Teneriffa, 5. November 2008
Es war der siebte Tag unserer Kreuzfahrt und das nächste Ziel befand sich nur schlappe 256 Seemeilen von Lanzarote entfernt: Teneriffa, die "Insel des Ewigen Frühlings", ist mit 2.035 Quadratkilometern die größte der Kanarischen Inseln, hier wohnen ca. 865.000 Einwohner und die Insel ist nicht nur geologisch gesehen sehr aktiv, sondern auch äußerst attraktiv. Wir kamen jedoch nicht, um den Pico del Teide, den mit 3.718 Metern höchsten Berg Spaniens zu besichtigen oder dem bekannten Orotava-Tal einen Besuch abzustatten. Nein, unser einziges Interesse an diesem Tag galt dem Loro-Park.
Aber noch war es nicht so weit. Die Victoria näherte sich zunächst gemächlich dem Hafen von Santa Cruz de Tenerife, der Inselhauptstadt. Schon von weitem sahen wir an diesem Morgen eines der Wahrzeichen, das "Auditorio de Tenerife", eine Kongress- und Konzerthalle, die im September 2003 eingeweiht wurde und deren Bau 72 Millionen Euro verschlang. Die Architektur ist eigenwillig, aber höchst interessant. Auffällig ist die "Sichel", die über dem Musentempel wie ein Baldachin schwebt und das muschelförmige Gebäude beschützt.
Den heutigen Ausflug gestalteten wir auf eigene Faust. Es wurde zwar auch von Costa eine Fahrt zum Loro-Park für 55,00 Euro angeboten, aber wir gingen davon aus, dass der Bus einige Zeit benötigen würde, bis er auf der gegenüberliegenden Seite ankommen würde und wir wollten ausschließlich den Papageien, Orcas und Seelöwen unsere Aufmerksamkeit schenken. Daher verzichteten wir auch auf die sicher preiswertere Möglichkeit, mit einem öffentlichen Bus zu fahren. Stattdessen zogen wir eine Fahrt mit dem Taxi vor. Natürlich standen schon Dutzende von Taxen bereit und die Fahrer winkten eifrig, aber wir ignorierten sie. Die ersten Angebote, die wir bekamen, bewegten sich alle im Bereich zwischen 110 und 120 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Also gingen wir stur an den Winkenden vorbei, auch am Letzten. Und dann geschah das, womit wir spekuliert hatten. Es lief uns jemand nach. Nach kurzer Verhandlung einigten wir uns auf einen Preis von 80,00 Euro für zwei Personen für die Hin- und Rückfahrt, zu zahlen erst nach Rückkehr in den Hafen.
Jose hieß unser Fahrer und wir stiegen erwartungsvoll in seinen Opel Zafira, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. Sein Englisch war schlecht, aber mein Spanisch noch viel schlechter und bekanntlich kann man ja auch mit Händen und Füßen reden. Der gute Jose hetzte sein Gefährt gefährlich schnell über Teneriffas Autobahnen, aber er beherrschte sein Geschäft. Für die knapp 50 Kilometer zum Loro-Park brauchte er gerade mal 35 Minuten. Von der Insel bekamen wir nicht viel zu Gesicht, wenigstens reichte es für einen mageren Schnappschuss vom majestätischen Teide:
Dank Jose's durchaus vorhandener typischer "Formel 1"-Qualitäten waren wir so gegen 9.15 Uhr am Loro-Park. Um diese Zeit war am Haupteingang noch überhaupt nichts los, ein Indiz für uns, dass die Entscheidung "pro Taxi" absolut richtig war, weil wir so die Möglichkeit bekamen, immer vor irgendwelchen Reisegruppen Einlass in die diversen Shows zu finden. Wir verabschiedeten uns von Jose und bestellten ihn für 15.00 Uhr wieder vor den Parkeingang. Er musste ja ein sehr vitales Interesse daran haben, uns wieder zu holen, denn ansonsten würde er leer ausgehen. Und wie ich seinem Gesichtsausdruck entnahm, schwang hier wohl eine gewisse Skepsis mit.
Jetzt stürzten wir uns aber in das Abenteuer Loro-Park. Das heißt, es war weniger ein Abenteuer, als vielmehr ein Tag voller erfrischender Begegnungen mit den unterschiedlichsten Tieren. Warum überhaupt Loro-Park? Wir waren 1999 in San Diego (Kalifornien) und hatten damals u.a. Sea-World besucht. Dieser Park hatte uns sehr beeindruckt, vor allem wegen der Orca-, Delfin- und Seelöwenshows. Im Vorfeld der Kreuzfahrt hatten wir uns natürlich auch erkundigt und da stellte sich die Frage Loro-Park fast von alleine. Einige Erfahrungsberichte in diversen Foren haben uns dann schließlich restlos überzeugt, einen Tag nur für diesen Park einzuplanen. Und nebenbei bemerkt: die 31,00 Euro Eintritt sind, auch wenn die Einheimischen weniger zahlen müssen, eher unter die Rubrik "preiswert" einzuordnen. Denn was dort geboten wird, sucht seinesgleichen. Aus unserer Sicht noch besser als Sea-World.
