Mittwoch, 10. März 2010
Das "Today" hatte wieder gute (Wetter)Nachrichten für uns: Maximaltemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius waren vorhergesagt. Ideale Voraussetzungen also für unseren Besuch der heiligen Stätten in Bethlehem und Jerusalem. Die 200 Seemeilen von Limassol nach Ashdod legte die Costa Pacifica sozusagen auf einer Backe zurück. Wenngleich wir nach den Ereignissen der letzten Tage mit saloppen Sprüchen dieser Art aber vorsichtig waren. Im Tagesprogramm wurden wir noch einmal eindringlich darauf hingewiesen folgende Papiere immer bereit zu halten: Reisepass, Landgangskarte, Ausflugsticket und Costakarte. Für uns eine Selbstverständlichkeit.
Nach dem Frühstück, das wir wie immer entspannt im New York einnahmen, begaben wir uns zeitig (noch vor sieben Uhr) in die Grand Bar Rhapsody auf Deck 5, um unsere Busnummern in Empfang zu nehmen. Diesbezüglich klappte die Organisation übrigens immer ganz ausgezeichnet, niemand musste Angst haben, am Ende ohne Transportmittel da zu stehen.Während wir auf die Verteilung der Busnummern warteten, überflog ich noch einmal das "Today" und schmunzelte, als ich den folgenden Eintrag sah: "15.30 Uhr - Seminar: Mehr essen, um Gewicht zu verlieren!" Ich bedauerte fast schon, daran nicht teilnehmen zu können. Erstaunlich, was auf einem Kreuzfahrtschiff alles an Freizeitaktivitäten angeboten wird.
Auf Deck "0" befand sich der Ausgang. Wir verließen die Costa Pacifica und freuten uns auf die kommenden Ereignisse. In Bus Nr. 34 wurden wir kurz darauf von unserem israelischen Reiseleiter Noga begrüßt.
Der agile 70-jährige entpuppte sich als lockerer Plauderer und intimer Kenner Israels. Er war bis zu seiner Pensionierung als Sportlehrer tätig und begann anschließend noch ein Touristikstudium. Seitdem ist er als Reiseleiter für verschiedenste Unternehmen gut gebucht. Noga machte von Anfang an keinen Hehl aus seiner Abscheu gegenüber den orthodoxen Juden und bezeichnete sich selbst als absolut unchristlich. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt sahen wir uns in unseren Vorurteilen, die wir mitgebracht hatten, nicht bestätigt. Aber was kann man in den wenigen Stunden, die uns als Kreuzfahrt-Touristen zur Verfügung standen, schon erfahren. Unser umtriebiger Reiseleiter erklärte uns zunächst den Programmablauf und dann waren wir auch schon mittendrin im alltäglichen israelischen Verkehrschaos, das sich nicht anders gestaltete als die Rushour in München oder in irgendeiner anderen Großstadt. Oder vielleicht doch, es herrschte noch mehr Verkehr, wir kamen wirklich zum Teil nur sehr stockend voran. Das lag aber nicht am Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden, der an diesem Tag in Jerusalem war. Anfangs war sogar spekuliert worden, dass deshalb möglicherweise die Fahrt nach Bethlehem gestrichen werden müsste. Aber so weit kam es gottseidank nicht.
Wenige Kilometer nachdem wir Ashdod hinter uns gelassen hatten, nahm die Landschaft ein typisch orientalisches Aussehen an. Hier in der Küstenregion werden wirtschaftlich wertvolle Pflanzen wie Zitrusfrüchte, Feigen oder Datteln angebaut, auch Bananenplantagen kann man sehen. Interessant auch, dass Israel über etwa 650 Diamantenschleiferein verfügt, in denen etwa die Hälfte aller Rohdiamanten weltweit weiterverarbeitet werden. Nach ca. einstündiger Busfahrt erreichten wir die Ausläufer von Jerusalem, dem mittlerweile 3.000 Jahre alten "Freilichtmuseum", das die Sinne betört. Am Anfang freilich sind die Eindrücke eher ernüchternd. Hier draußen wirkt Jerusalem wie alle Großstädte dieser Welt: beliebig, austauschbar, laut.
