Auf See und in Katakolon (5. und 6. März 2010)
Heute war Seetag. Auf dem Weg von Savona nach Katakolon hatten wir so einen ganzen Tag, um das Schiff zu erkunden und zu faulenzen. Leider begann der Tag für meine Frau nicht gut. Der Zahn meldete sich zurück mit Schmerzen, die alles andere in den Hintergrund drängten. Das konnte ja heiter werden. Heiter auf andere Art wurde es dann tatsächlich, als wir zum Frühstück ins „New York“ auf Deck 3 gingen. Unser Sohn, der ständig um sein sauer verdientes Geld besorgt ist, bestellte sich Rühreier, allerdings gleich vier Portionen. Wir ahnten nicht, dass diese vier Portionen auch auf vier Tellern serviert werden würden. So türmten sich vor unserem Vielfraß dann schließlich ein Rührei-Berg und ein Speck-Gebirge. Ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken, unsere Tischnachbarn nahmen das aber eher belustigt zur Kenntnis, ganz abgesehen davon, dass (fast) alles auch von Stefan verdrückt wurde. Die Zahnschmerzen von Sonja blieben leider, was verständlicherweise auf die Stimmung drückte und den Aktivitätsdrang doch stark minderte. Zu allem Überfluss sollte an diesem Tag auch noch die „Kapitän's Gala“ stattfinden. Am Vormittag besuchten wir eine deutschsprachige Informationsveranstaltung im Theater, die von unserer Betreuerin Beatrice (genau, die vom Traumschiff!) kompetent und charmant moderiert wurde. Ich hatte mich sehr auf die Vorbeifahrt am Vulkan Stromboli gefreut und auch meine Frau wollte dieses Ereignis sowohl fotografisch als auch filmisch festhalten. Die Zahnschmerzen machten ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung, so dass ich mich alleine an die Reling auf Deck 11 stellte und den Sromboli fotografierte. Majestätisch tauchte er plötzlich aus dem über dem Meer liegenden leichten Dunst auf. Die gleichmäßigen Flanken verleihen ihm eine ganz besondere Ausstrahlung und auch wenn man aufgrund einer leichten Bewölkung nicht den ganzen Berg erkennen konnte, ging doch eine gewisse Magie von diesem rauchenden Ungetüm aus. Für eine Weile konnte ich hier den unerfreulichen Gesundheitszustand von Sonja verdrängen.
Die Gala am Abend wollten wir nutzen, um ein Familienfoto machen zu lassen, immerhin waren wir vier schon sehr lange Zeit nicht mehr gemeinsam abgelichtet worden. Tapfer kämpfte sich Sonja durch den Tag und wir beschlossen, den Abend „irgendwie“ durchzustehen. Die Herren in Anzug und Krawatte, die Damen im Abendkleid stellten wir uns gegen 17.45 Uhr in die Reihe der Wartenden vor dem Theater „Stardust“, das über die Decks 3 bis 5 verläuft und neben dem Atrium der strahlende Mittelpunkt der „Costa Pacifica“ ist. Am Eingang drückte man uns einen Prosecco in die Hand, dann suchten wir uns einen Platz und warteten zunächst, denn der Kapitän musste noch gefühlten 5000 Passagieren die Hand schütteln. Dann kam Kapitän Giacomo Longo, genannt „der Kurze“ (das trifft den Nagel übrigens auf den Kopf!), vors Mikro und begrüßte die Gäste in Italienisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Zwischendurch wurden die obligatorischen Häppchen gereicht, falsch, nur ein Happen, um genau zu sein. Dann ging es ab zum Fotografen, um die Familienaufnahme zu machen. Der gute Mann hatte nach unserem Dafürhalten auch nicht unbedingt die große Ahnung von seinem Metier. Es war finster, der Hintergrund war langweilig und Ideen des Fotografen auf der Suche nach abwechslungsreichen Positionen waren nicht vorhanden. Aber zum Glück wird man zum Kauf ja nicht gezwungen!
Dann waren wir gespannt, welchen Tisch man uns zugewiesen hatte. Die neue Tischkarte hatten wir bereits am Nachmittag auf der Kabine vorgefunden. Wir durften jetzt ins „My Way“, das sich auf den Decks 3 und 4 befindet, jedoch nicht mehr am Heck, sondern mehr schiffsmittig. Und siehe da, wir hatten wieder einen Vierer-Tisch, aber abseits der großen Masse in der Saalmitte. In unserem Bereich waren noch ein weiterer Vierer- sowie ein Zweier-Tisch, die durch hohe Raumteiler vom übrigen Restaurant getrennt waren. Das störte uns jedoch nicht, weil man sich so auch noch prima unterhalten konnte. Der neue Tisch gefiel uns gut, leider nahm Sonjas Zahn auf unsere Befindlichkeiten keine Rücksicht. Die Schmerzen wurden stärker und meine Frau konnte sie auch nicht mehr länger verdrängen. Sie nahm nur ein paar Happen zu sich, konnte ohnehin nur auf einer Seite kauen. Auch wir konnten das Essen daher nur gebremst genießen. Geteiltes Leid ist eben nicht halbes, sondern doppeltes Leid!
