Limassol (Zypern), 9. März 2010
Gegen 8.00 Uhr lief die Costa Pacifica in den Hafen von Limassol ein. Nichts war mehr zu sehen oder gar zu spüren von den gestrigen, wahrlich stürmischen Ereignissen. Noch vor dem Frühstück warfen wir einen kurzen Blick in das "Today", das zu lesen wir um 1.00 Uhr nachts keine Lust mehr hatten. Schon auf Seite 1 unten sahen wir, dass sich die Costa-Organisatoren wieder einen neuen Schabernack erlaubt hatten. Die Ausflüge, die ursprünglich alle erst um 12.00 Uhr beginnen sollten, starteten jetzt plötzlich um 8.30 Uhr. Leider hatten wir keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn wir mussten uns beeilen. Um 9.00 Uhr hatten wir ein "Date" mit Beatrice, der hilfsbereiten deutschen Hostess, die auf Deck "0" auf uns uns wartete, um uns zum Zahnarzt zu begleiten.Den Termin hatte man uns freundlicherweise am Vorabend noch mitgeteilt. In dieser Beziehung funktionierte die Organisation wirklich fabelhaft.
Heute war endlich der erste schöne Tag der Reise. Die Sonne ließ sich, wenn auch nur zögerlich, blicken und lugte verstohlen hinter den auf dem Rückzug befindlichen harmlosen Wolken vor. So um die 20 Grad sollten es heute werden. Eine schöne Vorstellung. Wenn, ja wenn dieser vermaledeite Zahnarztbesuch nicht auf der Agenda stehen würde! Nach dem Frühstück im New York fuhren Sonja und ich nach unten, Stefan und Katrin wollten sich im Fitness-Center austoben. Beatrice war auch schon da und so verließen wir mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube das Schiff. Später erfuhren wir, dass auch etliche Passagiere, die während des Sturms Knochenbrüche erlitten hatten, dem Schiff den Rücken kehrten. Trauriges Ende einer Kreuzfahrt. Wir stiegen derweil in ein bereits wartendes Taxi (für Geld bekommt man ja bekanntlich alles!) und ließen uns eine knappe halbe Stunde durch Limassol zur Ärztin chauffieren.
Die zweitgrößte Stadt Zyperns mit ihren gut 200.000 Einwohnern machte auf den ersten Blick keinen besonders aufregenden Eindruck, aber wir waren auch nicht zum Sightseeing gekommen. In einem ruhigeren Viertel der Stadt ließ uns der Fahrer vor einem der unzähligen weißen Häuser aussteigen. Drinnen, so schien es, wartete man schon auf uns. Und, zweite Überraschung, eine Dolmetscherin hätten wir nicht gebraucht, die Ärztin sprach besser Deutsch als ich. Wie sich schnell herausstellte, hatte sie in Deutschland Zahnmedizin studiert. Die vielen eindrucksvollen Urkunden an den Wänden zeigten, dass man auch in dieser Ecke Europas die Zähne nicht mit Hammer und Meißel bearbeitet. Beruhigend. Die so Gelobte besah sich den Übeltäter, drückte, spritzte und machte, was Zahnärzte im allgemeinen eben so machen. Weil das Anästhetikum immer noch wirkte und der Zahn nicht schmerzhaft auf Druck reagierte, blieb weiter nicht viel zu tun. Am Ende verschrieb Frau Doktor neue Tabletten und verabschiedete uns mit der Hoffnung, dass alles gut werden würde. Der Preis von derlei Freundlichkeit: 40,00 Euro. Vergleichsweise preiswert die Angelegenheit, aber wir mussten ja noch die Hin- und Rückfahrt mit dem Taxi berappen und waren schon wieder 30,00 Euro los. Langsam aber sicher ging der Zahn doch ganz schön ins Geld!
