Donnerstag, 05.08.2021 (Ludwigsburg)

Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren, weshalb kein Schleusenpersonal vorhanden war, ob man das nicht hätte im Vorfeld klären können. Für uns spielte es letzten Endes keine Rolle, denn glücklicherweise konnten wir uns auch während dieser Reise darauf verlassen, dass die "Phoenixe" alles tun würden, um den Passagieren einen unbeschwerten Urlaub zu ermöglichen. Der eiligst gezimmerte Plan B sah nun vor, dass wir gegen 14.30 Uhr Ludwigsburg erreichen würden. Die Gäste würden dann von Bord gehen, die Ausflüge absolvieren und dann mit dem Bus nach Bad Cannstatt transportiert werden, wo die Switzerland zwischenzeitlich angelegt haben würde. So weit der Plan B, der sich kompliziert anhört und es auch tatsächlich war. Wir hatten uns darüber überhaupt keine Gedanken gemacht, denn für Ludwigsburg hatten wir keinen Ausflug gebucht. Das änderte sich aber, denn Kreuzfahrtleiterin Elke Sprengel riet uns dringend dazu, für ein Entgelt von 8,00 Euro mit dem Shuttle nach Ludwigsburg zu fahren und anschließend die Gärten in der Residenz anzuschauen.

Bevor es so weit war machten wir es uns nach dem Frühstück auf dem Sonnendeck bequem und bestaunten ein weiteres Mal die Weinberge und die vorbei ziehende Landschaft, während im Salon ein "Deftiger Frühschoppen" für Unterhaltung sorgen sollte. Aber auf derartiges "Humtata" hatten wir so gar keine Lust. Zumal um 12.30 Uhr ja bereits wieder das Mittagessen serviert werden würde, wo ich vorzügliche Käsespätzle verspeiste.

Gegen 14.30 erreichte MS Switzerland Ludwigsburg, das mit seinen ca. 93.000 Einwohnern die zehntgrößte Stadt von Baden Württemberg ist. Sie liegt auch nur zwölf Kilometer von Stuttgart entfernt. Pünktlich wie im Tagesprogramm angegeben wartete der Shuttlebus, der uns zum Parkplatz vor dem Residenzschloss brachte. Spätestens im Bus, wo außer uns nur wenige weitere Gäste saßen, war klar, dass die große Mehrheit tatsächlich einen Ausflug gebucht hatte. An der Kasse erstanden wir eine Eintrittskarte für preiswerte 10,00 Euro und dann tauchten wir ein in das "Blühende Barock", der ganzjährigen Gartenschau rund um das Residenzschloss.

Das "Deutsche Versailles", wie die größte original erhaltene barocke Anlage Europas auch genannt wird, glänzt mit ihrem imposanten Bau und die Lage inmitten des Blühenden Barock. In den folgenden neunzig Minuten lustwandelten wir durch kunstvoll angelegte Gärten, bestaunten fantasievolle Sandskulpturen oder beobachteten Vögel in ihren Volieren. Die goldenden Bilder zeigen einen kleinen Ausschnitt des Blühenden Barock, der uns begeistert hat.

Der 30 Hektar große Park verzauberte uns mit einem wahren Farbenrausch. Wir erlebten einen Pflanzenorkan aus blühenden Sträuchern, bunten Wiesen und tanzenden Wasserfontänen, ein Rausch für die Sinne. Wir waren glücklich, in letzter Minute den Shuttle genommen und auf Elkes Rat gehört zu haben.

Es blieb sogar noch Zeit für einen Spaziergang zum Marktplatz, der quasi gegenüber der Residenz liegt und fußläufig in ein paar Minuten zu erreichen ist. Der erste Bundespräsident Theodor Heuss bezeichnete den Platz als den "stolzesten von Baden Württemberg". So weit würde ich jetzt vermutlich nicht gehen, aber groß ist er auf alle Fälle. Und er lädet müde Parkbesucher zum Verweilen in dem einen oder anderen Cafe ein. Davon machten wir ebenfalls Gebrauch und gönnten uns einen Eiscafe, den hatten wir uns verdient.

Bevor uns der Shuttle wieder einsammeln würde, blieb noch etwas Zeit und so gingen wir erneut zum Residenzgarten. Wir hatten Glück und die freundliche Dame am Tor ließ uns durch, ohne erneut Eintritt zu verlangen. So bewunderten wir noch den großen Teich, den Vorgarten und den Friedrichgarten.

Mit einem Gefühl von großer innerer Befriedigung ging es anschließend mit dem Bus nach Bad Cannstatt. Auch wenn sich der Fahrer mühsam durch den Berufsverkehr kämpfen musste, tat das unserer guten Laune keinen Abbruch. Kurz vor 19.30 Uhr erreichten wir die Anlegestelle, die sich unmittelbar am riesigen Areal des "Cannstatter Wasen", dem zweitgrößten Volksfest Deutschlands, befand. Wir waren von den Anstrengungen des Tages derart ausgehungert, dass wir alles gegessen hätten, was man uns vorgesetzt hätte. Aber die gute Küche gab auch heute keinen Grund zur Klage und wir aßen unseren Zackenbarsch mit Genuss. Den Tag ließen wir beschaulich im Salon ausklingen. 

 

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