Schon am Nachmittag hatte ich mich beim „Guest Service“ auf Deck 3 nach den Möglichkeiten einer Zahnbehandlung erkundigt. Ich erhielt von dem fließend Deutsch sprechenden Mitarbeiter die Auskunft, dass man in jedem Hafen der Reise mit Zahnärzten in Verbindung stehen würde und es kein Problem wäre, hier einen entsprechenden Termin zu vereinbaren. Wir könnten auch das Bordkrankenhaus aufsuchen (Arztsprechstunde hier von 18.00 bis 19.00 Uhr) zu einem Preis von 35,00 Euro, kommt der Arzt in die Kabine, sind 50,00 Euro fällig und bei einem Nachtbesuch 60,00 Euro. Nachmittags besprach ich mit meiner Frau die Situation, sie konnte sich jedoch nicht zu einem Arztbesuch durchringen. Jetzt nahm ich ihr die Entscheidung kurzerhand ab und rief den „Medizinischen Notdienst“. Die Nummer ist auf dem Apparat in der Kabine eingespeichert und „rot“ markiert. Mit Englisch klappte die Verständigung sehr gut. Ich wurde über die weitere Vorgehensweise informiert. Eine Schwester würde mit einem Arzt vorbei kommen und das Ganze würde 60,00 Euro kosten. Was uns schon vorher klar war.
Gegen 21.30 Uhr kamen dann ein italienischer Arzt und die südamerikanische Schwester, die eine große Tasche, vollgestopft mit Instrumenten und Medikamenten mitschleppte. Ich erklärte dem Arzt so gut ich konnte auf Englisch den Sachstand. Er sah sich die Sache aus der Nähe an und meinte, dass eine Entzündung nicht vorliegen würde. Dass eine Wurzelbehandlung vorgenommen worden war, konnte er ebenfalls erkennen. Daraufhin erklärte er uns, dass es unter diesen Umständen sinnvoll wäre, Voltaren gegen die Schmerzen zu nehmen. Die vom Zahnarzt verordneten Antibiotika solle sie weiter nehmen. Wegen evtl. auftretender Magenbeschwerden solle sie noch andere Tabletten einnehmen. Die drückte er mir auch gleich in die Hand. Er war zuversichtlich, dass die Schmerzen nachlassen würden.
Der Arztbesuch war unserer Ansicht nach durchaus erfolgreich, der Mann wusste wovon er spricht und meine Frau befolgte die angeordnete Medikation. Nach Theater oder sonstigen Aktivitäten war uns an diesem Abend ohnehin nicht mehr zumute, so dass wir uns in die Federn verabschiedeten.
Samstag, 6 März 2010
Um 13.00 Uhr sollten wir heute in den Hafen von Katakolon einlaufen, das ist der Kreuzfahrthafen der Region. Von hier aus starten die Ausflüge nach „Olympia“. Wir waren bereits 2007 einmal hier und kannten die Gegebenheiten, diesmal wollten wir jedoch nicht im Ort bleiben, sondern die antiken Stätten von Olympia besuchen. Zum letzten Mal hatten wir diese im Rahmen unserer Hochzeitsreise vor mehr als 27 Jahren gesehen.
Meiner Frau ging es etwas besser. Die Zahnschmerzen hatten nachgelassen, waren aber noch präsent, hinzu kamen jetzt aber die scheinbar schon erwarteten Magenbeschwerden. Der Service während des Frühstücks im „New York“ verlief leider sehr schleppend, so dass auch aus dieser Richtung keine Besserung zu erwarten war. Auf die zweite Tasse Kaffee warteten wir vergeblich. Die Zeit bis zur Ankunft in Katakolon vertrieben wir uns mit einem Spaziergang durch die Shops. Unser Einschiffungsfoto, das uns gut gefiel, kauften wir natürlich. Zwei Bilder 20 Euro, nicht billig, aber wie gesagt, es wird niemand gezwungen, diese zu kaufen. Für uns sind sie jedes Mal „ein Muss“.
