Die folgenden beiden Tage verbringen wir in Schwedens außergewöhnlicher Hauptstadt Stockholm. Bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren war sie uns trotz des tristen Regenwetters schon positiv aufgefallen. Diesmal hatten wir Glück, die Sonne strahlte von einem nahezu blauen Himmel und mit ihr die Sehenswürdigkeiten einer der schönsten Hauptstädte der Welt. Stockholm erstreckt sich über 14 Inseln, die über 57 Brücken miteinander verbunden sind. Wasser ist allgegenwärtig und damit die Möglichkeit, die Stadt aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven in Augenschein zu nehmen.
Mittwoch, 18. Juli 2012 (Tag 21)
Die erste Nacht in Stockholm verlief ausgesprochen ruhig. Kein Wind, kein Regen und der erste Blick aus dem Fenster war ebenfalls vielversprechend: Sonne! Es sollte ein schöner Tag werden mit Temperaturen um 18 bis 20 Grad, ideal für Sightseeing. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Bus. Zuvor mussten allerdings noch Fahrkarten gekauft werden, die in einem Supermarkt, der angeblich nur 5 Minuten vom Campingplatz entfernt ist, zu bekommen sein sollten. Wir marschieren mit einer Skizze los, die nicht annähernd an einen Stadtplan o.ä. erinnert. Nach etlichen Minuten Marsch landen wir im Nichts. Kein Geschäft weit und breit in Sicht. Also zurück zum Campingplatz. Dort erhalte ich wieder nur eine dürre Auskunft. Wir gehen erneut los und kommen wieder im Nirvana an. Zwei weitere Personen, die des Weges kommen, werden gefragt. Endlich erhalten wir die gewünschte Info und finden den Supermarkt "Hemköp", eine Art "REWE von Schweden". Wir sind mit Sicherheit zwei Kilometer marschiert. Dann kaufen wir ein Tagesticket für 115 SEK (etwa 13,30 Euro) und fahren mit der Linie 607 bis zur Haltestelle Mölby. Dort wechseln wir in die U-Bahn, fahren bis "Gamla Stan" und gehen dann zu Fuß zum Startpunkt der Tram Nr. 7, etwa auf Höhe der Touristeninfo. Die Straßenbahn bringt uns in wenigen Minuten zum "Vasamuseet". Der Weg bis dorthin nahm annähernd zwei Stunden Zeit in Anspruch, aber wir wollten dieses legendäre Schiff unbedingt besichtigen. Und die Schlange der Ausharrenden zeigt, dass wir bei weitem nicht die einzigen waren.
Das Vasamuseet befindet sich auf der Insel Djurgarden, unweit des Nordischen Museums. Erwachsene müssen 110 SEK (= ca. 12,75 Euro) Eintritt zahlen. Wenn man bedenkt, dass man sich hier problemlos mehrere Stunden aufhalten kann, ist das ein beinahe preiswertes Vergnügen. Eigentlich ist Stockholm schon allein wegen dieses Museums einen Besuch wert. Ich hatte mich sehr darauf gefreut und meine ohnehin schon hohen Erwartungen wurden noch übertroffen.
Kaum hat man die Eingangstore passiert, steht man auch schon mit offenem Mund vor diesem hölzernen Ungetüm, das am 10. August 1628 erstmals Segel setzte und gleich am Tag der Jungfernfahrt selbige wieder strich. Zusammen mit der Vasa sanken vermutlich 30 bis 50 Besatzungsmitglieder und verschwanden. Es dauerte dann 333 Jahre, ehe das Wrack zusammen mit unglaublichen 14.000 Holzskulpturen geborgen wurde. Die Vasa misst 69 Meter in der Länge und es bauten insgesamt 400 Menschen daran. In einem eindrucksvollen Film wird gezeigt, welch akribische Kleinarbeit nötig war, um dieses mächtige Schiff Stück für Stück, Holzschraube für Holzschraube und Skulptür für Skulptur wieder aufzubauen. Das restaurierte Schiff verfügt u.a. über 700 geschnitzte Skulpturen und besteht zu 95% aus Originalteilen.
Die Vasa ist das weltweit einzige Schiff aus dem 17. Jahrhundert, das der Nachwelt auf diese Art erhalten geblieben ist. Ein Besuch lohnt sich gleichermaßen für groß und klein, denn die schiere Größe des Schiffs allein ist schon beeindruckend. Über mehrere Stockwerke kann man viele Details aus immer neuen Blickwinkeln erkennen und natürlich fotografieren. Auch die Kanonendecks wurden rekonstruiert und bieten interessante Einblicke in die Bauweise des 17. Jahrhunderts.
Aber damit nicht genug. Man sieht auch Menschen, die die Kanonen bedient und die an Bord der Vasa gelebt haben. In forensischer Kleinarbeit bekamen die Skelette ein Gesicht.
Es würde zu weit führen, wollte man alles, was es im Museum zu sehen und zu erleben gibt, hier schildern. Die Eindrücke sind derart kolossal, dass man davon beinahe erschlagen wird. Sollte es Sie aber einmal nach Stockholm verschlagen, nehmen Sie sich unbedingt Zeit und besuchen Sie die Vasa. Mit den folgenden letzten Impressionen verlassen wir das Vasamuseet.
