Mittwoch, 8. Mai 2024

In der ersten Nacht in "der Garage" haben wir sehr gut geschlafen und sicher nicht nur, weil wir zu diesem Zeitpunkt die einzigen Gäste waren. Allmählich fiel wohl auch die Last des Alltags ab, die uns zuhause mitunter einholt. Wir waren angekommen in der Toskana. Beim Blick aus dem Fenster wurde die Laune gleich noch einmal besser, denn die Sonne strahlte. Wir gingen in den Frühstücksraum und trauten unseren Augen kaum. Es war schier unglaublich, was uns dort von Maurizio, dem Hausherrn, aufgetischt wurde. Es gab frische Brötchen, Eier, Antipasti, diverse Wurtsorten. Dazu einen großen Tisch am Panoramafenster nur für uns!

Mit einem derart reich gedeckten Tisch hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Das übertraf alle Erwartungen. Andererseits würden wir gerade heute eine gute Grundlage brauchen, denn es sollte ein langer und anstrengender Tag werden. So genau wussten wir das aber zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht. Nach dem Frühstück ging es zunächst in westlicher Richtung los. Bewaffnet mit der Umgebungskarte, die auch die GPS-Daten der "Zypressen-Schönheiten" beinhaltete und natürlich unseren Smartphones waren wir zuversichtlich, all die tollen Fotomotive zu entdecken, die wir bislang nur aus dem Internet kannten.

Unser erstes Zeil war die Cappella della Madonna di Vitaleta, die im Val d'Orcia auf der Straße nach Pienza liegt. Nicht so ganz einfach zu finden, aber diesen zauberhaften Ort wollen viele fotografieren und so folgt man am besten den anderen, dann klappt es auch. Überflüssig zu erwähnen, dass die gesamte Gegend in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde.

Es war jetzt 10.45 Uhr und die Lichtverhältnisse ließen lediglich gute Aufnahmen von der Rückseite des Gebäudes zu. Wir würden daher am späten Nachmittag wieder kommen, um die Kapelle auch an der Vorderseite im schönsten Licht zu sehen.

Etwa 8 Kilometer weiter südlich liegt das bekannte Bagno Vignoni, ein weiterer außergewöhnlicher kleiner Ort, in dem das Thermalwasser mit rund 49 Grad fließt. Hauptattraktion ist der so genannte Wasserplatz (Piazza d'Aqua), ein riesiges Wasserbecken, das allerdings nicht betreten werden darf, das alle Blicke auf sich zieht.

Wir verabschiedeten uns von dem stimmungsvollen kleinen Dorf Bagno Vignoni und fuhren in südöstlicher Richtung zu einer der bekanntesten Zypressenalleen der ganzen Toskana, zur Poggio Covili, einem weiteren Foto-Hotspot. Keine zehn Minuten später sahen wir schon einige Autos mit in der Mehrzahl chinesischen Touristen an der Zufahrt zum Agriturismo Poggio Covili stehen. Hier waren wir also richtig. Wir stellten unseren Wagen direkt an der Straße SR2 ab, die sich unmittelbar an der Zufahrt zum Agriturismo befindet, stiegen aus und fotografierten. Ich denke, an den folgenden zwei Aufnahmen wird deutlich, weshalb diese Straße so häufig fotografiert wird.

Der erste Hunger nach Zypressen war damit zunächst einmal gestillt. Unser nächstes Ziel, das kleine Städtchen Montalcino, lag etwa 20 Kilometer in westlicher Richtung. In der Heimat des berühmten Brunello leben nur wenige 100 Einwohner. Der Besucherandrang war überschaubar, das Wetter stabil, so dass wir beste Voraussetzungen für einen Besuch des ehemals bedeutenden Festungsdorfes hatten.

Montalcino war im 14. Jahrhundert so eine Art letztes Bollwerk der Republik Siena vor der Eroberung durch die Medici. Das war vermutlich auch der Grund, weshalb auch dieser Ort sehr steil war und bereits nach wenigen Metern Bergsteigerqualitäten gefordert waren. Trotzdem erkundeten wir das kleine Städtchen, soweit uns das möglich war.

