Donnerstag, 30.04.2015 (Valletta, Malta)

Hinter uns lag die erste ruhige Nacht auf See. Man spürte, dass wir in deutlich weniger bewegtes Fahrwasser gekommen waren. In der vergangenen Nacht legte die Albatros eine vergleichsweise geringe Strecke von 193 Seemeilen zurück.

Valletta, die kleinste Hauptstadt der Europäischen Union, steht seit 1980 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Das ist schon während des langsamen, fast bedächtigen Herangleitens zu sehen. Trutzige Befestigungsanlagen erwarten den Besucher. Die Sonne steht günstig und weil die Ankunft für 09.00 Uhr geplant ist, mussten wir auch nicht zu nachtschlafender Zeit aufstehen, um das Spektakel zu erleben.

Es ist immer wieder beeindruckend, in den Grand Harbour einzufahren. Die mittelalterliche Kulisse hat nach wie vor nichts von ihrer Faszination verloren: Fort St. Elmo, die Türme von St. John's Co-Cathedral oder die Barakka Gardens locken das Auge des Betrachters. Bei entsprechender Schiffsposition kann man dann auch mal ein Panoramafoto knipsen:

Ich nehme an, Kapitän Flatebo hatte dafür keine Zeit, er musste die Albatros schließlich "einparken". Bei dieser Gelegenheit sahen wir den norwegischen Schiffsführer zum ersten Mal. Wir dachten schon, wir müssten ohne Kapitän reisen, weil wir ihn bis dahin weder gesehen noch gehört hatten.

Nach 2013 und 2014 war es der dritte Besuch Vallettas hintereinander. Die Einfahrt hatten wir jedoch noch nie an Deck miterlebt, weil wir keine Lust hatten so früh aufzustehen.

Die angenehmen Temperaturen locken zum Frühstück aufs Lido-Deck, wo auf Wunsch auch Eierspeisen zubereitet werden, die man gleich selbst zum Tisch mitnehmen kann. Die Speisenauswahl ist die gleiche wie im Restaurant, Kaffee muss jedoch selbst geholt geholt werden.

Heute haben wir keinen Ausflug gebucht und daher Zeit, Sonne und Frühstück zu genießen. Nachdem wir die Hauptstadt bereits zweimal erkundet hatten, wollten wir heute Mdina, der früheren Inselhauptstadt, einen Besuch abstatten. Inselrundfahrten und Vieles mehr könnten Sie im Übrigen auch hier buchen:

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Wir verlassen die Albatros, gehen durch das moderne Terminal und steuern dann auf die Tourist-Info zu, die unmittelbar am Ausgang zu finden und nicht zu übersehen ist. Ich frage nach dem Shuttlebus zum Maingate am Triton-Brunnen. Die freundliche junge Dame schickt mich zur Haltestelle, die direkt am Terminal-Eingang liegt. Außerdem drückt sie mir einen Stadtplan in die Hand und schreibt die Nummern der Busse auf, die nach Mdina fahren.

Der Bus Nr. 130, in dem wir ein Tagesticket für sehr günstige 1,50 Euro erstehen, ist überraschend pünktlich, auch wenn uns ein aufdringlicher Taxifahrer mit aller Macht dazu drängen wollte, uns für 5 Euro (pro Person!) zum Busbahnhof zu chauffieren. Aber wir haben standhaft abgelehnt und mussten auch nicht lange warten. Am Busterminal vor den Toren Vallettas fanden wir auch schnell die Linie Nr. 51 (auch Nr. 52 und 53 fahren nach Mdina!), in der wir die Weiterfahrt antraten. Das klappt alles wie am Schnürchen und es macht auch Spaß, sich einfach mal treiben zu lassen, ohne vom Reiseleiter weiter gescheucht zu werden oder auf andere Mitfahrer Rücksicht nehmen zu müssen. Die Albatros liegt bis Mitternacht im Hafen, es besteht also kein Grund zur Eile. Weitere Infos zum öffentlichen Nahverkehr auf Malta gibt es hier!

Die Busreise verläuft recht angenehm, wir sitzen in einem modernen Exemplar seiner Gattung, die Sitze sind bequem und die Aussichten wunderbar. Wir haben den Eindruck, Valletta nicht zu verlassen, die Stadtgrenzen scheinen tatsächlich fließend zu sein. Dann sehen wir die "Stille Stadt", wie Mdina auch genannt wird. Die Türme und die Kuppel von Sankt Paul weisen den Weg. In 185 Meter Höhe thront die Erzbischofskathedrale auf den Ausläufern des Dingli Plateaus.