Vor dem Ausflug nach Olympia wollten wir diesmal das Buffetrestaurant „La Paloma“ auf Deck 9 ausprobieren. Das erwies sich als Fehler, als schwerer Fehler! Schon das Betreten war nicht ganz einfach, ich wäre fast gegen ein planlos in der Gegend stehendes Menschenknäuel gerannt. Alle hielten leere Tabletts in der Hand, waren entweder auf der Suche nach einer Essensstation oder nach einem Sitzplatz. Beides war in der Menschenmenge schlichtweg nicht zu finden! Das Wort Kantinenatmosphäre wäre in diesem Fall eine Beleidigung für unsere heimatliche Kantine. Denn erstens findet man immer einen Platz und zweitens kann man auch in Ruhe die Speisen und Getränke aussuchen. Das war hier nicht möglich, ich habe Vergleichbares noch auf keinem anderen Schiff erlebt. Wie sich hier die Leiber durch viel zu enge Räumlichkeiten wälzten, grenzt schon an Körperverletzung. Wir haben schließlich mit Mühe und Not einen Tisch außerhalb des Buffet-Restaurants ergattert. Allerdings sind die dortigen Aluminiumstühle dermaßen kühl, dass man sich schon nach zwei Minuten eine satte Blasenentzündung einfängt. Auch mit der Essensaufnahme war es so eine Sache. Unser ungeduldiger Sohn erkämpfte sich einige Äpfel und ich fingerte durch zwei Menschenleiber nach einigen Pizzastücken.
Um 12.45 Uhr gingen wir auf Deck 5 in die „Grand Bar Rhapsody“, dort erhielten wir unsere Busaufkleber. Anders als früher geht man jetzt selbst zum Ausgangsdeck und nicht mehr im Pulk. Für uns kein Problem. Die Voucher für die Ausflüge fanden wir im Übrigen bereits am Einschiffungstag in unseren Kabinen vor, diesbezüglich gibt es an der Organisation nichts zu beanstanden. Ursprünglich war angedacht, auf eigene Faust mit dem Zug nach Olympia fahren. Allerdings korrespondierten die An- und Abfahrtszeiten der Costa Pacifica nicht mit dem Zugfahrplan, so dass wir uns für einen Costa-Ausflug entschieden, was jedoch eine gute Wahl war. Wer sich für eine Anfahrt mit dem Zug interessiert, klickt bitte hier!
Das Wetter in Katakolon war immerhin besser als vorhergesagt: es regnete nicht und wir freuten uns auf den Ausflug nach Olympia. Auch Sonja ging es etwas besser, wenngleich von Entwarnung nicht die Rede sein konnte. Im Bus wurden wir von einer flotten Mittfünfzigerin namens Pauline erwartet.
Die Dame sprach fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch (daneben natürlich noch Griechisch und Altgriechisch) und erzählte uns auch, dass sie Archäologie studiert hätte und immer wieder einmal an Ausgrabungen teilnimmt. Ein wahrer Glücksfall!! Schon auf der ca. 40 Minuten dauernden Hinfahrt überflutete sie uns mit einer Menge von Informationen zu Land und Leuten. Auch dass das Wetter derzeit wirklich untypisch wäre, erwähnte sie mehr nebenbei. Viel zu kalt und zu regnerisch. Leider nur ein schwacher Trost.
In Olympia angekommen stellten wir zunächst erfreut fest, dass sich die Touristenmassen hier in Grenzen hielten. So konnte man die Monumente des antiken Olympia, die in einer geradezu dafür geschaffenen friedvollen Landschaft liegen, auch genießen.
Der Ort Olympia, der Name lässt es leicht erraten, war die Geburtsstätte der „Olympischen Spiele“, sie fanden hier erstmals 776 vor Christi Geburt statt. Interessant auch, dass Olympia ausschließlich ein Ort der „sportlichen Begegnung“ war. Es ging um nichts anderes, als um den sportlichen Wettkampf und natürlich um die Verehrung der Götter.
Die Besichtigungstour durch das antike Olympia war für meine Frau und mich eine spannende Angelegenheit und ebenfalls beinahe ein bißchen historisch, hatte uns doch unsere Hochzeitsreise vor nunmehr 27 Jahren an denselben Ort geführt. Da wurden natürlich Erinnerungen wach. Das Tor zum Olympiastadion, der Zeustempel mit der überdimensionalen Statue des Phidias, dessen Werkstatt sich in unmittelbarer Nähe des Tempels befindet, all das kannten wir schon, trotzdem habe ich jeden Augenblick des Wiedersehens genossen, auch wenn es dann später anfing zu regnen.
Der Ausflug mit dem Titel „Souvenir aus dem antiken Olympia“ war ein voller Erfolg, nicht zuletzt dank der großartigen Reiseleiterin Pauline, mit der wir am Schluss noch Adressen tauschten. Das Abendessen war erneut äußerst schmackhaft und in Bezug auf die Qualität der Küche konnte man Costa bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Note „Sehr gut“ attestieren. Oder was halten Sie davon:
Auch die artistischen Darbietungen im Theater an diesem Abend waren wieder vorzüglich. Das „Duo Donnert“, eine erfolgreiche und bekannte Artistenfamilie, die auch schon im „Guiness-Buch-der-Rekorde“ verewigt ist, begeisterte mit ausgereiften Artistiknummern und einer hervorragenden Ball- und Keulen-Jonglage.
Hier gibt's noch ein paar Bilder von Olympia:
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