Jetzt war es an der Zeit, mit dem Tour-Office Kontakt aufzunehmen. Schließlich hatte Costa die Ausflüge einfach verschoben, ohne den betroffenen Passagieren diese wichtige Änderung rechtzeitig mitzuteilen. Kein Mensch kann ernsthaft erwarten, dass man nach Mitternacht noch detailliert im "Today" nachliest, was am nächsten Tag auf den unausgeschlafenen Touristen wartet. Gerade das nahm der uneinsichtige junge Mann am Schalter aber an. Immer wieder versuchte er uns vieren (Katrin und Stefan waren zwischenzeitlich auch dazu gestoßen) klar zu machen, dass man Costa hier nichts vorwerfen könnte. Lediglich Sonja und mir wollte man die bereits bezahlten Ausflugskosten zurückerstatten, weil wir krankheitsbedingt an einer Teilnahme verhindert gewesen wären. Die Unterhaltung nahm einen unfreundlichen Verlauf und wir gingen zehn Meter weiter zum "Guest-Service", der nebenan ist. Praktisch, wenn man sich beschweren will! Unser Ärger war mittlerweile auch anderen Passagieren nicht verborgen geblieben und wir genossen zunehmend Sympathie, weil viele andere ebenfalls von dieser unverständlichen Verschiebeaktion Costas betroffen waren. Immerhin holte man jetzt den Chef des Tourist-Office und der Mann war bemüht, den Ball flach zu halten. Offensichtlich wollte man keine Stammkunden vergraulen und so bekamen plötzlich alle vier den Preis für den Ausflug zurück.
Das Geld musste natürlich sofort reinvestiert werden und weil wir große Lust auf Kourion und Omodos hatten, dorthin sollte uns der Costa-Ausflug führen, entschlossen wir uns, ein Taxi zu chartern. Im gemütlichen Hafen von Limassol waren lediglich eine handvoll Taxen, die auf einträgliche Fracht warteten. Nach kurzer Verhandlung waren wir uns schnell einig: für eine vierstündige Rundfahrt sollten wir 100 Euro löhnen, ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen. Zu viert kann man sich das schon mal leisten!
George, der rührige Fahrer, der leidlich Englisch sprach, bat uns in seinen scheinbar altersschwachen Uralt-Mercedes, dessen einziger vermeintlicher Luxus ein Holzlenkrad war. Die Tachonadel zitterte bei jedem Schlagloch, aber die Geschwindigkeit zeigte das gute Stück wohl schon seit Jahren nicht mehr an. Nun gut, andere Länder, andere Sitten. Jedenfalls waren wir bester Laune, der Zahn zeigte sich gnädig, der Wettergott auch und so folgten wir dem Vorschlag unseres Fahrers gerne, einen Abstecher nach Kolossi zu unternehmen. Dieses kolossale Kastell, das im 14. Jahrhundet von den Johannitern gebaut wurde, liegt zwischen Obstplantagen und Weingärten. Beinahe idyllisch und doch wirkt es auch heute noch äußerst wehrhaft, kein Wunder ist der markante Wohnturm doch vollständig erhalten. Quadratisch, praktisch, gut!
Der 23 Meter hohe Festungsturm trotzt nun schon seit einigen hundert Jahren den Stürmen, nur jenem der Touristen war er nicht gewachsen. Das heißt, so schlimm war es gar nicht. Eine Busladung Interessierter war außer uns noch vor Ort. Der Eintritt war mit 1,70 Euro bescheiden und der kurze Abstecher hatte sich für uns gelohnt.
Beim Einsteigen in Georges bestes Stück passierte unserem Junior ein Malheur. Zielsicher steuerte er die rechte Seite an, aber George klopfte sich lachend auf die Brust: "I am the driver!" Na klar doch, hier ist Linksverkehr, der Fahrer sitzt also rechts! Wieder was gelernt! Wir verließen den graubraunen Johanniter-Klotz und fuhren weiter westlich. Unser nächstes Ziel: Kourion! Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die spektatkulären Ruinen erst frei gelegt. Amerikanischen Archäologen haben wir diese beeindruckende Ruinenstadt, die von den Römern Curium genannt wurde, zu verdanken.
