Freitag, 20. September 2013
Als wir im Restaurant Platz nehmen und von unserem freundlichen Kellner Tamasz begrüßt werden, ist es bereits dunkel. Die Silhouette von UNO-City ist zu sehen, dann sind wir auch schon in Wien-Nußdorf, dem heutigen Tagesziel angekommen.
Schon während ich die Speisekarte studiere, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Küchenchef Uwe Winkler, der Mann mit der lustigen Kochhaube, fährt schwere Geschütze auf. Aber sehen Sie selbst:
Das "Österreichische Abendessen" war, besonders rückblickend betrachtet, ein kulinarisches Highlight. Der Tafelspitz war so zart, dass er freiwillig auf die Gabel hüpft und die Marillenknödel mit Zuckerbrösel sowie Himbeerragout tanzen im Dreivierteltakt auf einem entrückten Gaumen. Spätestens jetzt sind wir in Wien angekommen. Bei einem Cocktail des Tages, einem "Russian Rose", lassen wir den Tag in der Lounge-Bar ausklingen. Eine Busladung Passagiere wurde noch zum "Heurigen" chauffiert, da die Primadonna jedoch Verspätung hatte, kamen die Liebhaber des Rebensaftes vermutlich erst gegen Mitternacht von ihrem Ausflug zurück. Das wäre uns deutlich zu spät gewesen, zumal ab 07.00 Uhr schon wieder das Frühstück am nächsten Tag wartet.
Samstag, 21. September 2013
Die Nacht ist diesmal zum Glück ruhig, weil die Primadonna in Wien-Nussdorf ein geeignetes Plätzchen angesteuert hat. Trotzdem müssen wir auch diesmal wieder schneller schlafen, denn um 6.45 Uhr prügelt uns der Wecker aus den Federn. Nach dem Frühstück geht's zum Bus und wir freuen uns auf eine "Stadtrundfahrt Wien", stellen aber schon nach kurzer Zeit fest, dass wir die angesteuerten Ziele alle kennen und machen uns auf eigene Faust auf und davon. Aber irgendwie ist es ein verkorkster Tag. Zu allem Überfluss regnet es auch noch, wir fahren daher mit der U-Bahn der Linie 4, die direkt am Stadtpark hält.
Die Parkanlage erstreckt sich über ein Areal von 65.000 Quadratmetern und ist nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Einheimischen sehr beliebt. Wir machen einen ausgiebigen Bummel durch die weite Welt der österreichischen Komponisten. Johann Strauß, Robert Stolz, Franz Schubert oder Anton Bruckner. Ihnen allen begegnen wir im Laufe unseres Streifzugs. Sie ertragen das schlechte Wetter mit einer stoischen Ruhe. Am Johann-Strauß-Denkmal kommen Touristen aus aller Herren Länder vorbei, um ihre Erinnerungsfotos zu machen. Aber unsere Geduld zahlt sich letztendlich aus und wir kommen in den Genuss zahlreicher Bilder.
Der Stadtpark bietet eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, schade, dass das Wetter nicht mitspielt und es immer wieder regnet. Während die Parkanlage für Einheimische und Touristen ein Hort der Erholung ist, wird sie von den Gestrandeten unserer Gesellschaft als letzter Zufluchtsort genutzt.
Diese Bilder stimmen mich immer sehr nachdenklich und machen mich auch gleichzeitig dankbar. Ähnliches bleibt uns hoffentlich erspart.
Neben den Komponisten-Denkmälern sind im Park mehrere Brunnenanlagen zu bewundern. Darüber hinaus gibt es auch noch den früheren Kursalon Hübner, der heute wieder für Veranstaltungen aller Art genützt wird.
Nicht nur die Brunnenanlagen selbst sind bemerkenswert, auch die Namen der Sehenswürdigkeiten mit den Kolossalfiguren sind es. So kann man neben dem Vogeltränkebrunnen auch den "Befreiung der Quelle"-Brunnen bewundern.
Originelle Namensgebung hin oder her, die änderte an diesem Tag leider nichts an den nach oben geöffneten Schleusen. Wir verließen den Stadtpark und gingen zurück zur U-Bahnstation. Von dort fahren wir mit der Linie U 2 zum Karlsplatz, zu Fuß legen wir die restliche Entfernung zum Naschmarkt zurück.
