Dienstag, 07.11.2017 (Venedig, Italien - Busanreise)

Endlich geht es los. Auch wenn wir schon zu einer sehr unchristlichen Zeit (05.30 Uhr) in Landshut abfahren, ist die Vorfreude größer als unsere Müdigkeit. Schließlich sind seit unserer letzten Kreuzfahrt mit der Albatros schon wieder mehr als zwei Jahre vergangen. Unser Schwiegersohn übernimmt dankenswerterweise wieder die Aufgabe des Chauffeurs und bringt uns mitsamt unseren Koffern zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in der Arnulfstraße in München. Um 06.30 Uhr haben wir das zugige Gelände erreicht, der Wind weht aus allen Ecken, es ist kalt, ungemütlich und wir hoffen, dass der Bus von Hebbel-Reisen auch einigermaßen pünktlich kommt. Die Anzeige ist schon mal vielversprechend:

Aber anders als in den Vorjahren warten wir diesmal lange vergeblich. Einer unserer Mitreisenden ruft um 08.10 Uhr die angegebene Notfallrufnummer von Hebbel an und bekommt die Auskunft, der Bus würde im Stau stehen. Um 08.35 Uhr kommt der Doppelstock-Bus mit Anhänger dann endlich. Von unseren Platznachbarn, die aus Jena kommen, erfahren wir, dass sie in Haar (bei München) übernachtet hätten und erst um 07.20 Uhr abgefahren wären. Eine derartige Strecke während der Rush Hour in 25 Minuten fahren zu wollen, ist völlig abwegig. Die Münchner Gäste warteten zum Teil länger als zwei Stunden, das war leider ein ziemlich misslungener Auftakt.

Immerhin hat die Platzreservierung geklappt, wir nehmen unsere Sitzplätze an einem Vierertisch im unteren Bereich des Busses ein und machen es uns bequem. Wir fahren Richtung Brenner und machen in Matrei eine längere Pause. Wenn man die Bilder sieht, glaubt man, dass wir in den Winterurlaub fahren: verschneite Berglandschaft, so weit das Auge reicht.

Nach einer ruhigen und angenehmen Fahrt übermittelt man uns gegen 16.00 Uhr eine Hiobsbotschaft: die Amadea befindet sich noch auf dem offenen Meer und darf nicht in den Hafen von Venedig einlaufen. Wir sind erst einmal sprachlos und  gespannt wie es weitergeht. Die Stimmung hat sich zwischenzeitlich dem Wetter angepasst, es gießt wie aus Eimern. Als wir das Hafengelände von Venedig erreichen, steht schon ein weiterer Phoenix-Bus da. Wir warten etwa eine Stunde. Der Fahrer teilt uns mit, dass man auf ein Fax warten würde. Das wäre nötig, um in dem Hotel, das man uns zugedacht hat, einchecken zu dürfen.

Endlich fahren wir weiter, so wie es aussieht bringt man uns nach Mestre. Es ist längst dunkel, als der Fahrer seinen Bus auf den Hof lenkt. Dort stellt er fest, dass er am falschen Eingang ist: Mangels Wendemöglichkeit muss er nun wieder einige Kilometer bis zu einem Kreisverkehr zurückfahren. Aber auch beim zweiten Anlauf läuft etwas schief. Erst um 19.10 Uhr steht der Bus endlich vor dem Eingang des Hotls Laguna Palace, das zur NH-Hotel Group gehört. Natürlich müssen wir uns jetzt auch wieder selbst um unser Gepäck kümmern, was in dem Menschenauflauf um uns herum gar nicht so einfach ist. Aber es hilft nichts, die Koffer müssen irgendwie in die Zimmer. Das Chaos findet dann seine Fortsetzung als eine kleine Italienerin vor die Gästeschar tritt und uns klar zu machen versucht, dass um 20.20 Uhr, also geschlagene 70 Minuten später, ein Bus kommen und die Gäste in ein Restaurant fahren würde. Wir sind zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 14 Stunden auf den Beinen, hundemüde, genervt und nicht geneigt, erneut in einen Bus zu steigen.

Die Damen an der Rezeption hatten mit uns eines gemeinsam, auch sie waren genervt und auch auf mehrmalige Rückfragen nicht bereit mir mitzuteilen, wo sich das hoteleigene Restaurant befinden würde. Wir haben uns dann auf gut Glück selbst auf den Weg gemacht und das Hotelrestaurant, wo wir eine Portion Spaghetti aßen, auch schnell gefunden. Um 21.00 Uhr fielen wir todmüde in die Betten.

