Freitag, 3. Mai 2013 (Santorin)
Unser nächstes Ziel liegt 147 Seemeilen von Rhodos entfernt und hat einen klangvollen Namen: Santorin oder Santorini. Hätte es vor 3.600 Jahren schon Kreuzfahrtschiffe gegeben, wäre vermutlich niemand auf die Idee gekommen, hierher zu fahren, damals war die Insel noch eher rundlich. Doch dann kam es zu einem gigantischen Vulkanausbruch, der letztendlich für die bekannte Sichelform des heutigen Santorini und den dann folgenden Touristenstrom verantwortlich war. So weit in Kurzform die ziemlich frei erfundene geologische Geschichte von Santorin, die uns nur am Rande interessierte, uns lockten vielmehr die herrlichen Aussichten von Thira und Oia.
Die Ankuft der FTI.Berlin war für 10.00 Uhr geplant, wir hatten also Zeit, in aller Ruhe zu frühstücken.
Auch heute war der Himmel wieder makellos, das versprach schöne Fotos. Einen Ausflug hatten wir auch diesmal nicht gebucht, stattdessen wollten wir auf eigene Faust, wie schon im Jahr 2007 bei unserer ersten Kreuzfahrt, nach Oia fahren.
Mit dem Fernglas suchte ich am Horizont schon mal nach eventuell vorhandenen Warteschlangen. Schließlich war die FTI.Berlin nicht das einzige, mit Sicherheit aber das kleinste, Kreuzfahrtschiff in der Caldera. Die Costa Magica und die Eurodam von HAL waren schon da, darüber hinaus noch ein weiteres Schiff von Pullmantur.
Aber die Hauptrolle spielen natürlich die schneeweißen Häuser am knapp 300 Meter hohen Kraterrand. Als staunender Betrachter stellt man sich permanent die Frage, wann die Häuser denn nun nach unten rutschen.
Wer keinen gebuchten Ausflug macht, gelangt per Tenderboot zur Anlegestelle von Thira. Und schon wieder macht sich der Vorteil unseres kleinen Schiffes bemerkbar. Es gibt keine langen Schlangen auf dem A-Deck und so finden wir uns innerhalb kürzester Zeit auf dem Zubringerboot wieder. Kaum an Land angekommen, sehen wir schon die Wartenden an der Seilbahnstation. Es geht aber überraschend schnell, gerade mal 20 Minuten später sitzen wir in unserer Gondel der Marke "Doppelmayr" und schweben für 4,00 Euro pro Person nach oben.
Alternativ könnte man auch auf einem Esel nach oben reiten, aber ob man den geschundenen Tieren damit einen Gefallen tut, ist mehr als fraglich. Auch ein Fußmarsch über mehrere hundert mit Kot verdreckte Treppen ist nicht wirklich verlockend. Dann doch lieber die Seilbahn nutzen und sich auf die ersten schönen Aussichten freuen.
Oben angekommen kämpfen wir uns zunächst durch Hundertschaften spanischer Kreuzfahrer. Die Pullmantur-Gruppe ist offenbar auch gerade eingetroffen und wartet auf die Verteilung. Wir hingegen orientieren uns an folgendem Hinweisschild.
Die Bushaltestelle ist einen knappen Kilometer Fußmarsch von der Seilbahnstation entfernt. Der Verkehr ist mörderisch und wir sind froh, dass wir die Haltestelle heil und unversehrt erreichen. An dem kleinen Häuschen liegen Fahrpläne aus und wir sehen, dass der Bus nach Oia in ein paar Minuten eintreffen muss. Und tatsächlich, der santorinische Nahverkehr funktioniert reibungslos. Wir steigen ein, erwerben für 1,60 Euro pro Person eine Fahrkarte und genießen die abwechslungsreiche Fahrt ins 10 Kilometer entfernte Traumdorf Oia.