Der Naschmarkt im 6. Gemeindebezirk gelegen ist mit mehr als 2,3 Hektar Fläche der größte innerstädtische Markt der österreichischen Hauptstadt. Hier bekommt der hungrige Tourist alles, was das Herz und der Magen begehrt. Egal ob Obst, Gemüse oder Backwaren, mehr als 120 feste Marktstände offerieren internationale Waren bis China. Aber nicht nur Gourmets kommen hier auf ihre Kosten, auch Fotografen jubilieren, wenn sie die farbenprächtigen Gemüseständen ablichten.
An diesem trüben Samstag tobt auf dem Wiener Naschmarkt das pralle Leben. Wir sehen Einheimische wie Touristen bei einem Gläschen Schampus, manche schlürfen dazu auch noch die eine oder andere glibberige Auster. Schließlich finden sich hier auch viele Gastronomiebetriebe, die bis Mitternacht geöffnet haben, so dass besonders in den Sommermonaten reger Betrieb herrscht.
Der Fußmarsch bleibt nicht ohne Folgen, die Beine werden allmählich schwerer und wir ruhen uns bei der Fahrt mit der U-Bahn zum Stephansplatz ein wenig aus. Vorher erlaubt eine kurze Regenpause noch einen Fotostopp an dieser nostalgischen Straßenbahn.
Bei der Ankunft am Stephansplatz wimmelt es von Menschen, wir "flüchten" in den "Steffl", dessen 136 Meter hoher Südturm stolz in den bedeckten Wiener Himmel ragt.
Dann haben wir aber genug gesehen von der Wiener Gotik und beschließen einen Standortwechsel. Es wird auch höchste Zeit, denn es setzt wieder Regen ein, der stärker wird und in einen richtigen Wiener Schnürlregen ausufert. Das motiviert natürlich auch andere, Wiens berühmtes Cafehaus aufzusuchen. Wir müssen warten, etwa eine halbe Stunde, ehe uns ein Tisch für zwei zugewiesen wird. Aber auch wenn das Sacher proppenvoll ist, genießen wir unsere Sachertorte, die mittlerweile 4,80 Euro kostet und unseren "Großen Braunen". Schließlich reicht es nicht, einfach nur Kaffee zu trinken. Das können Sie wieder, wenn Sie zuhause sind. Aber an der Geburtsstätte der Kaffeehäuser darf es schon ein bißchen mehr sein.
Der Regen lässt nicht nach und wir beenden unseren Tagesausflug in die österreichische Hauptstadt. Wir hasten an der Oper vorbei und ich habe kaum Zeit, den Stern von Verdi zu fotografieren.
Mit der Straßenbahn der Linie D geht es zurück auf den langen Weg nach Nußdorf. In diesem Gebäude befindet sich übrigens eine "Traffik", in der Sie Tickets für den öffentlichen Nahverkehr kaufen können.
Von hier sind es noch etwa 10 Minuten zu Fuß, bis wir die Primadonna wieder erreichen. Gegen 15 Uhr sind wir zurück an Bord. bis zum Abendessen bleibt noch Zeit zum Schreiben des Berichts. Um 17.45 Uhr werden wir pünktlich im Hauptrestaurant erwartet. Die Putenbrustfilets schmecken vorzüglich, trotzdem essen wir etwas schneller als sonst.
Wir werden nämlich von unseren Bekannten, mit denen wir im Mai auf der FTI.Berlin waren, sehnsüchtig erwartet.. Mit ihnen hatten wir uns bereits vor zwei Wochen verabredet. Auf uns wartete ein Tisch in einem urigen Heurigen-Lokal in Nußdorf, den die zwei vorausschauend reserviert hatten. Das war auch nötig, denn hier ging es wirklich hoch her. Das Lokal war rappelvoll und die Stimmung war prächtig.
Nur allzu bereitwillig ließen wir uns davon anstecken. Um 22.00 Uhr hieß es aber leider für uns "Ober, zahlen!", denn die MS Primadonna verließ Wien in Richtung Budapest. Pünktlich um 22.45 Uhr legte der Fluss-Katamaran ab. Auch wenn das Wetter nicht mitspielte, hatten wir doch noch das Beste daraus gemacht und mit schönen Erinnerungen im Gepäck ging es weiter Richtung Ungarn.
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