Montag, 23. Juli 2018 (Bergen, Norwegen)
Heute erwarteten uns die farbigen Holzhäuser der im Jahr 1070 gegründeten Stadt Bergen. Damals ein Fischerdorf, heute eine mehr als respektable Stadt mit etwa 280.000 Einwohnern. Als wir heute früh aufstanden, hatte die Artania aber noch ein paar Seemeilen bis dahin zurückzulegen. Der Himmel war mit grauen Wolken überzogen, die nichts Gutes verhießen. Immerhin gilt Bergen als regenreichste Stadt Europas, aber wir hätten nichts dagegen, wenn sie diesen Ruf heute nicht verteidigen würde. Aber schon die ersten Bilder der an Land vorbeiziehenden typischen Häuser zeigte, was uns heute erwarten würde: ein bedeckter Himmel. Wir konnten also froh sein, wenn wir den geplanten Spaziergang trockenen Fußes absolvieren konnten.
Nach 222 Seemeilen erreichte die Artania deutlich vor der für 11.00 Uhr geplanten Ankunft die malerisch gelegene Stadt Bergen. Wir passierten die eindrucksvolle Nordlandsbrua, die 1994 eingeweiht wurde und 1.614 Meter lang ist. Vom Floyen sahen wir nicht viel, denn tiefhängende Wolken trieben ihr unschönes Spiel. Wir konnten uns Zeit lassen, denn Ausflug war keiner geplant und gerade in den letzten Tagen vor dem Ende einer Kreuzfahrt ist es immer ganz angenehm, wenn man keinem festen Zeitplan unterworfen ist und alles in Ruhe angehen kann. Anscheinend würde das Wetter halten, es sah nicht nach Regen aus und warm war es obendrein. Das Anlegemanöver beobachteten wir auch. Zufällig standen wir an der Stelle, wo ein Crewmitglied mit einem gezielten Wurf ein Seil ans Ufer warf, mit deren Hilfe später die schweren Haltetaue befestigt werden.
Nach einem kurzen Mittagessen gingen wir gegen 13.00 Uhr von Bord. Unser Schiff lag optimal, so dass man alle wichtigen Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreichen konnte.
Bei unserem Spaziergang passierten wir zunächst die Bergenhus Festung und dann sahen wir das vielleicht meistfotografierte Motiv Bergens schon vor uns, die bunten Holzhäuser der früheren Hauptstadt von Norwegen. Hier gab es auch jede Menge Souvenirgeschäfte, von denen wir einige abklapperten, waren wir doch immer noch auf der Suche nach Geschenken für unsere Familie.
Besonders gut gefallen hat uns das kaum überschaubare Angebot an Trollen. In einem Laden hat man sich besonders viel Mühe mit den Auslagen gemacht. Hier macht das Zuschauen schon Spaß.
Nachdem wir T-Shirts, Postkarten und Schnapsglas gefunden hatten, konzentrierten wir uns auf die Zeit der Hanse und bestaunten die Häuser von Alt-Bryggen, wo sich heute Galerien und Cafes oder Restaurants befinden.
Noch bevor wir den Fischmarkt erreichten, hörte ich rhythmische Klänge, die mir sofort bekannt vorkamen. Und richtig, keine zehn Meter vor uns hatte der „Bottles4music“-Man, den wir im Vorjahr in Trondheim zum ersten Mal gehört hatten, sein „Flaschen-Xylophon“ aufgebaut, das er wie eh und je virtuos bediente. Seine große Blechdose war bereits reichlich mit Münzen und Scheinen gefüllt, ich warf ihm noch einen weiteren Euro rein.
Dann bummelten wir weiter zum brodelnden Fischmarkt, einem der Hauptanziehungspunkte der Stadt. Hier gibt es wirklich alles, was das Herz eines jeden Seefood-Liebhabers höher schlagen lässt. Wir sahen sogar noch lebende Kings Crabs in einem Wasserbehälter und auch Hummer. Auch dieses durchaus fragwürdige Schauspiel gehört zum Fischmarkt.