In Oia (sprich Ia) leben weniger als 1.000 Einwohner, aber tagtäglich kommen mindestens so viele Touristen, die sich einfach nicht satt sehen können an den Häusern, die in die Kraterwand regelrecht hinein gebaut wurden. Viele Künstler haben den Weg nach Oia gefunden und ließen sich inspirieren von der abenteuerlichen Baukunst, den traditionell weiß getünchten Häusern, den blauen Kirchenkuppeln oder den ebenfalls auffälligen Windmühlen. Ein Genuss für die Augen und die Seele.
Kaum vorstellbar, dass durch das schreckliche Erdbeben im Jahr 1956 fast alle Häuser auf der Kykladeninsel zerstört wurden. In 70 bis 100 Metern Höhe kann man hier annähernd zwei Kilometer am Caldera-Rand entlang gehen und ist fasziniert von der kykladischen Architektur mit den vielen Glockentürmen und den Panorama-Aussichtspunkten.
Das Marschieren auf dem gepflegten Weg, der das Sonnenlicht reflektiert, ist auf Dauer anstrengend. Wir gehen in eines der vielen Lokale, nicht zuletzt wegen der tollen Aussichten, gönnen uns ein Omelette und Mineralwasser. Auch wenn Oia längst nicht mehr der Geheimtip ist und viele Menschen in dieser Bilderflut mitschwimmen wollen, fühlen wir uns auf Santorin sehr glücklich. Orte wie diesen sieht man wahrlich nicht alle Tage.
Frisch gestärkt und ausgeruht machen wir uns wieder auf zu den nächsten Hotspots. Die Reiseplanung der Verantwortlichen bei FTI.Cruises hätte besser nicht sein können. Dass für Santorini gleich 9 Stunden Aufenthalt eingeplant wurden, ist ein echter Glücksfall. So hat man wirklich Zeit, sich den Tag einzuteilen wie man möchte, ohne ständig auf der Flucht zu sein.
Betrachtet man sich die Fotos bleiben die Augen unweigerlich an den rasant in den Berg gebauten Terrassenanlagen hängen. Die Hotels mit den Pools über der Caldera wecken natürlich Begehrlichkeiten. Auch bei uns. Und wohl auch bei vielen chinesischen Touristen. Wir haben ein Paar gesehen, das mit kompletter Entourage angereist war und hier heiratete. Wir wären schon mit einem Bad in einem der Pools zufrieden gewesen.
Wie an anderer Stelle schon erwähnt feierten wir Ende Mai unseren 30. Hochzeitstag und wer so lange mit demselben Partner zusammen ist, hat schon den einen oder anderen Blick in den (Siebten) Himmel geworfen. Auf Santorin klappt das übrigens auch ganz gut. Oder was glauben Sie versteckt sich hinter diesen Türen?
Und? Beeindruckt? Das war natürlich Sinn der Sache. Womit eindrucksvoll bewiesen wäre, dass jene, die Santorin für den schönsten Ort der Welt halten, Recht haben. Nach den Blicken "durch die Himmelspforten" wurde es Zeit, zur Bushaltestelle in Oia zurück zu marschieren. Dabei haben wir natürlich auch noch einige Male in die Runde geknipst.
Aber mein persönlicher Favorit ist das hier:
Je länger wir in Oia verweilten, um so weniger Menschen waren um uns herum. Aber leider konnten wir nicht ewig bleiben und fuhren gegen ca. 16.30 Uhr mit dem Bus zurück nach Thira. Das ist wirklich eine unkomplizierte Angelegenheit und äußerst preiswert obendrein.
Zurück in Thira ist unser Ziel die Seilbahnstation. Die Kirche Agios Ioannis lassen wir dabei rechts liegen.
Mittlerweile ist es 17.00 Uhr und Thira gehört uns (fast) allein. An der Seilbahnstation steht niemand mehr an, die Ausblicke sind auch von hier atemberaubend und so beschließen wir noch zu bleiben. Wir setzen uns in eine Taverne und bestellen einen Frappe, der prompt geliefert wird. Die Tenderboote zur Eurodam fahren aufgeregt zwischen Schiff und Land hin und her, ein interessantes Schauspiel, das sich hier oben, 300 Meter entfernt, dem Betrachter bietet.
