Obwohl wir jetzt schon viele neue Erinnerungen auf unserer Kreuzfahrt gesammelt hatten, stand der Höhepunkt der Reise noch bevor und zwar der zweitägige Aufenthalt m "Heiligen Land". Zur Einstimmung auf die Ausflüge habe ich eine kleine Collage zusammen gestellt.
Bei der Buchung der Reise war der zweitägige Aufenthalt ein wichtiges Kriterium. Erst einmal und zwar im Jahr 2010 hatten wir, ebenfalls im Rahmen einer Kreuzfahrt, damals mit der Costa Pacifica, die Gelegenheit etwas von der Faszination Israels kennenlernen zu dürfen. Schon damals hofften wir, irgendwann in dieses Land zurück kehren zu können.
Samstag, 18 November 2017 (Haifa, Israel)
Seit dem Ablegen in Limassol hatte die Amadea 165 Seemeilen zurück gelegt. Bereits gegen 6.00 Uhr morgens erreichte das Traumschiff die drittgrößte Stadt Israels (279.000 Einwohner) und lief in den bedeutendsten Hafen des Landes ein.
Wir hatten uns für den 12-stündigen Ausflug zum Toten Meer und nach Masada angemeldet, entsprechend früh mussten wir heute aus den Federn. Es würde ein verdammt langer und auch anstrengender Tag werden, dessen waren wir uns durchaus bewusst. Treffpunkt war wie immer die Atlantik Lounge. Vor dort ging es gegen 7.00 Uhr in der Gruppe zum Hafenterminal zur Pass- und Personenkontrolle. Dort erhielten wir dann auch die so genannte "israelische Landgangskarte", die wir sorgfältig aufbewahren und bei Bedarf vorzeigen sollten. Zu unserer Überraschung waren diese Formalitäten sehr schnell erledigt, die Zollbeamten waren freundlich und nicht an schikanösen Verzögerungen interessiert. Damals auf der Costa Pacifica waren die israelischen Beamten schon einige Tage vor der Ankunft in Israel an Bord gekommen, hatten zum Teil ausführliche Gespräche mit den Ausflugsteilnehmern geführt, diesmal lief das alles ganz anders.
Im klimatisierten Bus begrüßte uns der israelische Reiseleiter, dessen Namen ich mir leider nicht sofort notiert und daher vergessen habe. Es war ein freundlicher Mann, der mit Religion nichts am Hut hatte und sein Wissen über Land und Leute gerne mit uns teilte. Schade, dass er etwas leise sprach und auch ziemlich stark nuschelte. Dass derartige Ausflüge mit langen Busfahrten verbunden sind, ist nicht zu ändern, insofern macht es auch wenig Sinn, sich darüber aufzuregen. Schließlich zwang uns ja niemand dazu. Bis Masada lagen etwa drei Stunden Busfahrt vor uns. Die folgende Karte gibt einen kurzen Überblick. Haifa ist ganz oben im Nordwesten, gegenüber ist der See Genezareth, von dort in gerader Linie nach Süden befindet sich das Tote Meer. Masada ist nicht mehr aufgeführt, es liegt noch einige Kilometer südlich von Ein Gedi.
Die Fahrt wurde uns durch den Reiseleiter mit seinen Erzählungen zum Glück verkürzt. An diesem Samstag war Schabatt (zu deutsch Ruhetag, Ruhepause). Im Judentum ist das der siebte Wochentag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Seine Einhaltung ist eines der Zehn Gebote Er beginnt am Abend und dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag. Für uns war das weiter kein Beinbruch, weil bei unseren Ausflügen nach Masada und an das Tote Meer damit kein Nachteil verbunden war. Als wir die Außenbezirke von Jerusalem erreichten, fiel mir auf, dass dort eine rege Bautätigkeit herrschte. Die Kräne standen allerdings wegen des Schabatts (noch) still. Ob es sich hier um die umstrittenen neuen Ansiedlungen in Ost-Jerusalem handelte, habe ich nicht gefragt. Interessant zu beobachten war es allemal, auch die Gegensätze von starker Bebauung einerseits oder Wüste andererseits und das innerhalb sehr kurzer Strecken sieht man auch nicht alle Tage.
Israel ist übrigens nicht nur das Land, in dem Milch und Honig fließt, auch das umstrittene Palmöl wird hier u.a. produziert.
Es ist nicht allein die Vielfalt der Völker, die hier leben oder die vielen Religionen, die immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen, es ist auch die faszinierende Landschaft, die uns in ihren Bann zieht. Von den Sandstränden am Mittelmeer bis zur abwechslungsreichen Wüste des Negev ist dem Auge des Betrachters unendlich viel geboten. Wir kamen jetzt allmählich in das Gebiet rund um das Tote Meer, zum Teil konnten wir es im Dunst schon erkennen.