Der Loro-Park wurde im Jahr 1972 von dem Deutschen Wolfgang Kiessling gegründet. Damals umfasste der Park gerade mal eine Fläche von ca. 13.000 qm und war Heimat von 150 Papageien. "Loro" ist übrigens das spanische Wort für Papagei. Aber wie jeder Besucher weiß, ist die Entwicklung des Parks geradezu rasant voran geschritten. Heute verfügt er über eine Fläche von etwa 135.000 qm, also ca. 10x mehr als zur Zeit der Gründung. Längst sind auch andere Tierarten anzutreffen, aber einer der Hauptanziehungspunkte sind immer noch die Papageien. Von den bekannten etwa 800 Papageienarten kann man allein 353 im Loro-Park sehen, es ist damit die weltweit größte Papageienkollektion. Immerhin konnten wir zwei ausfindig machen, die bereit waren, sich mit uns ablichten zu lassen:
An unserem Lächeln ist wohl unschwer zu erkennen, dass wir uns dort sehr wohlgefühlt haben. Im Eingangsbereich erhält man u.a. einen Parkplan, auf dem die Standorte der einzelnen Attraktionen aufgezeichnet sind. Man tut gut daran, sich in etwa an dem Plan zu orientieren, sonst verliert man schnell die Übersicht. Da wir genügend Zeit eingeplant hatten, kamen wir jedoch in den Genuss aller angebotenen Shows und es blieb sogar noch Zeit, die Orcas ein zweites Mal zu bestaunen. Was bietet der Loro-Park außer den Papageien noch? Antwort: jede Menge! Mit "Planet Penguin" erwartet den Besucher das größte Pinguinarium der Welt. Ein Aspekt, der uns völlig neu war. Eine weitere Attraktion ist die Orca-Show. Diese großartigen Tiere warten mit Kunststücken auf, die man in dieser Art sicher nur noch an einigen wenigen anderen Orten der Welt erleben kann. Das Gleiche gilt für die Delfin- und die Seelöwenshows. Letztere klatschen sich zwar selbst Beifall, aber der ist auch mehr als gerechtfertigt, dann die Seelöwen bringen selbst ein Herz aus Stein zum Lachen. Auch der begehbare Tunnel im "Acuario" mit seinen 850.000 Litern Wasser ist sensationell. Dagegen ist z.B. das Sea-Life-Aquarium in München geradezu winzig. Es beschleicht einen schon ein etwas mulmiges Gefühl, wenn plötzlich ein "echter" Hai über den eigenen Kopf gleitet:
Man betritt den Park durch den großen Thai-Tempel. Für den gewöhnlichen Mitteleuropäer ist schon dieser Bereich exotisch und man vergisst sehr schnell, dass nur ein paar hundert Meter weiter von Exotik nicht mehr viel zu sehen ist. Aber hier ist eben alles anders, man läßt sich gerne gefangen nehmen vom Zauber dieser fremdartigen Welt. Auch wenn es in dieser Welt Machos gibt, gegen die Dieter Bohlen wie ein Waisenknabe wirkt. Oder was halten Sie von diesem Prachtburschen, der sich offensichtlich für den Größten hält:
Erst zeigte er uns die kalte Schulter, später sahen wir ihn dann, als er ein Nickerchen hielt. Ja, auch Machos werden manchmal müde. Die Gorillas sind eine von vielen Attraktionen, die es hier zu bewundern gibt. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass es sich bei diesen Gorillas um ausgestoßene Tiere handelt, die im Park eine neue Heimat gefunden haben. 1992 hat der Loro-Park als erste zoologische Anlage weltweit dieses Experiment gewagt und gewonnen. Einer Vereinsamung wurde auf diese Weise entgegen gewirkt.
Es sind aber nicht nur die Tiere, von denen es hier nur so wimmelt, auch der tropische Garten, der all die Volieren und Gehege mitunter so sorgsam versteckt, dass man zweimal hinschauen muss, ist eine Attraktion für sich. Mitunter wähnt man sich wirklich im Dschungel und ist umgeben von exotischen Bäumen, Sträuchern und immer wieder Orchideen.