Noch bevor wir das "echte" Jerusalem zu sehen bekamen, verabschiedete sich Noga von uns. Allerdings nur vorübergehend, wie er uns erklärte. Nach Bethlehem, das auf Palästinensergebiet liegt, dürfe er nicht einreisen. Die politische Gegenwart hatte uns plötzlich eingeholt und wir wurden Zeuge des alltäglichen Wahnsinns. Tausende von Menschen, die auf engstem Raum leben, können sich nicht frei von A nach B bewegen. Streng bewachte Grenzen, hohe Mauern, Stacheldraht, Maschinengewehre. Eine Drohkulisse, die uns Deutschen aus unserer eigenen jüngsten Vergangenheit noch in bester, richtiger müsste es freilich heißen, in allerschlechtester Erinnerung ist.
Die Graffities auf den beiden unteren Bildern bringen die ganze Hoffnungslosigkeit der Menschen in den Palästinenergebieten sehr gut zum Ausdruck. Raubtiere fressen nicht nur bildhaft Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, sie machen auch vor den Bewohnern selbst nicht Halt. Hier kann sich jeder seinen eigenen Reim darauf machen. Den Grenzübertritt erleben wir in gespenstischer Stille. Zwei schwerbewaffnete Polizisten mit schusssicheren Westen, sonnenbebrillt und ernst, schreiten durch unseren Bus. Der palästinensische Reiseleiter steigt erst zu, nachdem wir uns in Bethlehem befinden. Dann begrüßt uns der Begleiter für die kommenden zwei bis drei Stunden: er heißt Nabil, ich schätze ihn auf etwa 50 Jahre und er spricht sehr gut Deutsch. Damit hatten wir gar nicht gerechnet, denn im Ausflugsprogramm für den heutigen Tag wurde lediglich ein englischsprachiger Reisebegleiter avisiert. Um so besser, dachten wir! Allerdings war Nabil, ganz im Gegensatz zu seinem israelischen Kollegen, eher einsilbig. Er spulte sein Programm ohne jede Emotion herunter und man spürte deutlich, dass er hier nur einen Job macht.
Mit dem Bus fuhren wir zunächst in ein Parkhaus. Von hier gingen wir zu Fuß zum früheren Krippenplatz, dem jetzigen Omar-Platz. Er befindet sich direkt gegenüber der Geburtskirche:
Nach wenigen Schritten unter blauem Himmel sahen wir sie dann auch schon: die Geburtskirche. Verwundert nahmen wir dann die Frage unseres Reiseleiters Nabil zur Kenntnis, ob wir denn, angesichts der Menschenmenge so lange warten wollen, bis wir in die Geburtsgrotte treten können. Da ich das Gefühl hatte, dass niemand so recht etwas antworten wollte, erwiderte ich nur: "Natürlich, deshalb sind wir doch gekommen!" Wie schon erwähnt, der gute Nabil machte einfach nur einen Job. Dabei ist die Besichtigung der Geburtskirche wirklich ein Highlight und dass die Sache nicht ohne Wartezeiten über die Bühne gehen würde, war jedem von uns klar.
So führte uns denn der gute Nabil in die Geburtskirche, vermutlich die älteste der Welt. Von Außen sieht sie eher aus wie eine Festung. Aber irgendwie passt dieser Eindruck auch gut in die neue Zeit. Immerhin liegt Bethlehem im West-Jordanland, hier wo jeder jeden eifersüchtig beobachtet und bewacht. Auch in der Geburtskirche selbst sind die Claims abgesteckt, die griechisch-orthodoxen Christen nennen den Hauptaltar und die rechten Seitenaltäre ihr eigen, den Armeniern gehören die Seitenaltäre links und für die Katholiken blieben nur der Dreikönigs-Altar, der Stern unter dem Geburtsaltar, die Hieronymus-Grotten sowie der Platz links von der Kirche, wo sie sich eine eigene Kirche bauen durften. Über die Jahrhunderte hat sich also nichts geändert, alle blicken verstohlen zum Nachbarn und beäugen ihn misstrauisch. Und das alles unter dem Mantel des Glaubens, der Religion. Eine verlogene Welt, in der wir leben.
Ist man allerdings erst einmal im Inneren der Kirche, treten diese Gedanken in den Hintergrund. Das liegt vielleicht auch daran, dass man sein Haupt erst einmal beugen muss, um überhaupt ins Innere der Kirche zu gelangen. Das so genannte "Tor der Demut" ist nämlich nur 1,20 Meter hoch.