Unser erstes Ziel war die Bergfestung Masada. Bis kurz vor unserer Reise konnte ich mit diesem Begriff erst einmal nichts anfangen, doch dann gab ich den Namen bei Google ein und mein Interesse war geweckt. Kaum zu glauben, dass hier, in einer eher lebensfeindlichen Gegend, einer der wichtigsten "Erinnerungsorte" Israels sein soll. Masada ist ein Tafelberg und erinnert von Ferne an jenen in Kapstadt. Er ist 400 Meter hoch und er wird von felsigen Steilabhängen nach allen Seiten geschützt. Bevor wir den Berg eroberten, sahen wir uns unten in der Seilbahnstation zunächst ein Modell an.
Im Anschluss wurde uns ein Film über die Entstehung der Festungsanlage und deren geschichtliche Bedeutung vorgeführt. Hier bekamen wir schon einen sehr guten Eindruck der imposanten Bergfestung, die im Jahr 2001 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde und gewannen ein Gespür für die geschichtliche Bedeutung, die Masada für die Juden hat. Dann ging es mit der Seilbahn, die im Jahr 1998 gebaut wurde, nach oben.
Von oben ist der Blick einfach atemberaubend. Eine Seilbahn gab es freilich vor 2000 Jahren noch nicht, damals quälten sich die Menschen noch zu Fuß nach oben. Auch heute ist das möglich, aber ich weiß nicht, ob das angesichts der gut einsehbaren und beschwerlichen Pfade wirklich eine Option ist.
Oben angekommen bewunderten wir erst einmal die abenteuerlich am Berg hängende Gipfelstation und die gewagten Konstruktionen der Fußwege.
Der Ansturm der Touristen war um diese Zeit, es war später Vormittag, noch überschaubar. Zunächst bewunderten wir ein weiteres Modell der Festungsanlage.
Dann führte uns der Reiseleiter durch das Ausgrabungsgelände und erzählte die Geschichte von Masada, die sicher nicht alltäglich ist. Die Festung wurde im Wesentlichen von König Herodes, dem "Bau-König", in den Jahren 40 v.Chr. bis 30 v.Chr. gebaut. Zu geschichtlicher Berühmtheit gelangte sie allerdings erst durch die Ereignisse im Jahr 73 n.Chr., also etwa 100 Jahre später. Masada war während der Zeit des "Großen Aufstandes gegen die Römer" (etwa 60 n.Chr. bis 70 n.Chr.) von jüdischen radikalen Widerständlern, den Zeloten, besetzt. Die Römer, die Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. erobert hatten, belagerten schließlich die Festung von Masada. Die hier eingeschlossenen Zeloten, nach Angaben des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus sollen es knapp 1000 gewesen sein, verübten gemeinsam Selbstmord. Damit entgingen sie einer drohenden römischen Gefangenschaft.
Jetzt waren wir also mittendrin in dieser Geschichte, deren historische Zuverlässigkeit zwar umstritten ist, unumstritten ist jedoch die Symbolkraft, die von Masada ausgeht und wenn man seinen Blick über das Plateau, auf dem einst 2.000 Menschen lebten, und die Wüste schweifen lässt, ist man zwangsläufig fasziniert. Aber lassen wir zunächst Bilder sprechen.
Wir sahen Speicher, Badeanlagen, Heißwasserräume und ein Zisternensystem mit einem Fassungsvermögen von unglaublichen vier Millionen Litern. Ein Beleg dafür, weshalb die Rebellen hier oben einer Belagerung von sechs Jahren stand gehalten haben. Aber schließlich hatte der massive Aufmarsch der Zehnten Legion doch Erfolg und es kam zum kollektiven Selbstmord.
Die Besichtigung von Masada war spannend und informativ, besonders diese Tour machte deutlich, was Kreuzfahrten auszeichnet: jeden Tag neue interessante Ziele entdecken.
Die Ausgrabungen förderten auch sehr schöne Fresken zu Tage. Darüber hinaus sahen wir ein Modell des Nordpalastes und die Reste davon aus der Draufsicht. Wer noch mehr Informationen zu Masada und seinen Ausgrabungen wünscht, ist auf dieser Seite bestens bedient.
Für uns war es nun allmählich an der Zeit Abschied zu nehmen von dieser einzigartigen Sehenswürdigkeit.
Aber es blieb noch Zeit für ein paar Aufnahmen, z.B. von dem Vogelpärchen, das sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ und sogar das gereichte Weißbrot einfach ignorierte. Dann machte ich noch eine allerletzte Panoramaaufnahme, bevor es mit der Seilbahn wieder nach unten ging.
In diesem kurzen Film wird noch einmal eine gewisse Beklemmung deutlich. Eine Seilbahn mitten in der Wüste fährt zu einem Tafelberg, aber jetzt kannten wir immerhin den Hintergrund.
Die Besichtigung machte uns richtig hungrig und daher waren wir froh, dass im Programm auch ein Mittagessen vorgesehen war, das wir im Hotel Lot am Toten Meer einnehmen würden. Die Fahrt von Masada nach En Bokek dauerte nur ein paar Minuten und dann waren wir dort, am tiefsten Punkt der Erde. Nach Angaben bei Wikipedia liegt der tiefste Punkt derzeit bei 428 Meter.