Mdina war schon unter den Römern Inselhauptstadt und ab 1397 auch Sitz der Universität. Als die Johanniter ab 1530 jedoch das Kommando auf Malta übernahmen, war es mit der Führungsrolle von Mdina bald vorbei und die Stadt verlor schnell an Bedeutung.

Heute leben nur noch etwa 400 Einwohner hier, wovon die meisten alten Adelsfamilien entstammen. Wir haben offenbar einen sehr günstigen Zeitpunkt für unseren Rundgang, der gegen 11.15 Uhr beginnt, erwischt, weil kaum Touristen vor Ort sind. Schon die ersten Eindrücke vermitteln ein gänzlich anderes Bild als Valletta. Es ist tatsächlich still hier und so kann man die Bauwerke auch auf sich wirken lassen. Das Mittelalter lebt nämlich! Der Weg von der Bushaltestelle beträgt nur wenige Meter und weil Mdina eine kleine Stadt ist, können auch weniger sportlich veranlagte Touristen ohne größere Schwierigkeiten in die Sehenswürdigkeiten eintauchen.

 

Vom Mdina-Stadttor, das auch als Drehort für das Fantasy-Spiel "Game of Thrones" diente, lenken wir unsere Schritte zur Kathedrale. Wir gehen vorbei an barocken Bauten, die im Licht der Sonne erstrahlen als wären sie erst gestern gebaut worden. Selbt die gepflasterten Straßen flößen Respekt ein, kein Unkraut erlaubt es sich hier, die eleganten Linien zu stören. Überflüssig fast zu erwähnen, dass hier auch keine Autos unterwegs sind. Die wenigen Fahrzeuge, die man sieht, gehören Einwohnern und Lieferanten. Der Beiname "Stille Stadt" wird uns dann erst so richtig bewusst.

Die St. Pauls-Kathedrale auf dem gleichnamigen Platz gehört sicher zu den Highlights von Mdina.

Im gegenüber liegenden Museum erstehen wir für 5,00 Euro ein Ticket, das auch einen Museums-Eintritt beinhaltet. Letzteren schenken wir uns aber, stattdessen konzentrieren wir uns auf die Erzbischofkathedrale von Mdina. Lorenzo Gafa errichtete die frühbarocke Bischofskirche bis 1702. Während die Kathedrale von außen eher unscheinbar daherkommt, ähnlich wie St. John's in Valletta, ist sie im Innenbereich geradezu prachtvoll ausgestattet.

 

  

Auch hier sieht man sehr schöne Grabplatten mit Steinmoasaiken, die in den Boden eingelassen sind. Das Portal besteht aus irischer Mooreiche, Schutzpatron ist der Heilige Paulus, der an der Stelle, an der die Kirche errichtet wurde, angeblich den römischen Statthalter Publius zum Christentum bekehrt haben soll. Aber am besten gefallen haben uns die herrlichen Deckenmalereien, deren Farbintensität dem Gotteshaus etwas Leichtes verleiht.

Wir verließen die Kirche daher fast beschwingt und sehen wie eine Gruppe Schüler in ihren hier typischen Uniformen ebenfalls der Kathedrale ihre Aufwartung macht. Passenderweise drücke ich genau dann auf den Auslöser als die Nachwuchs-Touristen an einer Telefonzelle vorbei kommen, ein weiteres Erbstück längst vergangener Kolonialzeiten.

Die schmalen Gassen, die im Sommer reichlich Kühle spenden, und die vollständig erhaltenen historischen Bauten, bilden eine herrliche Kulisse. Bei unserem weiteren Rundgang "durch's Mittelalter" kommen wir auch an der Karmeliterkirche vorbei, die von dieser schönen Statue "bewacht" wird:

An der nördlichen Festungsmauer genießen wir den Rundblick, der bis zur Kuppel der Karmeliterkirche Valletta's reicht. Schließlich gehen wir auf dem Hauptweg zurück zum Stadttor. Die kurzen Abstecher in die Seitengassen sind sehr lohnend, sieht man hier doch schön gestaltete Eingangsportale oder Balkone.

 

Unmittelbar vor dem hinstorischen Ensemble halten die Busse, die zurück in die Hauptstadt fahren. Nachdem wir das Maingate passiert haben, werfen wir noch einen letzten Blick auf die imposanten Stadtmauern.