Man lässt sich gefangen nehmen von dem Zauber, der von diesen alten Mauern ausgeht. Du atmest den Duft des allgegenwärtigen Weihrauchs, stehst im Mittelschiff der Kirche und bist überrascht. Es ist eine modern anmutende Kirche mit Mittelschiff, Atrium und Vorhalle. Im Boden eingelassen kann man noch Mosaike aus dem 6. Jahrhundert bestaunen.
Wir reihten uns also ein in den rechten Säulengang, an dessen Ende der Eingang zur Geburtsgrotte auf den schwitzenden Touristen wartet. Der gute Nabil hatte sich an dieser Stelle längst vom Acker gemacht, Informationen waren jedenfalls von ihm nicht zu erwarten. Nun gut, warten konnten wir auch ohne ihn. Die Zeit verging ohnehin schneller als gedacht, es waren auch deutlich weniger Touristen vor Ort als befürchtet. Nach etwas mehr als 40 Minuten schreiten wir die schmale Treppe zur Grotte hinab; sie ist etwa 12 Meter lang und 4 Meter breit. Die Stelle, an der Jesus geboren worden sein soll, ist mit einem Silberstern gekennzeichnet. Die 15 Lampen über dem Stern repräsentieren übrigens die verschiedenen Religionen. Ich halte inne, spreche ein kurzes Gebet, und mache dann meine Fotos. Trotz der vielen Menschen um mich herum bin ich für einige kurze Momente allein mit mir und meinen Gedanken. "Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est" (Hier wurde von der Jungfrau Maria Jesus Christus geboren) kann ich gut lesen; der Text ist auf dem inneren Ring des silbernen Sterns angebracht. Drei Stufen unter der Geburtsstelle befindet sich der Krippenaltar, wo die Anbetung der Hirten stattgefunden haben soll, der Altar der Heiligen Drei Könige ist ebenfalls daneben.
Mit diesen Eindrücken verlassen wir die Geburtskirche. Durch unseren Besuch wurde mein Interesse an den Hintergründen, wie ich gestehen muss, noch größer. Ich will nicht behaupten, ein gläubigerer Mensch geworden zu sein, aber kritischer bestimmt. Wenn man bedenkt, dass dieses Bauwerk die Jahrhunderte fast unbeschadet überstanden hat, könnte man fast auf die Idee kommen, dass eine höhere Macht hier ihre Hände im Spiel hat.
Zur linken Hand, unmittelbar neben der Geburtskirche, wurde 1881 die Katharinenkirche von den Franziskanern errichtet. Während uneres Besuchs fand gerade ein sehr gut besuchter Gottesdienst statt. Hätten die Kirchen in Deutschland auch nur annähernd einen solchen Zulauf, bräuchte man sich um die Zukunft keine Gedanken machen. Aber unsere Kreuzfahrt mit dem Besuch der heiligen Stätten war vor den Ereignissen um Bischof Mixa und die sich anschließenden Turbulenzen; auch der Überfall der Israelis auf den Hilfskonvoi "Free Gaza" war später und ich muss zugeben, dass mich all das nur noch nachdenklicher gemacht hat.
Unser Führer Nabil hatte sich zwischenzeitlich wieder zu uns gesellt, aber nur um sich zu verabschieden. Statt seiner führte uns ein anderer zurück zum Parkhaus, wo der Bus auf uns wartete. Die Luft war stickig, wir schwitzten und freuten uns auf eine Pause. So weit war es aber noch nicht, schließlich brauchten wir noch Souvenirs aus Bethlehem und zu diesem Zweck chauffierte man uns zu einem entsprechenden Laden, der auch wirklich gut sortiert war. Bevor ich in den Bus einstieg fiel mir noch ein Plakat von Yassir Arafat auf, dem legendären Anführer der PLO. Im Souvenirladen, den wir wenig später erreichten, hatten wir dann reichlich Gelegenheit, uns mit Mitbringseln jedweder Art einzudecken. Angeboten wurden Bücher über Israel, Jerusalem und/oder Bethlehem, Kartenmaterial, Rosenkränze und natürlich Krippen. Wir konnten in aller Ruhe stöbern und bei der Gelegenheit hielt ich auch einen kleinen Plausch mit einem palästinensischen Verkäufer, der hoffte, dass in naher Zukunft wieder mehr Touristen in die Stadt kommen würden. Der Bau der unsäglichen Mauer hätte viele abgeschreckt.
