Donnerstag, 12. Juli 2018 (Reykjavik, Island)
Da die Strecke von Heimaey nach Reykjavik nur sehr kurz und eine Anlandung nicht möglich war, glitt die Artania extrem langsam durch den Atlantik. Gegen 08.00 Uhr erreichten wir die nördlichste Hauptstadt der Welt, die uns mit Wolken und bedecktem Himmel begrüßte, auch Sprühregen war dem Wetter-Misch-Masch beigefügt. Trotzdem waren wir glücklich, endlich den ersten Hafen erreicht zu haben.
Zum Frühstück gingen wir ins Artania, wo wir nur mit Mühe einen Platz fanden. Das war aber auch kein Wunder, denn ab 08.00 Uhr ging es sozusagen im Minutentakt mit den Ausflügen los, so dass vorher natürlich noch alle Kaffee trinken und sich stärken wollten. Voll bepackt mit Rucksack, Fotoausrüstung und dem Phoenix-Regenschirm machten wir uns dann pünktlich auf den Weg zur Atlantik Lounge, wo die Buseinteilung erfolgen würde.
Unser Ausflugsziel, der Gullfoss-Wasserfall und der Geysir, war so stark gebucht, dass die Gruppen weiter unterteilt werden mussten. Um 8.45 Uhr bekamen wir dann unsere Busnummer und nahmen zusammen mit dem Freiburger Ehepaar hintereinander im Bus Platz. Da aus verständlichen Gründen keine Reservierungen vorgenommen werden können, empfiehlt es sich immer gemeinsam bei der Nummernausgabe zu erscheinen, nur dann ist gewährleistet, dass man als Gruppe im gleichen Bus sitzen kann. In fließendem Deutsch wurden wir von Reiseleiter Uri begrüßt, einem kleinen drahtigen Mann mit schütterem Haar, der uns den Tag über begleiten und mit Wissenswertem über Island „füttern“ würde.
Unser Bus folgte dem so genannten „Golden Circle“, auch wenn das so nicht im Programm stand. Damit ist eine Rundfahrtroute gemeint, während der man drei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Südwesten und Süden Islands besucht. Unser erstes Ziel war Thingvellir, etwa 40 Kilometer südöstlich von Reykjavik gelegen. Der Ort hat aus mehreren Gründen große Bedeutung für die Geschichte des Landes. Er liegt zum einen in einer Grabenbruchzone im Grenzbereich von zwei tektonischen Platten, nämlich der eurasischen und der amerikanischen. Darüber hinaus befindet sich hier die Keimzelle des mittelalterlichen Staates. Im Jahr 930 wurde hier der erst Althing, eine parlamentarische Versammlung, die einmal jährlich tagte einberufen. Mit Uri machten wir auf den gut befestigten Wegen eine kleine Wanderung und sammelten die ersten Eindrücke.
Nach dieser ersten ausführlichen Besichtigung fuhren wir mit dem Bus weiter in das Geothermalgebiet Haukadalur zu den Geysiren. Hier sahen wir schon von weitem aufsteigenden Rauch, es brodelte und dampfte an jeder Ecke.
Natürlich gab es hier auch die notwendige touristische Infrastruktur wie einen großen Souvenirladen, Toiletten, ein Restaurant und einen großen Parkplatz, der vor allem mit vielen Bussen zugeparkt war. Während Uri unseren Fahrer noch als „Virtuosen am Lenkrad“ lobt, krachte es auch schon. Der Ärmste hatte beim Rückwärtsfahren den Spiegel eines weiteren Busses übersehen, donnerte mit der Heckscheibe dagegen, die in tausend Teile zerbrach. Reiseleiter und Fahrer nahmen dies einigermaßen unaufgeregt zur Kenntnis. Wir gingen erst einmal ins Restaurant und freuten uns über den schnellen Service, der erst eine schmackhafte Minestrone und dann einen ausgezeichneten Lachs mit Salzkartoffeln und Gemüse servierte. Anschließend konnten wir uns selbständig auf die Wanderung zum Geysir Strokkur machen, der im Schnitt alle sieben Minuten ausbricht. Besonders meine Frau war hier hartnäckig und verfolgte ausdauernd mit der Filmkamera jedes verdächtige Zucken, um nur ja nicht den Zeitpunkt der Eruption zu verpassen. Aber ich gebe zu, auch mich hat dieses Schauspiel fasziniert.