Mittwoch, 08.11.2017 (Venedig, Italien - Check In, Auslaufen)

Irgendwann in der Nacht wurde unter der Tür ein Zettel durchgeschoben. Darauf bedankte sich der Kreuzfahrtdirektor Steffen Spiegel für das Vertrauen, das wir ihm ausgesprochen hätten. Wir sind aber immer noch unausgeschlafen und gestresst. An der Rezeption erklärt man uns den Weg zum Frühstücksraum. Dabei nehmen wir denselben Weg wie gestern zum Abendessen. Erst heute haben wir Augen für die Schönheit, die wirklich außergewöhnliche Architektur des Hotels, das zu den größten glasüberdachten Gebäuden in ganz Europa gehört. 

Unter anderen Umständen hätten wir das auch sicher zu würdigen gewusst, aber da zum jetzigen Zeitpunkt die Informationslage immer noch unbefriedigend war, hatten wir keinen Blick für die kleine Marina und die wirklich beeindruckenden Glasfassaden. Im Frühstücksraum herrschte angesichts der Menschenmassen viel Chaos: kein Kaffee, kein Orangensaft, kein Besteck usw. usw. Die Servicekräfte gaben sich zwar wirklich alle Mühe, aber es waren einfach zu viele Gäste auf einmal da. Also stellen wir uns in die diversen Schlangen und haben irgendwann etwas zu essen ergattert, auf meinen geliebten Kaffee wartete ich allerdings vergeblich.

Zurück an der Rezeption erfahren wir wenig Neues. Die Busse sollen ab 11.30 Uhr kommen und die Gäste zur Amadea bringen. Wir gingen zurück auf unser Zimmer, vorbei an Wartenden, die vor den Aufzügen saßen oder sich ein Plätzchen auf den Gängen gesichert hatten. Plötzlich kam Bewegung in die Gästeschar. Die ersten Busse fuhren vor und die Schlangen verlagerten sich von den Gängen ins Freie. Alle waren wirklich sehr diszipliniert, ganz im Gegensatz zu gestern Abend, und so wurden sowohl die Koffer als auch die Gäste relativ flott in ihrem jeweiligen Bus untergebracht. Immerhin hatte die Schlepperei nun wirklich ein Ende, denn das Ausladen übernahmen schon die fleißigen Hände der Amadea-Crew.

Etwa gegen 12.30 Uhr erreichten wir das Traumschiff. Endlich! Um das Gepäck mussten wir uns nicht mehr kümmern, stattdessen marschierten wir schnurstracks zur Gangway, wo wir schon von Kreuzfahrtdirektor Steffen Spiegel begrüßt wurden. Ein junges Gesicht, das wir bisher noch nicht kannten, trotzdem routiniert und sympatisch. Der Check-In geht in der Atlantik Lounge auf Deck 6 über die Bühne. Das ging wirklich ruck-zuck mit insgesamt sechs PCs. Die Bordkarten wurden hier im Akkord ausgedruckt und dann bezogen wir auch schon unsere Kabine auf Deck 7 im vorderen Bereich auf der Backbordseite. Mein erster Gang führte mich gleich ins Bad, das uns sehr gut gefallen hat, vor allem die neue Dusche, ein erster Pluspunkt im Vergleich zur Albatros.

Auf dem kleinen Glastisch steht eine Vase mit einer Blume, einer Willkommenskarte und dem Phoenix-Schokoherzen. Noch wichtiger ist freilich das Tagesprogramm, das wir im Schnelldurchgang lesen, denn viel Zeit bleibt uns nicht, weil für 15.15 Uhr die Rettungsübung angesetzt ist.

Immerhin haben wir noch Zeit, um das Lido-Deck ein wenig zu erkunden und den ersten Hunger zu stillen. Ein Glas Rotwein zur Beruhigung der Nerven gibt es auch.

Anschließend ging es zurück auf die Kabine, wir "bewaffneten" uns mit den Rettungswesten, warteten das Signal ab und marschierten dann zur Musterstation. Wir erhielten eine sehr ausführliche Demonstration zum Anlegen der Westen und noch weitere Infos für den "Fall der Fälle", der hoffentlich nie eintreten wird. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir unseren Kapitän, Hubert Flohr, zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Auch er war uns auf den ersten Blick sympathisch und wir hatten von Anfang das Gefühl, bei ihm gut aufgehoben zu sein.

