In Teil 9 der Reise verabschieden wir uns von Norwegen. Von Hammerfest geht es zunächst auf der 94 nach Skaidi, dort wechseln wir auf die E 6 und orientieren uns in südlicher Richtung. Wir überqueren die Grenze nach Finnland bei Karigasniemi und fahren auf der 92 weiter. Bei Kaamanen biegen wir auf die E 75 ab und folgen ihr bis Rovaniemi, wo wir dem Weihnachtsmann einen Besuch abstatten. Bei Tornio überqueren wir schließlich die Grenze nach Schweden. Entlang des bottnischen Meerbusens fahren wir auf der E 4 bis Byske.
Mittwoch, 06.07.2017
Tagesziel: Sodankylä, gefahrene Kilometer: 547, ÜN: Camping Nilimella (27 Euro inkl. Strom) |
Auch am nächsten Morgen begrüßt uns Hammerfest mit Regen. Wir ärgern uns kurz über den überflüssigen Abstecher in die nördlichste Stadt der Welt und verabschieden uns ohne Wehmut von dem mittelprächtigen Campingplatz Storvannet. Ein Foto, das wir am Vortag gemacht haben, muss an dieser Stelle als kurzer Eindruck reichen.
Zunächst fahren wir bei sich verstärkendem Regen auf der 94 wieder zurück nach Skaidi. Dann orientieren wir uns nach Süden, auf der E 6 geht erst nach Lakselv, bevor wir bei Karasjok die Grenze nach Finnland erreichen. Vorher tanken wir aber noch und verbrauchen die restlichen Kronen. Der Besuch der Tourist-Info und im Sami-Kultur-Zentrum ist nicht sehr ergiebig, keine Waffeln und auch kein Campingführer für Finnland. Also wird im Internet recherchiert, diese Smartphones sind wirklich ein Segen, wenn sie denn funktionieren. Die 92 begleitet uns noch bis etwa Kaamanen. Dabei machen wir erstmals auch Bekanntschaft mit finnischen Baustellen. Die Durchfahrten fühlen sich hier an wie der Besuch eines Steinbruchs und ich habe mehrmals Sorge, dass wir entweder einen Achsbruch erleiden oder mein Frühstück wieder hochkommt. Die Fahrrinnen, die ohnehin schon beängstigend tief sind, werden durch die Regenfälle noch tiefer. Zum Glück bessert sich der Straßenzustand als wir bei Kaamanen auf die 4 abbiegen, die dann zur E 75 wird. Das Wetter bessert sich leider nicht. Sehenswertes? Weitgehend Fehlanzeige, bis auf zwei Bilder, die während einer kurzen Regenpause auf einem Rastplatz entstehen.
Plötzlich bemerken wir, dass uns eine Stunde Zeit abhanden gekommen ist, weil wir bei unserer Fahrt nach Osten in eine andere Zeitzone gerutscht sind. Da Rovaniemi noch zu weit entfernt ist und ich am Ende des Tages wieder mehr als 500 Kilometer zurückgelegt haben werde, suchen wir Sodankylä den Campingplatz "Nilimella" auf.
Unter anderen Umständen sicher ein ganz toller Platz, aber weil um uns herum die Welt im Regen zu versinken droht, wollen wir nur zügig den Stellplatz aufsuchen und Strom anschließen. Das ist natürlich wieder mein Job. Der erste Versuch, bei strömendem Regen, scheitert. Auch bei der nächsten Steckdose habe ich kein Glück. Ich wechsle den Stellplatz und wäre beinahe im Schlamm abgesoffen. Auch die freundliche Dame von der Rezeption kann auf die Schnelle nicht helfen. Doch dann naht die Rettung. Ein Ehepaar, das wenige Minuten nach uns ankommt, bietet Hilfe an. Der Mann ist, man glaubt es nicht, Elektriker. Sofort kommt er mit seinem Equipment. Der Koffer erinnert an ähnliche Utensilien eines Notarztes. Aber die Situation ist ja durchaus vergleichbar. Er schraubt hier einen Stecker auf, steckt dort einen Phasenprüfer rein und wenig später ist der Fehler gefunden. Unser Kabel ist defekt! Doch auch auf derartige Probleme sind wir vorbereitet. In weiser Voraussicht hat Sonja unser Rasenmäherkabel mitgenommen und siehe da, wir haben Strom!
Diese kleine Episode zeigt aber auch, dass es irgendwie immer weitergeht. Und ein wenig Glück nach diesem Tag hatten wir uns doch wirklich verdient. Der Regen prasselt derweil unaufhörlich weiter und so bleibt nur die Hoffnung, dass es vielleicht morgen besser wird.
Donnerstag, 06.07.2017
Tagesziel: Byske (Schweden), gefahrene Kilometer: 488, ÜN: Campingplatz "Byske Havsbad" (250 SEK = 25,80 Euro) |
In der Nacht werden wir immer wieder von auf das Dach prasselndem Regen geweckt und schrecken kurz hoch. Zum Glück haben wir neben Bettdecken auch Schlafsäcke dabei, denn nur 4 Grad in der Nacht sind schon lausig kalt.