Wenn alle Kreuzfahrer wieder auf ihren Schiffen sind, haben auch die Esel von Thira Feierabend. Ein letztes Mal mühen sie sich den steilen Weg nach oben.
Ein kleines Filmchen dazu gibt es auch:
Dann hieß es leider auch für uns Abschied nehmen von Santorin, dem Stein gewordenen Traum in der Ägäis. Selbst aus der Gondel heraus, wir waren längst die einzigen Fahrgäste, ließ sich noch ein wunderbares Foto knipsen.
Auf dem Weg zum Tenderboot suchten wir die Souvenirläden nach brauchbaren Mitbringseln ab, aber wir hatten zum Glück in Oia schon das eine oder andere Teil für die Lieben daheim gekauft. So blieb es bei diesem letzten Bild dieser herrlichen Insel.
Um 18.30 Uhr, als die FTI.Berlin den Ankerplatz vor Santorin verlässt, sitzen wir bereits entspannt beim Abendessen und tauschen die Erlebnisse des Tages mit unseren Tischnachbarn aus. Es gibt wahrlich viel zu erzählen. Die Gespräche setzen wir anschließend im Yacht-Club fort. Morgen ist ein Seetag, da dürfen wir länger schlafen.
Samstag, 4. Mai 2013 (Seetag)
Trotz der suboptimalen Matratzen schlafen wir gut und heute etwas länger, weil kein Ausflug auf dem Programm steht. Wir frühstücken bei herrlichem Sonnenschein und ruhiger Fahrt an Deck im Freien. Die Rühreier und die Crepes schmecken prima und den übrigen Passagieren geht es ähnlich. Man kennt sich mittlerweile, auch ein Vorteil des kleinen Schiffes mit gerade mal 300 Passagieren.
Auch ohne Ausflug ist unser Tagesprogramm durchaus abwechslungsreich. Um 10.00 Uhr gehen wir ein Deck tiefer in die Scirocco-Lounge. Yasmina und Gitti, die Reiseleiterinnen der FTI.Berlin, stellen die Ausflüge für Tunis, Cagliari, Ajaccio und Livorno vor. Für uns sind alle Häfen absolutes Neuland. Schon zuhause haben wir uns dazu ein paar Gedanken gemacht. Tunis erscheint uns zu groß, als dass wir etwas auf eigene Faust unternehmen wollen. Auf Korsika möchten wir zu den so genannten Blutinseln, die außerhalb von Ajaccio liegen. Deshalb entscheiden wir uns auch hier für einen geführten Ausflug. Und am vorletzten Tag wollen wir von Livorno nach Pisa, zum Piazza dei Miracoli, also zum "Schiefen Turm". Auch das werden wir mit einer Gruppe von FTI machen. Die Preise für die Ausflüge sind aus unserer Sicht moderat. Am teuersten ist der Ausflug nach Tunis mit 79,00 Euro, da sind wir allerdings auch neun Stunden. Die Halbtages-Ausflüge in Ajaccio bzw. Pisa schlagen mit 49,00 bzw. 45,00 Euro zu Buche.
Nach der Ausflugspräsentation geht es wieder hoch auf's Promenade-Deck. Gerade noch rechtzeitig, um ein freies Plätzchen zu ergattern und die Vorbereitungen von Romana für ihren Auftritt zu beobachten. Von 11.30 Uhr bis 12.30 ist Frühschoppen auf der FTI.Berlin. Ich bin schon sehr gespannt, besonders auf die Weißwürste. Als Bayer bin ich da kritisch und traue den "Seebären" nicht so recht über den Weg. Aber ich werde angenehm überrascht. Die Würste schmecken hervorragend, dazu ein gepflegtes Franziskaner-Weißbier und das Becks vom Faß für 2,00 Euro. Bayernherz, was willst du mehr?