Der erste Teil unseres Israel-Besuches war damit vorüber. Wir standen alle noch unter den Eindrücken, die wir in der Geburtskirche sammeln durften. Für mich war es ein Erlebnis, das mich noch lange beschäftigen wird. Jetzt hatten wir aber erst einmal Hunger und Durst, doch vor der verdienten Mittagspause mussten wir erst noch diese bedrückende Grenze passieren. Auch das war nach einer kurzen Wartezeit erledigt, dann stieg unser israelischer Guide Noga wieder zu und begleitete uns zum Fünf-Sterne-Hotel "Leonardo" in Jerusalem, wo ein üppiges Buffet wartete und sogar erstklassiger israelischer Rot- und Weißwein ausgeschenkt wurde. Auch an dieser Stelle wieder ein Lob an Costa für die ausgezeichnete Wahl dieser Location.
Die Mittagspause dauerte etwa eine Stunde und wir hatten das Glück, dass Noga an unserem Tisch saß und etwas aus seiner Kindheit erzählte, die er zusammen mit seinen Eltern in Deutschland verbracht hatte. Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges flohen sie über die Schweiz und kamen schließlich nach Israel. In den Anfangszeiten des jungen Staates war es damals natürlich genau so schwer wie im kriegsgebeutelten Europa Fuß zu fassen. Aber seine Familie hatte es geschafft, sie haben überlebt.
Dann mussten wir wieder aufbrechen, der Besuch von Jerusalem stand bevor. Nachdem wir uns mit unserem Bus durch den nachmittäglichen Verkehr von Jerusalem gekämpft und einen Parkplatz erorbert hatten, sattelten wir wieder Schuster's Rappen. Raus in die Hitze und ab ins Gedränge. Es war nicht einfach, Kontakt zum Guide zu halten, weil sich die Gruppe immer mehr auseinander zog, auch wegen der vielen Baustellen. Zu allem Überfluss hatte unser Sohn keine schützende Kopfbedeckung. Wir gingen also schnell in einen Laden, investierten fünf Euro und versuchten, unsere Gruppe Nr. 34 wieder zu finden. Weiter ging es durch Märkte und Geschäfte im Christian Quarter, der Helena Road und der Via Dolorosa. Auch vor einer Station des Leidensweges Jesu machten wir Halt. Es war leider viel zu wenig Zeit, um all die niederprasselnden Eindrücke wirklich nachhaltig aufzunehmen. Es blieben Momentaufnahmen.
Meinen Orientierungssinn hatte ich bei der Hatz durch die Gassen längst verloren, ich versuchte einfach nur, an den anderen dran zu bleiben. Schade, dass nicht mehr Zeit zur Verfügung stand, hier wäre ein Zwei-Tagesaufenthalt wirklich empfehlenswert. Wir hetzten durch die Via Dolorosa, interessanterweise begegneten wir keiner einzigen Pilgergruppe. Die letzten fünf Stationen des Leidensweges befinden sich in der Grabeskirche, von der wir nun nicht mehr weit entfernt waren. Schließlich ging es noch durch eine schmale Gasse entlang, links um die Ecke und wir standen davor. Alleine schon wegen der vielen gelben Käppis einer russischen Touristengruppe nicht zu verfehlen.
Die heutige Grabeskirche befindet sich in der Hand von sage und schreibe sechs christlichen Konfessionen, ein Dauerstreit über die Nutzung des Bauwerks scheint dabei vorprogrammiert zu sein. Just wegen dieser Streitigkeiten bewahrt eine moslemische Familie die Schlüssel der Kirche auf und eine weitere moslemische Familie sperrt die Türen morgens auf und abends wieder zu. Näheres kann man bei Wikipedia zu diesem Thema nachlesen.