Außer uns waren so gut wie keine weiteren Touristen unterwegs, was mitunter auch ganz angenehm sein kann. Das kleine Dorf hat nämlich durchaus Interessantes zu bieten, z.B. die Kirche Madonna del Soccorso, erbaut im 14. Jahrhundert an der Stelle, an der sich eine Ikone der Heiligen Jungfrau befand. Diese Kirche ließen wir allerdings links liegen, weil die Kathedrale von Montalcino das für uns attraktivere Ziel war. Die Kirche, bereits um das Jahr 1.000 erbaut, wurde von Papst Pius II. in den Stand eines Doms erhoben.

Nach einer halben Stunde visierte ich bereits die dritte Kirche an und zwar die Chiesa di Sant'Egidio, die im Jahr 1325 von der Republik Siena errichtet wurde. Meine Frau hatte zu diesem Zeitpunkt, es war bereits 13.30 Uhr, keine Lust mehr auf weitere Sakralbauten. So beließ ich es bei der Chiesa di Sant'Agostino, die ebenfalls im 14. Jahrhundert erbaut wurde bei einer Außenaufnahme.

An der Piazza del Popolo, an dem sich das wichtigste Gebäude, der Palazzo Communale befindet, machten wir dann endlich eine Pause. Die Bruschette und den obligatorischen Aperol Spritz hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt wirklich redlich verdient. Von unserem Tisch an der kleinen Bar konnten wir auch den schmalen Turm bewundern, der neben dem Rathaus steil nach oben ragt.

Während sich Sonja ausruhte und den Blick auf den Palazzo Communale genoss, spazierte ich zur Festung von Montalcino, die ab 1361 von den Sienesen errichtet wurde mit einer fünfeckigen Struktur, die damals neuartig war. Die Mauern und Türme sind heutzutage vollständig begehbar. Da wir jedoch keine Zeit mehr hatten, beließ ich es bei Aufnahmen von unten.

Als wir Montalcino den Rücken kehrten, war es bereits 15.00 Uhr. Sonja, die sich wieder erholt hatte, vertiefte sich in die Umgebungskarte von Pienza. Wir waren auf der Suche nach den "Zypressen von San Quirico", diesem kreisförmig angelegten kleinen Zypressenwäldchen, einem der bekanntesten Fotomotive im Val d'Orcia. Wir mussten nur etwa 9 Kilometer mit dem Auto zurücklegen und fuhren dann an einigen ratlosen chinesischen Touristen vorbei in Richtung eines Weingutes. Ich stellte den Wagen am Rand eines Weges ab und ging zu einem Arbeiter, der mir erklärte wie wir gehen mussten. Hier war von Massentourismus keine Spur, nach wenigen Gehminuten erreichten wir das idyllische kleine Zypressenwäldchen und fotografierten nach Herzenslust.

Das linke Foto zeigt das Weingut. 100 Meter davor kann man den Wagen am Wegesrand abstellen und geht dann links am Anwesen vorbei, schon nach wenigen Metern ist dann das Zypressenwäldchen zu erkennen. Der dichter bewachsene Wald auf dem rechten Bild befindet sich etwas unterhalb. Dazu fährt man mit dem Wagen zurück auf die geteerte Straße SS2 Richtung San Quirico. Nach kurzer Zeit ist das zweite Wäldchen rechter Hand zu sehen und man kann in eine kleine Parkbucht einfahren, um zu fotografieren.

Nachdem die Sonne in den letzten Stunden gewandert war, konnten wir jetzt noch einen zweiten Fotostop bei der Cappella della Madonna di Vitaleta einlegen, um das schmeichelnde Licht zu nutzen.

Als wir nach Pienza zurückkehrten, war es fast 18.00 Uhr. Einmal mehr zeigte sich die strategisch hervorragend ausgewählte Lage der "Garage". Wir hatten tatsächlich keine große Lust mehr auf lange Fußmärsche und genossen es, nach fünf Minuten im Zentrum von Pienza zu sein. Natürlich muss man in dieser Stadt fotografieren, es ist einfach zu schön.

Glücklicherweise fanden wir noch eine kleine Bar, die nicht erst nach 19.00 Uhr öffnet, und konnten hier etwas essen, bevor wir nach mehr als 10 Kilometern Fußmarsch erschöpft ins Quartier zurückkehrten.

Heute durften wir zum ersten Mal Toskana-Feeling pur erleben. Das war anstrengend genug, setzte aber auch neue, positive Energien frei. Schließlich gab es noch viel zu sehen und auch morgen würden wir, u.a. in Montepulciano, nur unwesentlich kürzer unterwegs sein. Haben Sie Lust? Dann begleiten Sie uns!

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