Auf Wiedersehen "Vasa":
Im Anschluss schlenderten wir, vorbei an wahren Touristenströmen, zur Haltestelle der Tram Nr. 7, die unmittelbar am Nordischen Museum liegt.
Mit der Tram kamen wir dann noch in den Genuss einer kleinen Rundfahrt auf Djurgarden, das ja so etwas wie eine wahre Vergnügungsinsel ist. Hier sind neben zahlreicher Museen auch die Freizeitparks "Skansen" und "Gröna Lund" zu finden. Am Hafen stiegen wir dann aus. Hier am Wasser gibt es immer etwas zu sehen. Selten ist man Ausflugsbooten genau so nah wie den großen Kreuzfahrt- oder Fährschiffen.
Wir wollten das gute Wetter nutzen, um Stockholm "auf's Dach zu steigen". Das macht man am besten auf der Aussichtsplattform "Katharinahissen". Bis dahin kamen wir aber noch an etlichen Sehenswürdigkeiten vorbei, z.B. am Königlichen Schloss oder an Storkyrkan, der schwedischen Krönungskirche und selbstverständlich schlenderten wir durch die gemütlichen Gassen von Gamla Stan, der Altstadt Stockholms, die bis ins Jahr 1252 zurück geht. Hier wurde Stockholm damals gegründet.
Am königlichen Schloss, das zu den größten in Europa zählt, machen wir nur einen kurzen Stopp und kontrollieren die Wachen.
Der im italienischen Barockstil erbaute Schlosskomplex wirkt von außen doch etwas kühl und distanziert, er passt daher eigentlich nicht so richtig in die von der schwedischen Königsfamilie praktizierten Volksnähe. Viel interessanter als der Palast selbst sind denn auch die Aussichten aufs Wasser.
Auf der gegenüberliegenden Seite kann man hier das Nationalmuseum erkennen, linker Hand ist der riesige Palast mit seinen mehr als 600 Zimmern und mehreren Museen. In unserem Rücken befindet sich die Krönungskirche: Storkyrkan.
Die Kirche glänzt mit einem sehr schönen Altar aus Ebenholz. Bekannt ist auch die Skulpturengruppe des Hl. Georg, der mit dem Drachen kämpft.
Von hier schlenderten wir weiter durch die Gassen von Gamla Stan. Die bunten Häuser vermitteln eine skandinavische Fröhlichkeit, die unter dem blauen Himmel noch besser zur Geltung kam. Hier gibt es viele schmale Gassen mit Geschäften, Restaurants oder Cafes, man kann bummeln, sich treiben lassen oder am Stortorget, einem Platz mit blutrünstiger Vergangenheit, ein Eis essen.
Wer durch die Gassen von Gamla Stan spaziert, kommt an der "Tyska Kyrkan", der deutschen Kirche, die der heiligen Getrud geweiht ist, nicht vorbei. Hier befand sich bis zum 16. Jahrhundert das deutsche Gildehaus, ehe es zur Kirche umgebaut wurde.
Am südlichen Ende der Altstadt waren wir dann endlich bei unserem Aussichtspunkt Katharinahissen angekommen. Der Aufzug ist bereits seit Frühjahr 2011 nicht mehr in Betrieb. Nähere Infos dazu gibt es bei Wikipedia. Aber zum Glück gibt es ja die Möglichkeit, auch über das mit dem Aufzug verbundene Haus nach oben zum Aussichtpunkt zu gelangen. Es wäre wirklich schade, wenn dieser Touristenmagnet nicht zu neuem Leben erweckt würde. Aber das ist wohl in erster Linie davon abhängig, wie es mit dem "Slussen", dem Verkehrsknotenpunkt weiter geht, der ebenfalls umgebaut werden soll.
Stockholm hatte sich schon heute von seiner allerschönsten Seite gezeigt. Mit vollen Chipkarten machten wir uns auf den Rückweg. Wir waren froh, im Bus zur Ruhe zu kommen und unseren Füßen eine Pause zu gönnen. Man legt etliche Kilometer zurück an solchen Tagen. Daher fielen wir auch heute wieder hundemüde in unsere Koje, denn morgen mussten wir schon wieder um 7.00 Uhr aus den Federn.
Donnerstag, 19. Juli 2012 (Tag 22)
Tagesziel: Nyköping, gefahrene Kilometer Stockholm - Nyköping: 128, Kosten für Übernachtung: 250,00 SEK (= ca. 29,00 Euro inkl. Strom) |
Um 7.00 Uhr legte der Handy-Wecker unbarmherzig los. Raus aus den Wohnmobilfedern, in denen wir uns mittlerweile richtig wohl fühlen und gut schlafen. Nach dem Frühstück checken wir gleich aus und ich stelle das Womo vor dem großen Parkplatz ab, der unmittelbar an den Campingplatz angrenzt. Der Spaß kostete überschaubare 20 SEK (= ca. 2,30 Euro). Dann gingen wir zur Bushaltestelle, die nur 200 Meter entfernt war. Hat man erst einmal ein Ticket, ist alles Weitere unproblematisch. Da unser gestern erworbenes Tagesticket noch bis 10.15 Uhr gültig war, nutzten wir die Zeit. Bei strahlendem Sonnenschein stiegen wir voller Vorfreude in den Bus Nr. 607, an der Haltestelle Mölby wechselten wir dann in die U-Bahn und fuhren weiter bis T-Centralen.