Das Promenade-Deck ist rappelvoll. Es herrscht ausgelassene, gelöste Stimmung. Letztere wird immer besser, denn dann legt Romana Calvetti los. Lieder von Roberto Blanco, Tony Marshall, DJ Ötzi oder Marianne Rosenberg. Das Spektrum ist weit, ihre Stimme großartig. Das ist wieder einer dieser Tage, an dem Bilder mehr sagen als Worte.
Und damit der geneigte Leser auch weiß, wovon ich hier erzähle, hier noch ein kleiner "Appetitanreger":
Eine tolle Vorstellung, die Romana hier abgeliefert hat. Seetage wie diese verbringt man besser nicht mit Faulenzen. Sie könnten etwas verpassen! Um 13.30 Uhr haben wir unseren nächsten Termin. Wir müssen in den Yacht-Club, dort holt uns Steffi zur Brückenführung ab. Eine sehr nette Abwechslung und anders als 2011 auf der Costa Atlantica auch noch kostenlos.
Ich wollte natürlich gleich auf dem Stuhl des Kapitäns Platz nehmen, habe mich dann aber doch zurück gehalten.
Sachkundig erklärte uns die Assistentin der Kreuzfahrtdirektorin die Instrumente, das Radar und alle wesentlichen technischen Einrichtungen auf der Brücke. Natürlich merkt man hier, dass die FTI.Berlin schon etliche Jahre auf dem Buckel hat, aber die Technik wurde immer nachgerüstet und wäre auf dem neuesten Stand, so wurden wir zumindest informiert. Als ich den Radarschirm näher betrachtete, fiel mir auf, dass hier wirklich alle Informationen zu sehen sind, die man zum Steuern benötigt. Die Daten der in der Nähe befindlichen Schiffe mit Angaben zur Route usw. sind erkennbar. Eigentlich unvorstellbar, dass hier ein Unglück geschehen kann. Und doch passieren diese Dinge leider immer wieder.
Auf dem oberen Bild rechts sieht man ein Foto, das einen Stabilisator zeigt. Wie alles auf der FTI.Berlin ist auch dieses Teil ziemlich klein, es misst nur etwa drei bis vier Meter. Aber bei einer Gesamtlänge von 139 Metern ist das offensichtlich ausreichend. Nach etwa einer halben Stunde war die Führung auch schon wieder zu Ende. Wir verließen die Brücke jedoch nicht, ohne noch einmal einen Blick auf die Weite des Meeres geworfen zu haben.
Die See war (noch) ruhig und die Temperaturen angenehm, wenngleich man hier schon spürte, dass wir das östliche Mittelmeer verlassen haben. Der Wind frischte etwas auf. Die Strecke von Santorin nach Valletta beträgt 532 Seemeilen, da hatte die FTI.Berlin noch gut zu tun.
Wir übrigens auch, denn um 17.00 Uhr stand Bingo auf dem Programm. Unter Federführung von Romana sind diese Veranstaltungen garantiert kurzweilig. Am Abend spürten wir zusehends den stärker werdenden Seegang. Es waren Windstärken um 6 vorher gesagt, Tüten wurden ausgelegt, aber die Cocktails im Yacht-Club zur Happy Hour schmeckten trotzdem. Mir zumindest, Sonja bekam ihren über das Kleid geschüttet, weil die Kellnerin zunächst das Gleichgewicht und anschließend leider auch ihr Tablett verlor. Zum Glück waren aber keine größeren Schäden zu verzeichnen, so etwas kann schon mal vorkommen.
Ein wirklich ereignis- und abwechslungsreicher Seetag ging damit zu Ende. Wir hofften, dass es keinen Wetterumschwung geben würde, denn gerade auf Valletta waren wir schon sehr gespannt. Aber das Tagesprogramm, das schon auf unserer Kabine war, gab Entwarnung. Es sollte zwar leicht bewölkt werden, aber immerhin bis zu 23 Grad warm. Bei stark bewegter See schliefen wir ein. Wenn Sie neugierig sind auf die Festungsstadt Valletta, dann klicken Sie auf den entsprechenden Link.
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