Nach dem Frühstück, das heute nicht so recht schmecken will, hole ich noch unser Rasenmäherkabel ein. Ich nehme mir vor, es sehr pfleglich zu behandeln. Auch die chemische Toilette entsorge ich auf dem bestens ausgestatteten Vier-Sterneplatz Nilimella. Der Boden wurde in der Nacht mehr aufgeweicht, aber trotzdem kann ich das Womo ohne Probleme aus den Regenlöchern heraus chauffieren. Wir kehren zurück auf die schon vertraute E 75. Bei weiterhin starkem Regen haben wir bis Rovaniemi noch etwa 130 Kilometer vor uns.
Gegen 11.30 Uhr erreichen wir den Polarkreis, wo man auch den Weihnachtsmann treffen kann.
Den "Santa-Claus-Park" kenn wir von unserem Besuch im Jahr 2009. Hier am nördlichen Polarkreis dreht sich alles um Weihnachten und Santa Claus. Manche mögen das als Kitsch oder Geschäftemacherei abtun, aber wenn man die staunenden Augen und die lachenden Gesichter der Menschen sieht, kommen auch Skeptiker ins Grübeln. Weihnachten macht einfach gute Laune, egal zu welcher Jahreszeit.
Wir verlieren auch keine Zeit und gehen sofort in's "Santa-Claus-Haus". Nur wenige Leute stehen an und schon nach ein paar Minuten schütteln wir dem Weihnachtsmann, der natürlich auch etwas Deutsch spricht, die Hand. Im Überschwang Euphorie erstehen wir ein Hochglanzfoto und einen Downloadcode für einen kurzen Videofilm. Alles in allem kostet der Spaß 50,00 Euro. Aber wann bekommt man den Weihnachtsmann schon persönlich zu Gesicht?
Die persönliche Begegnung mit Santa Claus beflügelt uns noch mehr und wir klappern alle Souvenirgeschäfte ab, und das sind eine Menge, die wir sehen. Schließlich brauchen wir ja Mitbringsel für die Lieben daheim. Auch das macht großen Spaß. Natürlich schreibe ich auch Weihnachtskarten, von den Wichteln erstehen wir noch Briefmarken und werfen die Karten rein. Einige werden sicher überrascht sein, wenn sie Weihnachtspost vom Polarkreis bekommen.
Drei Stunden verbringen wir insgesamt im Weihnachtsmanndorf, dann werfen wir einen Blick auf den Wegweiser.
Zum Glück wollen wir nicht nach Madrid, das wäre wirklich zu weit, fürs Erste nehmen wir Lulea als Zwischenziel, das liegt schon auf der schwedischen Seite, die ist nicht mehr weit. Schnell noch getankt für 1,26 Euro für den Liter Diesel und zurück auf die E 75. Bei Tornio verlassen wir Finnland und finden uns auf der E 4 wieder. Neue Straßenbezeichnung und, wir können es kaum glauben, Sonne! Je weiter wir nach Süden fahren, um so besser wird es.
Um 18.30 Uhr stelle ich den Motor des Womos auf dem fünf-Sterne-Platz "Byske Havsbad" ab. Was für ein Gefühl, endlich wieder im Freien sitzen, Sonne und etwas Wärme tanken! Für überschaubare 250 SEK haben wir einen geradezu luxuriösen Übernachtungsplatz ergattert. Nach drei eher trist verlaufenen Tagen schauen wir wieder optimistisch nach vorn.
Freitag, 07.07.2017
Tagesziel: Sandarne, gefahrene Kilometer: 582, ÜN: Steno Havsbad Camping (310 SEK = 32,27 Euro inkl. Strom) |
Es ist wirklich erstaunlich, kaum dass wir in Schweden sind, kommt auch die Sonne zurück. Oder liegt es am Datum? Den 07.07. haben sich bekanntlich wieder viele Heiratswillige rausgepickt, egal, auch für uns ein vielversprechender Tagesbeginn: Frückstücken im Freien, zum ersten Mal während der Reise.
Leider bleibt wenig Zeit, um den Platz zu genießen, heute geht es wieder darum, Strecke zu machen. Stockholm wartet schon! In weiser Voraussicht hatten wir uns bereits gestern auf die Warteliste für den Campingplatz setzen lassen. Es ist Hochsaison und in dem touristenfrequentierten Stockholm kann man sich um diese Zeit nicht darauf verlassen, einen Platz zu bekommen. Telefonisch sicherte man uns zu, dass die Chancen sehr gut wären, wenn wir uns am Samstag, also morgen, spätestens gegen 11.00 Uhr wieder melden würden. Also sagten wir Byske, so schwer es uns auch fiel, schnell "Servus". Auf der E 4 ging es gut voran. In Schweden darf man auf dieser "Beinahe"-Autobahn (jede Seite erhält abwechselnd mal eine, dann wieder zwei Spuren) 120km/h fahren.
Wir fahren vorbei an Umea, Härnösand, das wir 2012 besucht hatten, und Sundsvall. Bei Söderham verlassen wir die E 4 und steuern den ca. 12 Kilometer entfernten Campingplatz "Stenö Havsbad" an. Ein schöner großer Platz, der vor allem Familien mit Kindern gefallen dürfte. Natürlich liegt die Anlage am Wasser, aber darüber hinaus gibt es viele Freizeitmöglichkeiten. Weil das Wetter unverändert schön ist, wird heute wieder einmal gegrillt.
Die Wetteraussichten sind weiterhin gut, wir sind ja auch in Schweden, und so freuen wir uns schon auf Stockholm, das wir morgen ansteuern werden.
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