Von dort war es dann nicht mehr weit bis zum Highlight des zweiten Tages, dem "Stadshuset", das 1923 eingeweiht wurde. Dieser festungsähnliche Bau, der heute zu den Wahrzeichen Stockholms zählt. Acht Millionen Ziegelsteine wurden hier verbaut und wer mag, kann auch noch auf den 106 Meter hohen Turm steigen. Neben den Stadtratssitzungen finden hier auch die Feierlichkeiten zur Nobelpreisverleihung statt. Wir begnügen uns mit den Außenansichten, denn das grandiose Wetter musste an der frischen Luft genutzt werden.
Die Sonne stand für Aufnahmen des Stadshuset goldrichtig, dieses Glück hat man auch nicht alle Tage. Vom Stadtshuset geht's über eine Brücke direkt weiter zu Riddarholmen, der "Insel der Ritter".
Von Riddarholmen, vorbei am Riddarhuset, dem Ritterhaus, schlenderten wir Richtung Gamla Stan, denn am Bootsanleger vor dem Königlichen Schloss fahren die "Hop on Hop off"-Sightseeingboote weg. Wir wurden gleich von einem deutschen Studenten auf Karten angesprochen. Das Ticket kostet 100 SEK (= ca. 11,60 Euro), ist 24 Stunden gültig und man kann an den wichtigsten Plätzen, wie z.B. dem Vasamuseum oder Gröna Lund aus- und wieder zusteigen. In der folgenden Fotoshow nehmen wir Sie mit auf eine beeindruckende Bootstour "Stockholm vom Wasser".
Nach dem Gang über den roten Teppicht geht es auch schon los.
Die Tour beginnt am Königlichen Schloss, führt über Nybroplan zum Vasamuseum, Skeppsholmen und Gröne Lund zum Cruise Terminal der Viking Line. Schließlich geht es über das Fotografiska Museet und Gamla Stan zurück zum Ausgangspunkt am Königspalast.
Die Bootsfahrt machte uns großen Spaß. Wir fotografierten, was das Zeug hielt und kamen teilweise aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Besonders der Riesenpott der Queen Elisabeth beeindruckte uns sehr. Als wir an der Haltestelle "Royal Palace" wieder ausstiegen, wollten wir wieder eintauchen in die Gassen der Altstadt. Am Stortorget hatte es uns gestern besonders gut gefallen. Aber auch der Weg dorthin kann bereits sehr unterhaltsam sein, wenn man auf Straßenmusiker wie diese trifft:
Gamla Stan präsentierte sich auch heute wieder im schönsten"blau-gelben" schwedischen Touristengewand, wobei "blau" für den Himmel und "gelb" für die Sonne steht. Wer hier ein gemütliches Cafe sucht, wird genau so fündig wie jener, der hofft, den ultimativen Troll zu finden. Die Gassen und Gässchen sind ideal geeignet, um Geheimnisse aufzustöbern. Und in den meisten Fällen macht das Suchen selbst ja bekanntlich mehr Spaß als das Finden.
In den verwinkelten Gassen bin ich sogar auf die "Seufzerbrücke von Stockholm" gestoßen, ein Geheimtip, der in keinem Reiseführer steht. Aber vermutlich habe ich das gerade selbst erfunden.
Auch am Stortorget kamen wir ein zweites Mal vorbei. Heute war das Licht noch etwas schmeichelnder als gestern und die Farben leuchteten daher noch eine Spur intensiver.
Und dann kehrten wir schließlich dorthin zurück, wo alles begann: zum Königlichen Schloss.
Mit diesen Bildern verabschieden wir uns aus Stockholm. Es wird Zeit zurückzufahren, schließlich müssen wir uns heute noch ein paar Kilometer Richtung Süden voran kämpfen. Schweren Herzens steigen wir also in die U-Bahn und fahren zurück zum Campingplatz, wo unser Wohnmobil schon auf uns wartet. Das Ende unserer Traumreise rückt nun unaufhaltsam näher. Wir fahren auf die E 4 und orientieren uns Richtung Nyköping. Etwa 9km südöstlich, in Strandstuviken, finden wir unseren heutigen Übernachtungsplatz. Ein wirklich schön gelegener Campingplatz am Strand, die Besitzer sprechen sogar etwas Deutsch, so dass die Verständigung auch hier leicht fällt. Wir kochen uns in Ruhe das Abendessen und besprechen die Route des morgigen Tages. Nach wochenlangen Fahrten durch halb Skandinavien wird es höchste Zeit, dass wir Elche zu Gesicht bekommen!
Auch wenn die Reise nun bald endet, es bleibt spannend. Wenn Sie mit uns auf Elchsafari gehen wollen, klicken Sie auf den entsprechenden Link "Nyköping - Stege".
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