Auf dem Lido-Deck bringt sich derweil die Amadea-Showband in Stellung und das Küchenteam baut Behältnisse für diverse Köstlichkeiten auf. Ein erster Vorgeschmack auf die Kulinarik des Traumschiffs. Um 16.00 Uhr war es dann so weit: "Leinen los!" lautete das Kommando und mit Unterstützung von Schleppern sagte die Amadea "La Serenissima" Auf Wiedersehen.

Langsam glitt die Amadea an dem immer wieder herrlich anzuschauenden Gesamtkunstwerk Venedig vorbei. Auch die eine oder andere Privatjacht eines unbekannten Reichen fehlte nicht.

Aber für das Auge des Betrachters sind es natürlich die alten Palazzi, die Kirchen und die vielen Brücken, die Venedig so unvergleichlich machen. Am Horizont konnte man zum Glück auch erkennen, dass sich das schlechte Wetter endgültig zurück gezogen hat. So blieb der Blick frei auf historische Bauten, die in ihrer Einmaligkeit und Häufigkeit von See aus betrachtet noch großartiger erscheinen!

Das zum Teil schummrige Licht der Abenddämmerung verleiht der Ausfahrt nochmal eine ganz eigene Dynamik. Fast andächtig stehen wir an der Reling und sehen die beeindruckenden Bauwerke an uns vorbeigleiten. Nach der Chiesa di Santa Maria des Rosario rückt schon die mächtige Kuppel der Basilica di Santa Maria della Salute in den Blickwinkel.

Dann kommen allmählich der Campanile, der Markusplatz und die kleine Seufzerbrücke in den Fokus. Hier sind noch relativ viele Menschen vor Ort, aber allmählich wird es auch hier ruhiger, Venedig kann wieder eine Nacht durchatmen.

Während die Amadea immer weiter in die Lagune von Venedig einfährt, spielt die Amadea-Showband auf und viele Gäste laben sich an den maritimen Köstlichkeiten. Wir genossen unverändert die Ausfahrt, denn an diesen Bildern kann man sich einfach nicht sattsehen.

Gegen 18.00 Uhr suchten wir uns dann einen 4er-Tisch im schön gestalteten Restaurant "Vier Jahreszeiten" auf dem Saturn-Deck. Schon die erste Menükarte machte Appetit auf das, was uns in den nächsten Tagen serviert werden sollte.

Der aufmerksame Service servierte flott, aufmerksam und immer freundlich. Die Rehschulter und das Perlhuhn schmeckten sehr gut, lediglich mit den später dazu gekommenen Tischnachbarn wurden wir nicht recht warm. Aber damit muss man auch einmal rechnen, schließlich ist auf der Amadea freie Tischwahl vorgegeben, grundsätzlich war und ist das aber kein Problem für uns.

Da die Strapazen der langen und nicht ganz unkomplizierten Anreise uns immer noch in den Knochen steckten, verkrümelten wir uns zeitig auf die Kabine. Auf dem Bildschirm orientierten wir uns noch kurz über den aktuellen Standort der Amadea und legten uns dann schlafen.

Mich beschäftigte noch der Rauswurf aus der Amadea-Fangruppe bei Facebook. Hier hatte ich ein paar Posts zur schwierigen Anreise abgesetzt, die übelste Beschimpfungen des Forenbetreibers zur Folge hatten. Ich bin wirklich nicht zimperlich, aber was sich dieser Herr hier erlaubt hat, sprengt bei Weitem den Rahmen des Erträglichen. Während die Amadea bei ruhiger See dem ersten Zielhafen Dubrovnik entgegen fuhr, versuchten wir zu schlafen, was aus den genannten Gründen nicht auf Anhieb gelang. So ganz waren wir noch nicht angekommen auf dem Traumschiff, aber eine gewisse Eingewöhungsphase ist halt auch hier unabdingbar. Wenn Sie Lust haben, Dubrovnik bei Nacht kennenzulernen, klicken Sie auf den entsprechenden Link.

 

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Mit einem allerletzten Blick auf "La Serenissima" verabschieden wir uns von dieser großartigen Stadt:

 


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