Samstag, 27. April 2013 (Anreise, Check-In, Auslaufen)
Wie schon in den letzten Jahren reisten wir auch diesmal wieder mit dem Bus an. Für uns ist das eine angenehme, stressfreie Art des Reisens, dazu preiswert und unkompliziert. FTI bot die Busreise als Paket an: die Anreise erfolgte ab München/Fröttmaning nach Venedig, die Rückreise ab Nizza nach München zum Gesamtpreis von 169,00 Euro.
Praktisch: die telefonische Sitzplatzreservierung für Hin- und Rückfahrt zu je 5,00 Euro pro Sitzplatz und Person. Einige Tage vorher hatte ich bei der Hotline des Busreiseunternehmens angerufen und die Plätze reserviert. Kurz nach Mitternacht ließen wir uns von unserem "Chauffeur" Matthias nach Fröttmaning bringen. Wie immer hatten wir viel Gepäck dabei, es sollte schließlich die längste Kreuzfahrt werden, die wir bisher unternommen hatten.
Früher als angegeben kam der komfortable Reisebus der Firma Steck-Reisen. Es war gerade mal 1.30 Uhr und der Doppeldecker-Bus war noch ziemlich leer.
Wir freuten uns, dass wir die einzigen Passagiere im "Erdgeschoss" waren. Leider konnte von einer ruhigen und erholsamen Nacht aber trotzdem nicht die Rede sein, weil unsere beiden Fahrer (von denen einer eigentlich schlafen sollte!) regelrechte schwäbische Plaudertaschen waren und wir so die meiste Zeit kein Auge zumachen konnten. Trotzdem ist Busfahren bei Nacht (fast) ohne Schlaf immer noch besser als jede eigene Autofahrt.
Die Hinreise erfolgte über den Brenner und den Gardasee, eine Strecke, die wir persönlich zwar nicht favorisieren, aber als Mitreisende konnte uns das herzlich egal sein. Das Wetter war durchwachsen und als wir in Venedig ankamen, deutete nichts darauf hin, dass wir das schönste Urlaubswetter, das wir jemals haben sollten, noch bekommen würden. Gegen 9.30 Uhr kamen wir am Terminal an. Alles machte einen verschlafenen, unaufgeräumten Eindruck.
Bis zum Check-In, der um 12.00 Uhr beginnen sollte, war noch jede Menge Zeit, viel zu beobachten gab es auch nicht, weil das Terminal fast leer war. Wir dösten vor uns hin, weil die Nacht wenig Schlaf bot, aber bereits gegen 11.00 Uhr tat sich etwas an den Schaltern. Ruckzuck waren kleine Schlangen davor und schnell brachte ich in Erfahrung, dass man hier seine Tischwünsche für das Hauptrestaurant äußern konnte. Organisatorisch war das für uns neu, aber die FTI.Berlin ist ja nun wahrlich kein großes Schiff, da werden gewisse Dinge eben anders geregelt. Jedenfalls klappte auch das gut. Wir wollten einen Fensterplatz haben in der ersten Sitzung, diesem Wunsch wurde auch problemlos Rechnung getragen. Zwischendurch drückten wir uns immer wieder die Nasen an den Fenstern platt, um zu sehen, ob unser schwimmendes Domizil denn nicht schon käme. Und dann war es endlich so weit. Es kam Bewegung in die (überschaubaren) Massen, der Check-In-Schalter wurde geöffnet und wenig später hieß es auch schon "Willkommen an Bord der FTI.Berlin".
Der erste Unterschied zu Costa war dann eine Minute später schnell klar und deutlich zu verstehen. Wir wurden in unserer Muttersprache begrüßt. Ein Umstand, dem wir bei der Buchung der Reise eigentlich keinerlei Bedeutung zugemessen hatten, aber was das betrifft, sollten wir unsere Meinung recht schnell ändern. Dann betraten wir die Gangway und auch hier wurden uns die Dimensionen sofort bewusst. Alles war hier drei bis vier Nummern kleiner als auf den Costa-Schiffen.