Auch hier kostete der Eintritt wieder überschaubare 1,70 Euro für ein ganz und gar nicht überschaubares Ausgrabungsgelände. Das Areal ist im weitesten Sinne zweigeteilt. Auf der vonder Meerseite aus gesehen rechten Seite befinden sich das für etwa 3.500 Zuschauer ausgelegte, sehr schön restaurierte Theater und das "Haus des Eustolios". Das Theater stammt aus dem 2. Jahrhundert und bietet schöne Ausblicke auf das Meer. Die Ausgrabungen befinden sich etwa 70 Meter über dem Meer und man hielt sie für so bedeutend, dass der unterhalb befindliche ca. 800 Meter lange Strandstreifen nicht bebaut werden darf, weil man hofft, weitere Kostbarkeiten zu finden.
Ebenfalls sehr sehenswert ist das Haus des Eustolios das aus dem 4./5. Jahrhundert stammt und über eine erstaunliche Anzahl an Bädern verfügt. Dies führte zu dem Irrglauben, dass es sich um öffentliche Bäder handelte, tatsächlich gab es auch damals schon reiche Leute, die einen Blick für gute Bauplätze hatten.
Besonders beeindruckt haben uns hier die herrlichen Mosaikböden, die auch nach Jahrhunderten nichts von ihrer Anziehungskraft verloren haben. Die Archäologen haben hier wirklich großartige Arbeit geleistet. Auf Holzstegen schreitet man sozusagen durch die Gemächer und kann die kunstvoll gestalteten Mosaike bewundern, die Pflanzen und vögel darstellen oder das christliche Fischsymbol zeigen.
Der schon erwähnte zweite wichtige Bestandteil des Areals befindet sich weiter nordwestlich. Man sollte schon, insbesondere bei hohen Temperaturen, gut zu Fuß sein. Wer das ist, wird aber reichlich belohnt. Hier bieten sich dem staunenden Auge des Betrachters das Römische Forum oder die Reste einer frühchristlichen Basilika, die mit 55 Metern Länge und 37 Metern Breite eines der größten Gotteshäuser von ganz Zypern war. Ein Stück weiter nordwestlich geht es zum "Haus der Gladiatoren" und wer noch mehr Kondition hat, kann auch noch das "Haus des Achill" bewundern.
Als wir auf dem Weg vom Theater zum Stadion waren, kamen wir auch an dieser imposanten Statue vorbei. Der Inschrift nach handelte es sich hier um einen spätpubertierenden Herakles.
Und weil zentnerschwere Säulen schleppen verständlicherweise Durst macht, haben die Götter in Kourion praktischerweise auch einen Kiosk gebaut, um selbigen zu löschen. Nach diesen Anstrengungen nahm uns der gute George wieder in Empfang und chauffierte uns ein paar Meter weiter zum Apollon-Hylates-Heiligtum. Obwohl die Anlage scheinbar eine Einheit bildet, wird doch zweimal kassiert. Wieder 1,70 Euro, aber immerhin!
Zu diesem Heiligtum könnte man auch auf einem etwa halbstündigen Fußmarsch gelangen, aber so übertreiben muss man nun wirklich nicht. Apollon Hylates wurde als Schützer der Wälder verehrt, so die zypriotische Überlieferung. Wenn man bedenkt, dass dieser Gott in der Zeit zwischen dem 8. Jh. vor und dem 4. Jh. nach Christus dort verehrt wurde, versteht man den großen Aufwand, der hier betrieben wurde, vielleicht besser. Natürlich dominieren in dem sehr gut erschlossenen Gelände die Fragmente des Apollontempels mit Teilen des Giebels und den schlanken Säulen. Aber es gibt noch mehr zu sehen: z.B. eine einstige Ringerschule und einen Bäderkomplex.