Der Loro-Park ist auch für seine Shows bekannt und davon gibt es reichlich. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass die Shows nur in zweiter Linie den Zweck der Unterhaltung der Zuschauer verfolgen. In erster Linie geht es schlicht darum, die Tiere zu beschäftigen. Daran sollten auch die Kritiker denken, die es natürlich auch hier gibt. Besonders skeptisch werden dabei die Aktivitäten der Parkleitung bei der Haltung der Orcas verfolgt. Davon treten während der Show gleich vier Stück auf. Und, ich gestehe es gerne, wir haben deren Auftritt gleich zweimal in vollen Zügen genossen. Ist ja auch kein Wunder, wenn man derartige Kunststücke sieht wie das folgende. Es hat fast den Eindruck, als ob uns der Orca hier einen Kussmund zuwerfen würde. Finden Sie nicht auch?
Neben den Orcas wird auch die Haltung der Delfine in Parks wie diesen immer sehr kritisch beäugt. Ob diese Kritik berechtigt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Feststeht, dass der Loro-Park auch mit seinem Delfinarium Maßstäbe setzt. Mit einem Fassungsvermögen von sage und schreibe sieben Millionen Litern, in Zahlen sieht das so aus: 7.000.000, ist es das größte in Europa. Die schwimmenden und fliegenden Stars, die das Publikum auch mit nicht antrainierten Tricks erheitern, tummeln sich in drei Aufenthaltspools, einem so genannten Panoramapool und dem eigentlichen Showpool. Hier laufen die Delfine vor bis zu 1.800 Zuschauern zur Hochform auf. Wir haben uns beinahe die Hände wund geklatscht vor Begeistertung.
Obwohl der Park rein flächenmäßig sicher nicht zu den allergrößten weltweit zu zählen ist, bietet er doch unglaublich viele Superlative. Das Penguinarium, Orca-Ocean, das eben beschriebene Delfinarium, all diese Attraktionen zählen mit zum Besten, was es auf diesem Gebiet zu sehen und zu bestaunen gibt. Da dürfen Flora und Fauna natürlich nicht vernachlässigt werden, daher erwartet den Besucher auch in dieser Beziehung ein einzigartiges Ensemble mit einem Kakteengarten, der mit noch nie gesehenen Arten glänzen kann. Für die Botanikfreunde gibt es Zwiebel- oder Drachenpflanzen und natürlich Orchideen ohne Ende.
Es ist schwierig, bei diesen Schilderungen etwas weg zu lassen, ich hätte ein schlechtes Gewissen gegenüber jenen Tieren, die vielleicht nicht so stark im Fokus der Besucher stehen. Mein geheimer Star des Tages war aber doch das Erdmännchen, dem Yogi Löw in einem Werbetrailer zu ungeahnter Popularität verholfen hat oder war es doch umgekehrt?
Ist er nicht einzigartig, der kleine Yogi? Neben diesem putzigen Vertreter seiner Art gäbe es noch viel zu schreiben über jene Tiere, die nicht in einer Show bewundert werden können, wie z.B. weiße Tiger, Krokodile, Schimpansen, jede Menge Fische in den Großaquarien und natürlich über die gefiederten Freunde, die dem Park seinen Namen gegeben haben:
Aber irgendwann muss man sich auch von dieser Attraktion verabschieden, wir wollten schließlich pünktlich am Haupteingang sein, wenn Jose mit seinem Zafira angerauscht kommen würde. Also machten wir uns schweren Herzens auf den Rückweg, schlenderten noch einmal vorbei am Thaidorf mit seinem Koi-Becken, genossen wieder das satte Grün dieses grandiosen Parks. Um 15.00 Uhr standen wir auf der Treppe vor dem Eingang und siehe da, keine Minute später hielt uns Jose, förmlich freudetrunken ob unseres Erscheinens, die Türen auf. Er war überrascht und gerührt, offenbar hatte er in dieser Hinsicht schon einige schlechte Erfahrungen gemacht. In seinem Überschwang schenkte er uns sogar noch eine bestickte Stofftasche. Das hat uns dann doch überrascht und war noch ein wunderbares kleines Erlebnis eines großartigen Ausflugs.
Um 16.30 Uhr hieß es wieder einmal "Alle an Bord"! Das schafften wir ganz locker, denn Jose war ein flotter Fahrer, so dass wir kurz vor vier auf der Victoria waren. Der Tag war bei weitem noch nicht zu Ende. In unserem "Today" stand diesmal auf Seite 3 bei Kleidervorschlag "Elegant/Gala". Der "Captain's Gala-Abend" enttäuschte uns nicht, ganz im Gegenteil, wir wurden mit wie immer exzellenten Speisen verwöhnt und da kam die gute Laune ganz von selbst.
Ein großartiger Tag lag hinter uns und wir bedauerten einmal mehr, die Zeit nicht anhalten zu können. Aber die Victoria steuerte längst ihrem nächsten Ziel entgegen, der Insel Madeira. So weit ist es aber noch nicht, denn wie immer habe ich ein kleines Schmankerl anzubieten, die "Fotoshow Teneriffa":
Fotoshow Teneriffa |
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