Die Preise sind zum Teil wirklich gepfeffert. So kostete z.B. eine Paella etwa 20,00 Euro, während man für einen ganzen Lobster mehr als 60,00 Euro auf den Tisch des Hauses blättern muss. Ich probierte einen frischen Lachs und war tatsächlich erstaunt, wie intensiv und frisch er schmeckte. Ein klarer Unterschied zu dem Lachs, den wir von Bord gewohnt waren. Lachs kauften wir trotzdem nicht, sondern zwei Gläser Moltebeeren-Marmelade. Diese hatten wir 2017 in Schweden schon einmal gekauft und die schmeckte uns so gut, dass wir planten, bei Gelegenheit Nachschub zu besorgen.
Vor der Touristen-Info hinter dem Fischmarkt hielten wir ein paar Minuten inne und beobachteten das rege internationale Treiben. Viele Sprachen hörten wir: Englisch, französisch, spanisch, deutsch und auch ein wenig norwegisch. Wir sahen hoch zum Floyen, wo gerade die Bahn nach oben fuhr, aber die Sicht war nicht besonders gut und wir waren froh, unten geblieben zu sein.
Nach etwas mehr als drei Stunden machten wir uns auf den Rückweg, nicht ohne noch das eine oder andere Motiv zu fotografieren. Die bunten Häuser von Bergen sind einfach zu schön, als dass man sie ignorieren könnte.
Einen Schlenker zur unweit der Hauptstraße liegenden Marienkirche machten wir auch noch. Die romanische Basilika wurde um 1130 nach dem Vorbild des Doms von Speyer aus Naturstein erbaut. Die Besichtigung war uns jedoch zu teuer, dass wir lediglich mit Außenaufnahmen dienen können.
Gleich gegenüber von der Marienkirche erspähten wir einen Supermarkt. Dort deckten wir uns dann noch mit einigen Gläsern Moltebeeren-Marmelade ein bevor wir an Bord der Artania zurückkehrten. Das war gerade noch rechtzeitig, um die Kaffeestunde noch nutzen zu können. Weitere Aktivitäten waren für heute nicht mehr geplant, aber einen Höhepunkt hielt dieser Tag noch für uns bereit.
Das Abendessen mit einem vorzüglichen Stück vom Angus Weiderind war diesmal nur der Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Nach dem Motto „Das Beste zum Schluss“ wirbelte das Showensemble heute zu den unvergessenen Hits der Kultrockgruppe „Queen“ und verwandelte die Atlantic Show Lounge in einen Hexenkessel.
Die Zuschauer klatschten und sangen mit bei Songs wie „We will rock you“ oder „We are the Champions“, um nur zwei davon zu nennen. Was hier gesanglich und choreografisch mit hervorragender Unterstützung der Showband auf die Bühne gezaubert wurde, war das Beste, was uns in den vergangenen zwei Wochen geboten wurde und das war bei Gott nicht wenig. Ovationen und Zugabe-Rufe waren der Lohn für ein weiteres Showhighlight dieser Reise.
Da schmeckte dann auch der gebackene Camembert, der heute als Late Night Snack servierte wurde, noch besser. Zeitlich darauf abgestimmt war heute, natürlich rein zufällig, das Auslaufen der Artania. Da unsere Kabine auf dem Promenadendeck lag, war der Weg nach draußen immer kurz. Heute sahen wir das nächtlich beleuchtete Bergen, allmählich machte sich Wehmut breit, denn in zwei Tagen war schon wieder alles vorbei.
Auch unser fleißiger Kabinenstewart Rennante von den Philippinen machte uns den Abschied nicht gerade leichter, er überraschte uns an diesem Abend noch mit einem lustigen Handtuchtier.
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Mit einem kurzen Filmschnipsel, den erneut Thomas zur Verfügung gestellt hat, verabschieden wir uns von der regenreichsten Großstadt Europas.