtet wurde und der mit einem sehr schönen Barockgarten glänzen kann. 

Dass wir schon an diesem ersten Tag in der Toskana mehr als 12 Kilometer zu Fuß zurücklegen würden, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Ein Glück, dass die Villa San Donato nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtzentrum entfernt lag. Und auch wenn die Betten hier etwas kleiner waren als bei uns Zuhause, wir haben dennoch hervorragend geschlafen. Neue Kräfte waren auch nötig, denn schon am nächsten Tag stand ein Abstecher nach Pisa zum dortigen "Schiefen Turm" auf dem Programm. Begleiten Sie uns doch!

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