Irgendwann waren dann alle Fotos geschossen und wir machten uns auf den Rückweg zum Parkplatz und waren schon gespannt, wie es denn nun weitergehen würde. Zu unserer Überraschung stand schon ein Ersatzbus bereit. Das ging wirklich schnell und auch wenn der Bus schon etwas älter und nicht sehr komfortabel war, muss man hier den Organisatoren unbedingt ein Lob aussprechen, denn wir als Besucher verpassten keine Sekunde des geplanten Programms.
So ging es denn zu einem der Höhepunkte des Islands-Aufenthalts zum Gullfoss, dem „Golden Wasserfall“, der über zwei Stufen nach unten rauscht mit großem Getöse und noch mehr Gischt, die sich über die Besucher ergießt, die ganz nah ran wollen.
Uns reichten die fantastischen Aussichten von der Besucherplattform. Außerdem gab es wegen des fehlenden Sonnenscheins ohnehin keinen Regenbogen, aber allein die Breite von 229 Metern ist schon sehr beeindruckend. Die beiden Kaskaden mit 11 bzw. 21 Metern stehen etwa rechtwinklig zueinander, die durchschnittliche Wasserführung beträgt etwa 109 Kubikmeter pro Sekunde. Gewaltig!
Und weil dieser Wasserfall derart beeindruckend ist, habe ich noch zwei kurze Filmsequenzen beigefügt, die den Gullfoss aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen:
Mit der Besichtigung des Gullfoss endete die Route des Golden Circle. Wir fuhren zurück nach Reykjavik und passierten dabei noch das eine oder andere dampfende Gelände. Wirklich ungeheuerlich beeindruckend! Lupinenfeldern begegnet man auf Island praktisch permanent. Diese aus Alaska eingeführte Pflanze ist zwar nicht unumstritten, aber sie hat sicher zum Rückgang der Erosion beigetragen.
In Reykjavik angekommen präsentierte uns Uri noch eine besondere Sehenswürdigkeit: den futuristischen Glaskuppelbau Perlan. Hier thront auf sechs Stahltanks, von denen die meisten Thermalwasser enthalten, die die Wasserversorgung der Stadt gewährleisten, eine Glaskuppel. Uri drückte uns Tickets in die Hand, mit denen wir Zugang zum Gebäude erhielten. Mit dem Aufzug ging es bequem in den vierten Stock und dann eröffneten sich uns großartige Aussichten auf die ganze Stadt.
Sogar das Wetter hatte sich zwischenzeitlich gebessert und ab und an schimmerte blauer Himmel durch. Wir sahen u.a. die Hallgrimskirche, eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche, die 1940 fertiggestellt wurde und eines der Wahrzeichen von Reykjavik ist.
Auf dem Weg zurück zum Hafen sahen wir dann noch etwas von der Architektur in Islands Hauptstadt. Auch hier sieht man, dass die Isländer einen etwas anderen Weg beschreiten, denn diese Hochhäuser sehen zumindest auf den ersten Blick freundlicher und einladender aus als in den meisten Metropolen.
Pünktlich wie im Tagesprogramm vorgesehen, erreichten wir kurz nach halb sechs den Hafen, wo die Artania das einzige Kreuzfahrtschiff war. Schnell frisch gemacht und dann trafen wir uns auch schon wieder mit den Freiburgern, um im Vier Jahreszeiten ein 5-Gang-Menü einzunehmen. Wir hatten rechtschaffen Hunger und verdrückten Vorspeisen und das exzellente Angus Steak ohne Probleme.
Das letzte Highlight dieses unvergesslichen Tages war dann die Show von Chris Kolonko, dem bekannten Travestiekünstler, der nicht nur über eine gute Stimme verfügt, sondern auch in Sekundenschnelle in neue Gewänder und neue Identitäten schlüpfen kann. Das Publikum, uns eingeschlossen, war begeistert.
Als Betthupferl genehmigten wir uns heute noch ein paar Hackfleischbällchen Pomodoro, die Suchtpotential hatten. Hundemüde zogen wir uns um 23.00 Uhr in die Kabine zurück.
Der erste Ausflugstag erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen, wir waren gespannt, was das "brodelnde Island" noch alles zu bieten hatte.
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Mit einem letzten Bild, das uns vor dem großartigen Gullfoss zeigt, verabschieden wir uns aus der isländischen Hauptstadt: