"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?", fragt sicher auch so mancher Toskana-Urlauber, natürlich auch die -Urlauberin, wenn es gilt, das schönste Bergdorf zu finden. Dabei ist diese Frage nur äußerst schwer zu beantworten. Das liegt vermutlich u.a. auch daran, dass es tatsächlich fast unübersichtlich viele von diesen wunderbaren Bergdörfern und Kleinstädten gibt, die uns gemeinhin als Juwel gelten.

Warum empfinden wir gerade diese Orte als schöner, als besonders schön, ja mitunter sogar als herausragend? Wer zum ersten Mal die Toskana besucht hat, der kommt der Beantwortung dieser Frage schon ein großes Stück näher. Orte wie Montalcino, Pitigliano oder Cortona findet man alleine schon deshalb leichter, weil sie auf Hügeln gebaut wurden, weil ihre Architektur mitunter abentuerlich ist und auch weil die sie umgebende Natur einfach einzigartig ist. Und trotz ihrer Einzigartigkeit werden die Bewohner dieser Dörfer immer weniger. Dem wollte man jetzt sogar seitens der italienischen Regierung entgegenwirken und rief ein Programm ins Leben, das es Auswanderern ermöglicht, einen Zuschuss zum Kauf eines Hauses in einem dieser Bergdörfer zu bekommen. Die Bewerbungsfrist für dieses Programm lief allerdings am 27.07.24 aus.

Einige der Dörfer und Städte, die auf der Liste standen, haben wir besucht und von ihnen soll hier die Rede sein.

1. Casale Marittimo

Meine rein zufällige Auflistung beginnt mit Casale Marittimo. An diesem beschaulichen Ort sind wir vorbeigefahren als wir Marina di Bibbona verlassen hatten und auf dem Weg nach San Gimignano waren. Aber schon aus der Ferne faszinierte mich der Panoramablick und ich hielt an, um ein Foto zu machen. Mehr Infos zu Casale Marittima gibt es hier!

2. Bolgheri

Der Ort mit seinen nur 157 Einwohnern gehört zur Gemeinde von Castagnetto Carducci und ist über die schnurgerade, fünf Kilometer lange Zypressenallee, die Viale dei Cipressi zu erreichen. Da wir unser Zwischenquartier in Marina di Bibbona hatten, das auch nur wenige Kilometer von Bolgheri entfernt ist, lag ein Besuch des Dörfchens auf der Hand. Im Ort gibt es eine Reihe von Gasthäusern, Handwerksbetrieben und Restaurants. Wir haben hier zweimal zu Abend gegessen und die ruhige Atmosphähre genossen.

3. Cortona

Auch diese Stadt klotzt mit mittelalterlicher Architektur, einem wunderschönen Stadtzentrum mit dem Palazzo Communale. Der Uhrturm stammt aus dem 13. Jahrhundert und das historische Zentrum wird von einer 3.000 Meter langen Mauer eingerahmt. Cortona ist darüber hinaus bekannt für seine Sakralbauten, u.a. die Chiesa di San Francesco, wo sich eine Reliquie des Heiligen Franziskus befindet.

4. Montepulciano

Auf einem Kalksteinhügel erhebt sich fast majestätisch die Stadt Montepulciano mit seinen etwa 14.000 Einwohnern. Hier ist nicht nur die gleichlautende Rebsorte zuhause, sondern auch eine Renaissance-Kulisse erster Güte. Die Piazza Grande entfaltet mit ihrer historischen Pracht enorme Anziehungskraft und wer auf den Turm des Palazzo Communale steigt, so wie ich, erlebt noch einmal ganz besondere Ausblicke. Für mich war Montepulciano eines der Highlights der Reise.

5. Pienza

Hier wurde im Jahr 1405 der spätere Papst Pius II. geboren, damals hieß die Stadt noch Corsignano. Nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 1458 beauftragte er den Architekten Rossellino mit der Umgestaltung seiner Heimatstadt in eine perfekte Stadt der Renaissance. Diese dauerte nur etwa vier Jahre. Heute können die Touristen aus aller Welt auf vergleichsweise wenig Raum die erstmalige Umsetzung der humanistischen Renaissance-Stadtplanung bewundern. Pienza ist auch ein idealer Ausgangspunkt, um das Val d'Orcia zu erkunden.

6. Montalcino

Hier, in den Hügeln des Val d'Orcia, ist die Heimat eines der berühmtesten Weine weltweit: dem Brunello aus Montalcino. Da wir keine Weinkenner sind und nur selten selbigen trinken, galt unser Interesse eher dem historischen Zentrum mit der sehr schönen Piazza del Popolo und der im Jahr 1361 errichteten Festungsanlage.

7. Monticchiello

Der kleine Ort gehört zur Gemeinde Pienza, lag also erneut sehr günstig zu unserem Quartier. Ähnlich wie Montalcino verfügt auch Monticchiello über eine Festung, die den Sienesi trotzen sollten. Außer uns hatten sich kaum Touristen in diese Gegend verlaufen, obwohl wir hier doch mittendrin im Val d'Orcia waren und auch noch die in Serpentinen verlaufende Zypressenstraße auf dem Zettel hatten, die nur einen Steinwurf von Monticchiello entfernt ist. Wir gingen durch menschenleere Gassen und Straßen, die allerdings, wie in Bergdörfern üblich, einigermaßen steil waren und kamen bald zur Pfarrkirche SS. Leonardo e Christoforo, die ein interessantes Zeugnis einer prachtvollen Vergangenheit des Ortes ist. Auch das Stadttor Porta Sant'Agata ist ein lohnendes Motiv.

8. Monteriggioni

Nur 25 Kilometer von San Gimignano entfernt ist eine weitere Festungsanlage zu besichtigen, die im frühen 13. Jahrhundert errichtet wurde. Monteriggioni ermöglicht es seinen Besuchern bis heute ins Mittelalter einzutauchen, denn ein Großteil der damaligen Bauten sind noch erhalten. So zieht vor allewm der 570 Meter lange Mauerring mit seinen 14 Wehrtürmen die Touristen magisch an. Im Schutz der alten Mauer sind einige Bars und Restaurants, von wo man aus alles in Ruhe betrachten kann.

9. Pitigliano

Zweifellos ist das Städtchen Pitigliano, das etwa 3. 500 Einwohner zählt, mit das Spektakulärste, das wir während unserer Toskana-Rundreise bisher gesehen hatten. Die Stadt wurde auf rotbraunem Tuffstein auf einem 313 Meter hohen Bergkamm gebaut und die Häuser machen zum Teil den Eindruck, als ob sie in jeder Sekunde abstürzen würden. Hier wurde wirklich Haus an Haus gebaut, was zur damaligen Zeit den besten Schutz vor Feinden bildete. Wir erkundeten das Städtchen, sahen dabei u.a. die Porta della Cittadella oder das Aquädukt der Medici. Wir gingen vorbei am Orsini-Palast und marschierten bis zur Cattedrale Santi Pietro e Paolo, die wir auch besichtigten. Enge Gassen, schmale Treppen oder Wäscheleinen, die von Fenster zu Fenster gespannt werden, haben mich schon immer fasziniert. Dazu kommt der morbide Charme von abbröckelndem Mauerwerk, maroden Straßen, fantasievollen Kleinstfahrzeugen und streunenden Katzen. Das alles ergibt ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. 

10. Sorano

Unweit von Pitigliano liegt, ebenfalls auf einem hohen Tuffsteinfelsen die etwa 3.000 Einwohner zählende Stadt Sorano. Sie bietet eine ähnliche Kulisse wie Pitigliano und wird auch das "Matera der Toskana" genannt, ein Name, der auch auf die Höhlenwohnungen und in den Fels geschlagene Hohlwege zurückzuführen ist.
Ein Besuch von Sorano ist wie eine Zeitreise: Die faszinierende Ortschaft erwartet den Besucher mit pittoresken Häusern und Gassen und einer unvergleichlichen Atmosphäre.

11. Volterra

Volterra ist eine der ältesten Städte der Toskana, deren archäologische Funde aus der etruskischen Zeit auf das 9. Jahrhundert vor Christus zurückgehen. Ein anderes Juwel ist jedoch das prächtige Amphitheater, das sich unterhalb der Stadt befindet und aus der römischen Zeit stammt. Von diesem Viewpoint sieht man übrigens nicht nur das Theater, man hat auch noch einen schönen Blick auf die Stadt und ins Hinterland. Die Stadt ist reich an historischen Sehenswürdigkeiten. Nicht verpassen darf man den "Palazzo dei Priori" und die Kathedrale Santa Maria Assunta.

12. San Gimignano

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss und San Gimignano ist in meiner völlig subjektiven und unvollständigen Auflistung der Favorit. Das "Manhattan des Mittelalters", wie es aus nachvollziehbaren Gründen auch genannt wird, gehört zu den beliebtesten Reisezielen in der Toskana. Und, ja, es kommen viele Touristen in diesen Ort, sehr viele, so viele, dass ein Durchkommen mitunter schwer ist. Aber die Mühen lohnen sich, denn der Zauber, der von diesem wirklich faszinierenden Ort ausgeht, ist unvergesslich. Und dieser Zauber beschränkt sich nicht nur auf die Türme, von denen es einmal 65 oder mehr gegeben hat. Schlendern Sie durch die Gassen, besuchen Sie die 1148 vollendete Kathedrale oder genießen Sie an der Piazza della Cisterna einen zugegeben nicht ganz günstigen Aperol Spritz. Es sind Eindrücke, die man nicht vergisst!

Damit endet die Liste "Malerischer Bergdörfer und Kleinstädte in der Toskana". Ich hoffe, ich konnte Appetit machen auf "mehr Italien", denn wie die Kurzbeschreibungen der zwölf Orte zeigen gibt es so viel mehr als Florenz, Siena oder Pisa. Die Toskana ist eine wahre Schatztruhe, deren Inhalt jede Menge Überraschungen bereithält. Man muss sie nur öffnen!

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