Und weil die FTI.Berlin auch nur Platz für insgesamt etwas mehr als 400 Passagiere bietet, muss man auch keinen Halb-Marathon absolvieren, um von A nach B zu gelangen. Ein weiterer Vorteil, den wir sehr schnell zu schätzen lernten. Unser erster Weg führte uns jetzt vom A-Deck ein Stockwerk tiefer zum B-Deck, wo unsere Kabine mit der Nr. 419 auf der Backbordseite schon auf uns wartete.
Auf den ersten Blick machte alles einen ganz netten Eindruck. Nähere Infos zur Kabine gibt es hier. Die Betten wirkten etwas schmal und sie waren es auch tatsächlich, damit nicht genug, waren die altehrwürdigen Schaumstoffmatratzen total durchgelegen. Jene meiner Frau erinnerte nur noch von Ferne an den früheren Zweck. Ein Anruf bei der Rezeption schuf aber baldige Abhilfe. Probleme werden auf der FTI.Berlin schnell gelöst. Das sollten wir noch ein paar Mal erleben.
Die erste Schiffserkundung führte uns dann zwei Decks höher zum Promenadendeck. Hier sind das Verandah-Büffetrestraurant und der geniale Außenbereich angesiedelt. Das Büffet war bereits für eine erste Verkostung angerichtet. Auf relativ kleiner Fläche findet der durstige und hungrige Kreuzfahrer hier alles, was er braucht. Getränkeautomaten mit Wasser und Säften sowie Kaffee, immer verfügbar und kostenlos, ein praktischer Service, wie wir fanden. Das Promenadendeck mit seinem wirklich schön und stilvoll gestalteten Außenbereich (lediglich der veraltete Pool wirkt deplatziert!) sollte sich schon bald zu unserem absoluten Lieblingsplatz entwickeln. Von hier kam man schnell mit den Mitreisenden in Kontakt und die Sicht, so ganz ohne Barrieren wie auf den großen Pötten, ist einfach umwerfend.
Mit mehr als einer Stunde Verspätung ging unsere "Dionysos-Tour" dann gegen 15.30 Uhr los. "La Serenissima" ("Die Allerdurchlauchteste") präsentierte sich noch leicht bewölkt und etwas windig. Venedig ist und bleibt für viele Touristen aus aller Welt "der" Sehnsuchtsort. Für die Einheimischen gilt das leider schon lange nicht mehr. In der historischen Stadt leben heute noch etwa 58.000 Einwohner, auf jeden von ihnen kommt ein Tourist. Täglich! Aufs Jahr über summiert sich das auf mehr als 21 Millionen Besucher. Der Tourismus ist Fluch und Segen zugleich. Nicht wenige wollen die umweltschädlichen Kreuzfahrtschiffe aus der Stadt verbannen. Verständlich, wenn man sich die zerstörerischen Folgen genauer ansieht.
Trotzdem zählt eine Hafenausfahrt aus der Lagunenstadt zu den eindrucksvollsten Erlebnissen, die man als Kreuzfahrer haben kann. Es ist ein unvergesslicher Anblick, wenn der Markusplatz mit dem alles überrageden Campanile vorbei zieht. Markusdom, Santa Maria della Salute oder die Seufzerbrücke sind ebenfalls Sehenswürdigkeiten, die auch und besonders von der Seeseite ihre Wirkung nicht verfehlen. Man steht wie fest gewurzelt an der Reling und kann sein Glück kaum fassen.
Das Ensemble am Markusplatz braucht keinen blauen Himmel und keine Sonne. Es übt seinen Zauber unabhängig von Jahreszeiten aus. Eine einzigartige Kulisse. Bewegte Bilder liefern die beiden folgenden kurzen Videos.
Der Kommentar der Kreuzfahrtdirektorin Romana Calvetti rundete die Ausfahrt noch ab. Ihre angenehme Stimme sorgte für einen hohen Grad an Aufmerksamkeit. Anderen Kreuzfahrtschiffen, wie z.B. der Artania oder der Seabourn Spirit blieb da nur die Statistenrolle.
Nach dem Auslaufen gingen wir zurück auf die Kabine und holten unsere Schwimmwesten, die Seenotrettungsübung stand auf dem Programm. In der Scirocco-Lounge auf dem Hauptdeck mussten wir uns versammeln, dann wurde uns das Anlegen der Weste ausführlich erklärt. Anschließend wurden wir nach draußen gelotst. Die Formalitäten waren damit erledigt.
