Am letzten Tag unserer Reise an die Riviera di Levante sollte es uns so richtig schwer gemacht werden, Abschied von dieser Region zu nehmen. Es stand ein Tagesausflug nach Portofino, Santa Margherita und Rapallo auf dem Programm. Auch an diesem Ausflugstag wurden wir wieder von unserer Reiseleiterin Isabella begleitet. Nach dem Frühstück ging es mit dem Bus zunächst von Lavagna nach Rapallo. Gegen 9.00 Uhr am Vormittag erreichten wir die etwa 30.000 Einwohner zählende Stadt Rapallo, die damit die größte der Riviera di Levante ist. Berühmtheit erlangte die Stadt am 16. April 1922. Damals schloss das Deutsche Reich mit der Russischen Sowjetrepublik den so genannten "Vertrag von Rapallo", in dem ein Verzicht der Russen auf Reparationszahlungen und eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern vereinbart wurde. Von einigen westlichen Staaten wie z.B. Großbritannien und Frankreich wurde das argwöhnisch betrachtet, Frankreich besetzte darauf hin sogar das Ruhrgebiet. Irgendwie kommt mir das alles bekannt vor, denn auch heute haben wir eine politische Situation, in der alles auf eine Konfrontation mit Russland hinaus läuft. Der Mensch lernt einfach nicht hinzu.

Wir beschäftigten uns freilich weniger mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts, stattdessen besichtigten wir zunächst die schöne Kirche Basilica dei Santi Gervasio e Protasio, deren Ursprünge aus dem vierten Jahrhundert stammten.

Bevor es mit dem Schiff nach Portofino ging, blieb noch etwas Zeit für einen kurzen Bummel durch die reizvolle Altstadt mit den schmalen Gassen, den bunten Obstständen und vielen Cafes. Auch das traditionelle Handwerk findet man hier noch. So kamen wir u.a. an einer Pastificio, also einer Teigwarenfabrik, vorbei, wo man einer Mitarbeiterin über die Schulter schauen konnte.

Dann wechselten wir wieder einmal das Verkehrsmittel und stiegen in ein Ausflugsboot um, das uns nach Portofino brachte. Bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und das war auch heute so, denn die Sicht vom Wasser auf die vorbei gleitenden Orte vermittelt noch einmal einen völlig anderen Eindruck und der ist mitunter durchaus spektakulär. Wir sahen elegante Villen, die zum Teil fast spöttisch auf die Besucher in ihren armseligen Ausflugsbötchen herabzublicken schienen. Für uns war es ein kleiner Blick in die mondäne Welt der Reichen und Schönen. Und schön war es wirklich!

Und dann sahen wir auch schon die Einfahrt in die Bucht des Golfo del Tigullio. An dieser exponierten Stelle, die schon in der 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts internationale Größen wie Frank Sinatra oder Sophia Loren angezogen hat, liegt Portofino, das mit seinen gerade mal 400 Einwohnern so etwas wie das edelste Fischerdorf der Welt ist. Schon der antike Name Portus Delphini klang irgendwie anders, was angesichts der Lage aber auch kein Wunder ist. Unmittelbar am Meer gelegen, inmitten einer prächtigen Natur mit Oliven- und Zypressenhainen, da kommen die bunten Häuser mit den zum Teil aufgemalten Statuen, neuzeitlich würde man sagen Fakefassaden, besonders gut zur Geltung.

Und dann legten wir an, stiegen aus und versuchten unsere Reiseleiterin in diesem Menschengewirr nicht zu verlieren. Es waren vornehmlich italienische Kreuzfahrtgäste vor Ort, das sah man an den in reichlicher Anzahl vorhandenen MSC-Täfelchen, die Dutzende von ReiseleiterInnen in die Höhe hielten. Alle wollten die Luft atmen, die auch Steven Spielberg  und andere Hollywoodgrößen immer wieder mal aufsaugen, wenn sie sich herablassen und das schnöde Europa besuchen. Dann schlafen sie allerdings in ihren teuren Luxusyachten, die vermutlich so ähnlich aussehen wie jene, die während unseres kurzen Besuches ankerten und die Aussicht erheblich behinderten, weil sie einfach viel zu groß sind.

Irgendwie passt dieser Gigantismus nicht in diesen kleinen Ort, der derlei Protzerei auch gar nicht nötig hat. Wir kämpften uns durch die Menschenmassen und suchten den Weg nach oben. Unser Ziel war die Chiesa di San Giorgio aus dem 12. Jahrhundert. Besonders gut gefallen hat mir hier der Friedhof und die Aussicht auf Castello Brown, das heute als Museum dient.