Da sich sechs Konfessionen im Gewirr der Grabeskirche mehr oder weniger gegenseitig auf die Füße treten, verwundert es nicht, wenn auch der Tagesablauf genau geregelt ist. Es muss angesichts tausender Gläubiger festgelegt werden, wer wann wo wie lange beten darf usw. Dass es dabei ausgerechnet an den hohen kirchlichen Festtagen, wie Ostern oder Weihnachten, immer wieder zu Konflikten kommt, ist fast schon paradox. Derlei Gedanken kommen einem jedoch erst viel später, im Zeitpunkt des Besuches der Kirche plagten mich andere Sorgen, z.B. immer wieder die Frage: wo ist unser Reiseleiter? Die Grabeskirche muss man sich nämlich nicht unbedingt als einheitliches übersichtliches Gebäude vorstellen. Sie erinnert eher an ein Labyrinth mit Gängen, Treppen, Altären und kleinen Kapellen. Dazu kommen die vielen Menschen aus aller Herren Länder. Jeder Gläubige möchte "sein" Foto am Salbungsstein oder am Kreuzannagelungsaltar oder sonstwo schießen. Wir auch!
Am Salbungsstein (Bild unten Mitte) spielten sich zum Teil unglaubliche Szenen ab. Gläubige, fast ausnahmslos Frauen, warfen sich unter lautem Schluchzen auf den Stein, verharrten oft minutenlang, beteten oder versuchten irgendwie Jesus näher zu kommen. Szenen, die man nicht vergisst und die unweigerlich berühren.
Zwischen kurzen Gebeten, sehen, staunen, aber auch angerempelt, gestoßen oder geschubst zu werden, hielt ich immer wieder Ausschau nach meiner Familie und natürlich nach Noga. Es ist gar nicht so einfach, in diesem unglaublichen Menschengewirr den Überblick zu behalten. Aber irgendwann erspähte ich ihn doch und wir trafen uns alle vor dem Eingang zur Grabeskirche wieder. Noga war stets darauf bedacht, seine Schäfchen wohlbehalten von A nach B zu geleiten. Da in unserer Gruppe auch ein Rollstuhlfahrer mit von der Partie war, um den er sich immer wieder kümmerte, war das gar nicht so leicht. Aber Noga machte das mit einem geradezu jungenhaften Charme und einer Selbstverständlichkeit, die man so sicher nicht erwarten konnte.
Nachdem alles durchgezählt und für vollständig befunden worden war, ging der Marsch weiter. Ein Geheimtip sollte zum nächsten Fotostopp angesteuert werden: das Österreichische Hospiz! Es wurde 1857 gegründet und diente bis zum Jahr 1918 auch als Residenz des österreichischen Konsuls. Heute wird das Hospiz von Pilgern und anderen Gästen als Unterkunft genutzt. Und wir durften den großartigen Ausblick von der Dachterrasse genießen! Spiritueller Mittelpunkt des Hospizes ist die sehr schön gestaltete Hauskapelle.
Vom Österreichischen Hospiz ging es ohne Pause weiter zur Klagemauer. Vor dem Eingang zum Hospiz trafen wir noch auf eine der wenigen Pilgergruppen, die an diesem Tag unterwegs waren. Auch hier waren Soldaten mit Maschinengewehren und schusssicheren Westen nicht weit.
Jerusalem ist nicht nur für die Christen aus aller Welt ein wichtiger Ort, sondern sie ist auch die drittheiligste Stadt des Islam. Und natürlich hat Jerusalem für die Juden eine ganz besondere Bedeutung. Nicht zuletzt wegen der Westlichen Mauer, wie sie von den Juden genannt wird, die wir als Klagemauer kennen. Sie ist 48 Meter lang und 18 Meter hoch und wird täglich von vielen Menschen besucht, die dort beten. Man kann auch Gläubige beobachten, die handgeschriebene Zettel in die Ritzen und Spalten der Mauer stecken. Die Mauer war ursprünglich die Westmauer der Tempelanlage und sie gilt vielen Juden als ein Symbol für den ewigen Bund Gottes mit seinem Volk. Bevor man den Platz betreten kann, wird man erst kontrolliert. Schleusen mit Röntgengeräten und Metalldetektoren gaukeln scheinbare Sicherheit vor, aber ein mulmiges Gefühl bleibt doch. Trotzdem ist der Besuch der Klagemauer ein ganz besonderes Highlight, wir kommen aus dem Staunen kaum heraus.