Das Tagesprogramm ist zwangsläufig straff, der Terminplan dicht gedrängt. Wir hatten gelesen, dass man sich um 15.00 Uhr zur Brückenführung anmelden kann. Da haben wir nicht lange überlegt und gleich zugeschlagen. Bei Costa war die Führung mit einem Halbtagesausflug zu vergleichen, kein Wunder bei diesen Dimensionen. Auf der FTI.Berlin sollte die Führung kostenlos sein.
Um 17.00 Uhr folgte die Präsentation der Ausflüge für Kotor und Korfu in der Scirocco-Lounge. Vorgestellt wurde das Programm von der vielsprachigen Ausflugsleiterin Jasmina. Da die FTI.Berlin in Kotor direkt vor den Stadtmauern anlegen würde, konnten wir hier Kosten sparen, ein Bummel durch das kleine Städtchen klappt auch ohne Reiseleiter. In Korfu wollten wir aber einen Ausflug zu Kaiserin Sisi's Achilleion mitmachen und füllten daher ein Formular aus. Das Ausflugsbüro befindet sich auf dem A-Deck gleich beim Eingang zum Hauptrestaurant.
Wir verbanden das Nützliche mit dem Angenehmen und wechselten vom Ausflugsbüro gleich ins Hauptrestaurant. Wir waren schon gespannt auf unsere Tischnachbarn, schließlich sollten wir mit ihnen die kommenden zwei Wochen verbringen. Auch unser Hauptkellner stellte sich vor. Sanje aus Indien, ein erfahrener, sehr aufmerksamer und ausgesprochen freundlicher Kellner, der uns immer mit einem Lächeln bediente.
Er wies uns zwei Plätze an einem Sechser-Tisch zu. Noch in Venedig hatten wir vor dem Check-In zwei Fensterplätze reserviert, die waren natürlich belegt. Da wir aber den Kennenlern-Abend nicht mit einer (evtl. unangenehmen) Diskussion beginnen wollten, nahmen wir die zwei freien Plätze ein und behielten sie bis zum Ende der Kreuzfahrt.
Unsere Tischnachbarn kamen aus Osnabrück bzw. Wien, zwei Ehepaare, die alle schon reichlich Kreuzfahrterfahrung mitbrachten, so dass sich von Anfang an rege Gespräche entwickelten. Das erste Abendessen zeigte dann gleich, worauf wir uns in den kommenden Tagen einstellen konnten: zwei Vorspeisen, anschließend hatte man die Wahl aus einem Huhn-, Fleisch- oder Fischgericht, Vegetarier konnten aus einer gesonderten Karte wählen und auch die Nachspeisenauswahl war umfangreich (Obst, Eis, Käseauswahl, Kaffee, Tee und Feingebäck). Das Essen war schmackhaft, wenngleich die Finesse fehlte, etwas zurückhaltnd gewürzt war es meistens auch. Im Schulnotensystem würde ich eine 3+ vergeben.
Nach dem Abendessen gingen wir noch einmal auf das Promenadendeck, es herrschten Windstärken zwischen 5 und 6 und die Berlin schaukelte auch ganz ordentlich, gerade auf so einem kleinen Schiff merkt man die Vibrationen doch ziemlich stark. Da der Tag lang und anstrengend war, hielten wir uns nicht mehr lange an Deck auf. Zurück auf der Kabine lag schon das Tagesprogramm für "Kotor" bereit. Die wichtigste Nachricht auf Seite 1: Sonne satt ohne Wolken, Temperaturen max. 25 Grad. Bei starkem Seegang fielen wir in die Federn und obwohl die Matratzen wirklich nicht die besten waren, schliefen wir gut. Auf dem Weg nach Kotor hatte die FTI.Berlin 342 Seemeilen zurückzulegen.
Sind Sie schon gespannt auf den einzigen Fjord Südeuropas, wie die Bucht von Kotor auch genannt wird? Dann klicken Sie auf die Überschrift Kotor und begleiten Sie uns auf einer Kreuzfahrt, die gerade erst beginnt.
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