Mit der Linie 52 geht es bei weiterhin strahlendem Sonnenschein zurück nach Valletta. Im Vorbeifahren gelingt mir ein Schnappschuss vom Stadttor:

Kaum in Valletta angekommen werden wir beinahe von den Menschenmassen erdrückt. Welch ein Kontrast zur "Stillen Stadt". Auf der Republik Street marschieren wir bis zum Grand Master Palace. Dort gönnen wir uns ein Eis und beobachten das Treiben vor dem Parlamentsgebäude. Vor dem Außenministerium fallen uns schwarze BMW-Limousinen auf und auffällig unauffälig gekleidete Herrschaften mit noch unauffälligeren Ohrstöpseln sind nicht zu übersehen. Dabei handelt es sich natürlich nicht um Passagiere der Albatros, sondern um Sicherheitsleute. An diesem Tag weilt nämlich auch Bundespräsident Gauck in Malta's Hauptstadt, um zusammen mit den Eliten des Landes den 11. Jahrestag seit Malta's Beitritt zur Europäischen Union zu feiern

Im Upper Barakka Gardens laufen dazu die Vorbereitungen auf Hochtouren. Lautsprecher werden getestet, Kabel ausgerollt und befestigt, die Beeteinfassungen mit kleinen LED's bestückt. Wir begnügen uns mit den fantastischen Aussichten auf den Grand Harbour, wo die Albatros einen absoluten Logenplatz eingenommen hat:

Valletta hat uns auch in diesem Jahr wieder verzaubert. Man betritt jedesmal ein riesiges Freilichtmuseum und ist gespannt, ob und was sich im Vergleich zum letzten Besuch geändert hat. Und natürlich entdeckt man auch immer Kleinigkeiten, die nicht sofort ins Auge springen. Ich habe ein Faible für die schmalen Gassen und die typischen Balkone, die Valletta so unverwechselbar machen.

 

           

Aber Valletta ist nicht nur reizvoll, es ist auch im wahrsten Sinne des Wortes leicht zu "ergehen", weil die Sehenswürdigkeiten relativ nah beieinander liegen. Trotzdem geht auch der schönste Ausflug einmal zu Ende und so nutzten wir wieder einmal den praktischen Aufzug, der von den Upper Barakka Gardens nach unten führt.

Wir gehen mit vollen Speicherkarten zurück zur Albatros. Unsere Kameras haben aber trotzdem noch keine Pause, denn wir müssen natürlich noch das Schwesterschiff der Albatros, die "Black Watch", die hinter uns liegt, ablichten. Eigentlich müsste sich die Black Watch den Titel "Weiße Lady" ja mit der Albatros teilen. Oder was meinen Sie?

Bevor wir endgültig an Bord zurück kehren, muss ich unbedingt noch ein letztes Foto von Marsaxlokk machen und natürlich muss  Sonja für den allerletzten Schnappschuss auf der Gangway stehen bleiben.

Wir suchen uns eine der reichlich vorhandenen Liegen, machen es uns bequem und genießen diesen herrlichen Tag.

Zum Abendessen hat sich die Küche etwas Besonderes einfallen lassen. Es gibt Spargel in verschiedenen Variationen. Wir entschieden uns beim Hauptgericht für das Schweinefilet mit den weißen Stangen und bereuen unsere Wahl nicht, es schmeckt vorzüglich. Für einen längeren Plausch mit unseren Tischnachbarn bleibt heute keine Zeit, denn es zieht uns hinaus aufs Promenadendeck, wo wir uns am Bug einen guten Stellplatz sichern. Anlässlich des 11. Jahrestages seit dem Beitritt Malta's zur Europäischen Union werden heute im Grand Harbour mehrere Feuerwerke zu bewundern sein. Ein einmaliges Spektakel, das bereits gegen 21.00 Uhr beginnt und bis Mitternacht dauert. Kamen wir hier schon im Vorjahr kaum aus dem Staunen heraus, waren die Raketen und Fontänen in diesem Jahr noch fantasievoller und farbenprächtiger.

Das letzte Feuerwerk beginnt um 23.15 Uhr und dauert eine halbe Stunde. Schon zuvor war es aber nicht langweilig, weil der Blick auf das beleuchtete Valletta einfach zu schön ist.

 

Und weil laufende Bilder hin und wieder aussagekräftiger sind, gibt es zum Feuerwerk auch noch einen kurzen Film:

Was für ein Schauspiel! Mit den letzten lauten Böllern im Hinterkopf gehen wir auf unsere Kabine. Das Ablegen der Albatros, bekommen wir schon nicht mehr mit, der Tag war schließlich lang und anstrengend. Außerdem müssen wir schneller schlafen, weil die Uhr in dieser Nacht um eine Stunde vorgestellt wird. Am morgigen Seetag können wir es ruhiger angehen lassen und die Annehmlichkeiten der Albatros genießen.

 

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