Mit diesen Bildern verlassen wir die wundervollen Ausgrabungen von Kourion. Die kleine Inselrundfahrt hat uns großen Spaß gemacht, endlich ein Tag mit angenehmen, warmen Temperaturen und ohne gesundheitliche Probleme. George lenkte seinen Mercedes nach Norden, Richtung Troodos-Gebirge. Dort, an den südlichen Abhängen der bewaldeten Region, scheint fast das ganze Jahr über die Sonne. Beste Voraussetzungen für den Anbau von Wein. Und mit diesem Getränk hat unser nächstes Ziel zu tun: Omodos - "das" Weindorf Zyperns. Wir fuhren eine gute halbe Stunde ab Kourion und freuten uns auf die Abwechslung, die uns dort erwartete. Immer nur Ruinen langweilt auf Dauer, so dass es wohltuend erfrischend war, ein "lebendiges" Dorf aus der Nähe zu sehen. Empfangen werden die Besucher von einer schön gepflasterten Platia, die allerdings nicht für Liebhaberinnen von High Heels geeignet ist. Wunderbar anzusehen sind die weißen rebenberankten Häuser mit ihren bunten Fensterläden. Wer mag, kann die Heiligkeuzkirche Timiou Stavrou besichtigen. Nach der Überlieferung werden hier Splitter vom Kreuz Jesu und eine Schädelreliquie des Apostels Philippus verwahrt.
Unser 4-Stunden-Trip neigte sich allmählich dem Ende zu, es war Zeit die Rückfahrt anzutreten, denn um 17.00 Uhr hieß es: "Alle an Bord". Ein paar Souvenirs wurden noch gekauft und dann drückte George wieder auf die Tube. Allerdings nicht fest genug oder war es gar Absicht? Jedenfalls schaltete der Gute pünktlich um 16.00 Uhr den Taxameter ein, obwohl doch eigentlich ein Festpreis ausgemacht war. Statt 100 Euro waren so am Ende 107 Euro zu zahlen, etwas kleinlich, wie wir fanden, aber auch nicht aufregend genug, um eine Diskussion anzuzetteln.
Am Abend lautete die Kleiderempfehlung zwar wieder "leger", aber unsere Waiter hatten sich in Schale geworfen, in "italienische" genauer gesagt. Wer schon einmal eine Kreuzfahrt mit Costa unternommen hat, wartet auf dieses Procedere, das regelmäßig zelebriert wird. Costa weiß, was es den Passagieren schuldig ist. Die Waiter mit ihren weißen Schürzen, auf denen der italienische Stiefel abgebildet ist, sind immer wieder schön anzusehen, da schmeckt das Tiramisu doch gleich doppelt gut. Und spätestens wenn die Polonaise durch das Restaurant schwappt, bleiben nur noch notorische Miesepeter ausdruckslos auf ihren Plätzen sitzen. Diesmal sang sogar einer der italienischen Maitres "live" den Klassiker "O sole mio" in beeindruckender Tenor-Qualität. Die Servietten wurden im Rhythmus geschwungen und natürlich wurden die Damen von den Waitern zu einem kleinen Tänzchen gebeten. Auch unsere Tochter hatte viel Spaß an diesem Abend, wie die folgenden Bilder zeigen. Im Theater Stardust hieß es anschließend "I have a dream". Die Show der Costa-Besatzung war vielleicht nicht immer erstklassig, aber da hier in der Regel ja nur Amateure eine Talentprobe abgeben, kann man gutgelaunt mal ein oder zwei Augen zudrücken. Als wir endlich unsere Kabine betreten, wurden wir auch noch mit einem Handtuch-Herz empfangen, das unsere fleißige Princess für uns gebastelt hatte. Der Tag mag zu Ende gehen, aber diese Augenblicke kann man zum Glück immerhin fotografisch festhalten. Mit den folgenden Bildern und der gesonderten Fotoshow beschließen wir den 9. März 2010. Aber ich verspreche Ihnen, dass es spannend bleibt, denn am folgenden Tag wartet ein neues, aufregendes Ziel: Israel!
Mit einem Klick auf das nachfolgende Vorschaubild gelangen Sie wieder zu einer gesonderten Fotoshow, die weitere Bilder zu unserem Zypernaufenthalt bietet.
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