Von außen machte das Hotel schon mal einen guten Eindruck. Der Parkplatz war rappelvoll und dazu erklärte uns der Reiseleiter, dass die Hotels in En Bokek von den Israelis gerne genutzt werden, um mit der ganzen Familie vorzugsweise am Wochenende ein paar abwechslungsreiche Tage zu verbringen. Kurios wurde es dann, als wir den Eingangsbereich erreichten. Es gab zwei Aufzüge, was an sich nichts Besonderes ist. Der rechte Aufzug aber war "koscher". Meine Frage dazu wurde wie folgt beantwortet. Der Schabatt schreibt vor, dass jeglich Arbeit zu ruhen hat. Selbst das Drücken von Aufzugknöpfen wäre für streng gläubige Juden daher als Arbeit zu verstehen. Dieser Aufzug kann aber genutzt werden, ohne dass man drücken muss, außerdem bleibt er in jedem Stockwerk automatisch stehen. Da wusste ich erstmal nicht, ob ich lachen oder besser einfach nichts sagen sollte. Ich entschied mich für Zweiteres. Aber eins steht fest: Reisen bildet!
Das Essen war für die Gäste der Amadea im Ausflugspreis inbegriffen, Mineralwasser ebenfalls. Man konnte sich am Büffet bedienen, was wir auch gerne machten. Allerdings beeilten wir uns, denn wir wollten noch möglichst viel Zeit am Wasser nutzen. Unsere Badesachen hatten wir mitgebracht und im Außenbereich des Hotels hatten wir dann die Möglichkeit uns umzuziehen. Das Hotel liegt direkt am Toten Meer, das eigentlich kein Meer, sondern ein 900 Quadratkilometer großer Salzsee ist mit einem Salzgehalt von 29 Prozent.
Leider war es etwas diesig, aber die Temperaturen waren mit 26 Grad angenehm. Auch das Wasser hatte diese Temperatur, so dass man nicht fror, wenn man das Bad nach ein paar Minuten beendete. Dass der Salzgehalt enorm ist, sieht man schon am Strand, der von Salzkristallen gesäumt ist.
Es waren nicht viele Menschen am Strand und noch weniger im Wasser. Scheinbar saßen alle in den Hotelrestaurants. Zaghaft gingen wir ein paar Schritte in die salzige Brühe. Es fühlte sich irgendwie leicht ölig an, dann setzte ich mich hinein und sofort spürte ich diesen berühmten Effekt, den man von so vielen Fotos kennt: man geht tatsächlich nicht unter. Mit etwas Übung hatten wir den Dreh schnell raus und schließlich ließen auch wir uns von einem Besucher beim Zeitunglesen fotografieren. Ich hatte natürlich ein Tagesprogramm der Amadea zur Hand!
Entgegen der weitläufigen Meinung ist das Tote Meer nicht das salzhaltigste Gewässer der Erde, das ist der Assalsee bei Dschibuti mit einem Salzgehalt von 35 Prozent. Bei all dem Spaß, den wir beim Baden im Toten Meer hatten, sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Naturdenkmal, um ein solches handelt es sich nämlich beim Toten Meer, sehr gefährdet ist. In den letzten zwei Jahren sank der Meeresspiegel etwa um drei Meter. Aber weil die wesentlichen Zuflüsse, wie der Jordan, schon seit Jahrzehnten nicht mehr in den Salzsee geleitet werden, droht dem Toten Meer die totale Austrocknung. Einen interessanten Artikel zu diesem Problem fand ich bei der Wirtschaftswoche.
Die Zeit am Toten Meer war naturgemäß viel zu kurz, gerne wären wir noch länger geblieben, aber es half alles nichts. Gegen 16.00 Uhr traten wir die lange Busfahrt nach Haifa an. Den Liegeplatz erreicht wir etwa zweieinhalb Stunden später. Bevor die Schranke für den Bus hoch ging, kamen zwei israelische Zollbeamte in den Bus und fragten uns über den Reiseleiter, ob wir von fremden Personen angesprochen worden wären o.ä. Wir wurden im Vorfeld schon darüber informiert, dass wir dieses Prozedere ernst nehmen sollten. Natürlich ist das alles auf die besondere Situation Israels, das von arabischen Staaten umzingelt ist, zurück zu führen. Das hohe Sicherheitsbedürfnis ist sicher nachvollziehbar und wir als Gäste haben das ohnehin zu akzeptieren. Es dauerte auch nur ein paar Minuten und so waren wir schon bald im Vier Jahreszeiten, um unser Abendessen einzunehmen. Dort fiel mir an einem Nebentisch ein Mann auf, der mir bekannt vorkam. Es handelte sich um den Schiffstester Mattias Morr, der in Haifa zugestiegen war und mit dem ich mich zwei Tag später länger unterhalten würde.
Nach weiteren Aktivitäten stand uns heute nicht der Sinn. Der Tag war lang und erlebnisreich und würde morgen ähnlich verlaufen. Ganztagesausflüge erfordern nun mal frühes Aufstehen. Wir gingen daher zeitig schlafen, denn morgen würde es bereits um kurz nach sieben mit dem nächsten Ausflug nach Jerusalem weiter gehen.
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Mit einem letzten Bild von Masada, hier eine Zisterne, verabschieden wir uns von den eindrucksvollen Ausgrabungsstätten am Toten Meer.