Sonntag, 7. März 2010
Gegen 7.00 Uhr erreichten wir den Hafen von Piräus, es hatte noch mehr abgekühlt auf etwa 7 Grad und ich hatte mir zu allem Überfluss noch einen Schnupfen eingefangen. Wir hatten uns eine Tour zur Akropolis in Eigenregie vorgenommen. Aufgrund der aktuellen Geschehnisse in Griechenland (drohender Staatsbankrott, Demonstrationen, Ausschreitungen usw.) hatten wir etwas Bedenken, dass wir u.U. in den Strudel von Auseinandersetzungen geraten könnten, aber an diesem Tag blieb es gottseidank ruhig. Wir verzichteten auch auf die ganz preiswerte Route mit der U-Bahn, weil uns allein der Fußmarsch von etwa einer halben Stunde bis zur Metro-Station abschreckte. Stattdessen entschieden wir uns für eine Taxi-Fahrt. Das Heer der Taxifahrer erwartete uns bereits am Ausgang des Terminals, nach kurzer Verhandlung einigten wir uns auf einen Preis von 25 Euro für die Fahrt zur Akropolis. Für vier Personen ein durchaus preiswertes Vergnügen, wie wir fanden, und bequem obendrein. Wir kamen vor der „Costa-Meute“ an, jedoch nicht vor den übrigen gefühlten drei Millionen Besuchern des Burgberges und bei Licht besehen, des einzigen wirklichen Highlights der griechischen Hauptstadt. Sonja ging es nicht besonders gut. Der vom Costa-Arzt verordnete Tabletten-Cocktail verursachte erhebliche Magenbeschwerden, wir kamen so nur zögerlich vorwärts. Trotzdem kam beim Anblick der Akropolis Wehmut auf. Dem Zauber des bekanntesten aller Burgberge, der nicht nur Wahrzeichen, sondern Sinnbild einer ganzen Kultur ist, kann man sich unmöglich entziehen.
Immerhin regnete es (noch) nicht und so konnten wir die Propyläen und den Parthenon bei akzeptablem Wetter genießen und viele Fotos schießen. Sogar unsere weniger geschichtsinteressierten erwachsenen Kinder konnten sich dem Zauber der Altertümer nicht ganz verschließen. Zu den günstigen Anreisekosten gesellte sich noch ein freier Eintritt. Am so genannten „Melina Mercouri-Tag“ ist der Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten kostenlos. Andernfalls wären 12,00 Euro zu löhnen.
Wie auf dem Bild links oben unschwer erkennbar, war es wirklich saukalt. Ein eisiger Wind tat ein Übriges, um die Temperatur auf gefühlte -5 Grad zu drücken. Nach dem Spaziergang über die Akropolis, gingen wir an der Rückseite hinunter zum Hephaistos-Tempel, dem besterhaltenen Tempel in ganz Griechenland. Großartig ist er anzusehen mit seinen gleichmäßig gearbeiteten Säulen, die alle in voller Pracht vorhanden sind. An diesem Punkt waren auch fast keine anderen Touristen, denn mittlerweile hatte es erneut angefangen zu regnen und den meisten war der Fußweg vielleicht auch zu weit.
Wir gingen dann weiter Richtung „Syntagma-Platz“, dort wo der Regierungspalast ist und wo wir mit der U-Bahn zum Hafen zurückfahren wollten. Der Regen verstärkte sich und der schlechte Eindruck, den wir von Athen mitnehmen sollten, ebenfalls. Die Straßen um die Akropolis sind verschmutzt, von Menschenmassen verstopft und dort, wo gerade keine Fußgänger sind, brechen sich nicht enden wollende Autokarawanen ihre Bahn. Ein ohrenbetäubendes Lärmgemisch aus Motoren und Stimmen vertreibt selbst den gutmütigsten Touristen. Wir beschlossen, auch die Rückfahrt mit dem Taxi zu machen. Dank des Verhandlungsgeschicks unseres Sohnes kamen wir diesmal sogar mit lediglich 20 Euro aus.
Zurück auf dem Schiff mussten wir zum "Israel"-Casting in der "Rock Around the Clock"-Bar. Insgesamt vier Personen saßen hier, aufgereiht wie bei der mündlichen Prüfung, und musterten die Vorbeigehenden. Der vierte Mann war für die Interviews zuständig und hier wurden insbesondere die jungen Passagiere, von denen es bei unserer Reise nicht sehr viele gab, näher unter die Lupe genommen. Natürlich waren unsere Tochter und unser Sohn, Anfang und Mitte 20, beim "Prüfungsgespräch" dabei, getrennt versteht sich. Mehrmals wurden sie gefragt, ob sie schon öfter in Israel gewesen wären, mit wem sie denn reisen würden, wie die Geschwister hießen, wann diese geboren wären usw. usw. Die Fragen wurden mehrmals wiederholt. Schließlich gab sich der "Ober-Interviewer" mit den Antworten zufrieden und das "Okay" für die Einreise in das "Heilige Land". Ob er dabei auch Zwiesprache mit Jesus gehalten hat, ist mir nicht bekannt. Wir bekamen derweil unsere Pässe und die Landgangskarte ausgehändigt. Damit stand einem Ausflug nach Bethlehem und Jerusalem nichts mehr im Weg.
Da die Magenbeschwerden meiner Frau schlimmer wurden und wir diese auf die Schmerztabletten für den Zahn zurückführten, wollten wir die Packungsbeilage von einem Deutsch sprechenden Crewmitglied beim Touroffice übersetzen lassen. Gegen 18.00 Uhr fragten wir dort nach, zu diesem Zeitpunkt kam bereits eine kurz und knapp gehaltene Durchsage, dass der Stopp in Rhodos ausfallen und man stattdessen Marmaris anlaufen würde. Keine Erklärung. Nichts. Roberto vom Tour-Office wusste auf Anfrage immerhin, dass vor und um Rhodos starke Stürme vorherrschen würden, das übrige Programm dadurch aber nicht beeinträchtigt wäre. Damit waren wir zufrieden, auch bei unserem Medikamentenproblem konnte er uns helfen.
Der Abend verlief wieder ganz wunderbar. Das schon gelobte Essen blieb auf sehr gutem Niveau und im Theater erwartete uns an diesem Abend die international bekannte Sängerin „Keeniatta“, die z.B. bei der Vereidigung von Barack Obama gesungen hat. Eine rassige Künstlerin, die mit eigenen Nummern ebenso glänzte wie mit Songs von Whitney Houston und anderen bekannten Showgrößen. Klasse!
Wir begaben uns mit der Gewissheit in die Federn, am nächsten Tag Marmaris anzusteuern. Noch ahnten wir nicht, was uns dann erwarten würde.
Noch mehr Bilder von Athen gibt es hier:
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Flucht vor dem Sturm |
Natürlich gibt es bei "Kurgeschichten und Meer", ganz im Gegensatz zum richtigen Leben, auch immer ein "Zurück" und zwar hier:
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