Die Besichtigung der Klagemauer war zwar noch nicht das Ende des heutigen Ausfluges, aber viel Zeit blieb nicht mehr. Leider konnten wir den Felsendom nur aus der Ferne fotografieren und auch die al-Aqsa-Moschee, die drittwichtigste des Islam sahen wir nur im Vorbeigehen auf dem Rückweg zu unserem Bus.
Für eine solch geschichtsträchtige Stadt wie Jerusalem bietet ein Tagesausflug deutlich zu wenig Zeit. Immerhin kann man sich reichlich Appetit holen, um vielleicht später irgendwann einmal einen gesonderten Israel-Urlaub anzutreten. Zurück im Bus galt es, allmählich Abschied zu nehmen von diesem großartigen, unter die Haut gehenden Freilichtmuseum. Wir wurden von unserer Nachwuchs-Reiseleiterin Katrin zum Bus geleitet.
Unser Israel-Besuch neigte sich dem Ende zu. Aber noch war es nicht so weit. Wir fuhren an den Fuß des Ölbergs zum Garten Getsemani. In der Nacht vor der Kreuzigung betete Jesus hier. Die Olivenbäume sind bis zu tausend Jahre alt. Direkt beim Garten befindet sich die sehr schöne "Kirche der Nationen", die zwischen 1919 und 1924 mit Geldern mehrerer Nationen erbaut wurde.
Unser Besuch endete mit einem traumhaften Blick über den Ölberg, der sich östlich von Jerusalem erhebt und eine Höhe von 827 Metern erreicht. Fromme Juden lassen sich auf dem Ölberg begraben, denn nach einer Weissagung des Propheten Sacjarjas werden die Füße des Messias am Tag des Herrn auf dem Ölberg stehen. Lässt man den Blick weiter schweifen, sieht man die leuchtende Kuppel des Felsendoms. Ein herrliches Bild!
Mit vielen Eindrücken und Bildern im Gepäck machen wir uns schließlich auf die Rückfahrt nach Ashdod. Eine kurze Rast gibt es aber doch noch und zwar beim "Elvis"-Cafe. Ja, Sie haben richtig gelesen. Vor dem Cafe thront der "King" überlebensgroß auf einem Sockel und strahlt den Besucher in einer zugegeben etwas kitschig-goldfarbenen Montur an. Aber auch wenn es kitschig sein mag, schön ist es doch. Im Cafe selbst erinnert vieles an den unvergessenen Elvis Presley: Poster, Gitarren, Fotos, Kaffeetassen und und und. Ein schöner und witziger Abschluss dieses unvergesslichen Ausfluges in das "Heilige Land".
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir Ashdod und die Costa Pacifica. Vergessen waren die Einreiseprozedur oder das manchmal mehr als kleinliche Gebaren der israelischen Einreisebeamten. Wir wurden mit Einblicken in ein Land belohnt, das wir sicher auch nach diesen wenigen Stunden nicht kennen, aber doch ein wenig besser verstehen. Das Israel-Bild, das in den Medien zum Großteil vermittelt wird, stimmt nicht mit unseren Erlebnissen überein. Das Land befindet sich nicht in einem andauernden Straßenkrieg und der Normalbürger rennt auch nicht mit einer geladenen 35er im Hosenbund durch die Gegend. Natürlich sollte man sich vorsichtig bewegen und natürlich ist an den Brennpunkten (Geburtskirche, Grabeskirche oder Klagemauer) mit verschärften Kontrollen zu rechnen. Trotzdem überwiegen die positiven Eindrücke bei weitem und wer mit offenen Augen, Ohren und "schussbereiter" Kamera unterwegs ist, vergisst vielleicht die Zeit, aber nicht das Erlebte. Israel war für uns "der Höhepunkt" der Kreuzfahrt.
Angesichts des langen Ausfluges stand uns am Abend auch nicht mehr der Sinn nach seichter Unterhaltung. Nach dem Abendessen ging es zügig auf die Kabine, denn schon der nächste Tag versprach wieder interessant zu werden: Ägypten und die Pyramiden warteten. Wenn Sie jedoch noch mehr Appetit auf das "Heilige Land" haben, dann klicken Sie auf das folgende kleine Vorschaubild:
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