Dann hieß es Abschied nehmen von Portofino, unser Ausflugsboot wartete. Einerseits waren wir froh, diesem fast schon erdrückenden Touristenstrom entfliehen zu können, andererseits haben uns die Bilder dieses wunderschönen Fischerortes doch auch sehr beeindruckt. Eine Viertelstunde später machte unser Wassertaxi in Santa Margherita fest. Die "Perle Tigulliens", wie die Stadt auch genannt wird, hat etwa 9.000 Einwohner und ist ca. 35 Kilometer von Genua entfernt. Isabella nahm uns mit auf einen Streifzug durch diese mondäne Stadt, die alles bietet, was man für einen perfekten Urlaub braucht: Meer, Strand, viele Sehenswürdigkeiten und das typische "dolce far niente" (das süße Nichtstun). Wir starteten in der Kirche Chiesa di Santa Margherita d'Antiochia, die mit einer prachtvollen Innenausstattung protzte.

Nicht zu viel versprochen, oder? Die Kirche ist wirklich spektakulär. Interessanterweise waren hier viel weniger Touristen unterwegs als in Portofino. Scheinbar hatte sich noch nicht herumgesprochen, dass auch Santa Margherita ein paar Hot Spots zu bieten hat. Dazu gehört sicher auch die Strandpromenade, die besonders vom Schiff aus sehr eindrucksvoll war.

Hier sieht man auch Statuen von Viktor Emanuel (unten Bild rechts) und Christoph Kolumbus (unten Bild links).

Und nicht zu vergessen das glamouröse Hotel Imperial Palace, ein 5-Sterne-Tempel der (unbezahlbaren) Luxusklasse.

Für den kleinen Mann bleibt da nur die Flucht in den Glauben, denn Kirchen gibt es in Santa Margherita zum Glück genug. Die zweite Kirche, die wir besichtigten war das Convento dei Frati Cappuccini.

Mittlerweile war es spät geworden, es blieb noch Zeit für ein Schleckeis und einen kleinen Bummel an der Promenade entlang. Wir genossen die Sonnenstrahlen, den blauen Himmel und die wirklich großartigen Aussichten, u.a. auf das Hotel Helios oder die Festung. Dann begleitete uns Isabella wieder zum Ausflugsboot und gemeinsam fuhren wir zurück nach Rapallo.

In Rapallo verabschiedeten wir uns von Isabella, die uns in den vergangenen drei Tagen die Landschaft und die Menschen der ligurischen Küste sympathisch näher gebracht hatte. Nach einem kurzen Spaziergang durch Rapallos Altstadt ging es zum Parkplatz, auf dem uns Frank schon mit dem Bus erwartete.

Ein letztes Mal konnten wir die kurze Busfahrt auf diesem einzigartigen Küstenstreifen nach Lavagna noch genießen. Die Reise an die Riviera di Levante neigte sich dem Ende zu, am nächsten Tag stand nach dem Frühstück lediglich die Heimreise auf dem Programm.

Fazit:

Zwar sagt ein Bild bekanntlich mehr als tausend Worte, trotzdem können Bilder auch in die Irre führen. Besonders wenn es darum geht, eine Rangliste o.ä. aufzustellen. Die Cinque Terre sind einfach zu vielfältig, den Königsweg gibt es m.E. nicht. Wir haben uns für eine Busreise entschieden und halten das auch im Nachhinein für eine gute Entscheidung. Insbesondere Lavagna als Ausgangspunkt der täglichen Ausflugsfahrten war und ist eine sehr gute Wahl unseres Reiseveranstalters gewesen. Die Wanderer unter den Lesern mögen bemängeln, dass man im Rahmen einer Gruppe zu wenig von Land und Leuten mitbekommt. Das mag sein, aber es kommt natürlich auch auf die Absicht an, die man mit einer Urlaubsreise bezweckt. Wir sind nicht so gut zu Fuß und Eindrücke, mögen sie auch kurz sein, reichen uns allemal. Wer mehr will, sollte daher einen längeren Aufenthalt einplanen. Nach unserem Dafürhalten reichen zwei bis drei Tage durchaus, um die Region zu erkunden. Sehr gut gefallen hat uns dabei der Mix der Beförderungsmittel mit Zug und Schiff. Vom Meer waren die Aussichten besonders spektakulär. Ich hoffe, ich konnte mit meinen Bildern und Schilderungen den einen oder anderen nachhaltigen Eindruck vermitteln. Wenn Ihnen der Bericht gefallen hat, freue ich mich über eine positive Bewertung:

 

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Abschließend bedanke ich mich für das Interesse und ich verabschiede mich mit einem ultimativen Fotoalbum, in dem noch einmal die Highlights der Cinque Terre und der Nachbarregionen zu sehen sind.


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