Dienstag, 30. April 2013 (Passage Kanal von Korinth - Piräus/Athen)
Zum Ausschlafen war heute der falsche Tag. Erstens lachte uns die Sonne morgens wieder ins Gesicht und zweitens mussten wir uns beeilen: die Passage durch Korinth stand nämlich heute auf dem Tagesprogramm, das Temperaturen um 28 Grad versprach. Tatsächlich wurde es aber noch heißer. Natürlich frühstückten wir wieder im Veranda-Restaurant auf dem Promenadendeck. Irgendwie schafften wir es immer, einen Tisch zu ergattern, der halb im Schatten und halb in der Sonne lag. Da stört es auch nicht, dass man sich selbst am Büffet bedienen muss. Das Essen im Freien bei diesem Wetter ist für sich betrachtet schon ein Erlebnis, aber natürlich warteten heute ganz andere Highlights auf die Passagiere und ihre schussbereiten Kameras.
Kaum dass wir den letzten Schluck Kaffee getrunken hatten, kam das Lotsenboot zur FTI.Berlin.
In wenigen Minuten würde unser Schiff in die schmale Fahrrinne des Kanals von Korinth einfahren. Für viele Passagiere war das der Hauptgrund, diese Reise überhaupt zu buchen. Wir sollten bald erfahren, warum. Durch den Kanal von Korinth wird das griechische Festland vom Peloponnes abgeschnitten. Der 6,3 Kilometer lange und nur etwa 24 Meter breite Kanal wurde zwischen 1881 und 1893 gebaut. Damals ersparte diese schmale Wasserstraße den beschwerlichen, rund 400 Kilometer langen Umweg über den Peloponnes. Heute hat der Kanal viel von seiner früheren Bedeutung verloren, da ihn nur kleinere Schiffe benutzen können, wie z.B. die FTI.Berlin. Wie uns erklärt wurde, musste FTI-Cruises 3.500,00 Euro für die Durchfahrt zahlen.
Während sich meine Frau ein Plätzchen auf dem Sonnendeck suchte, wo sich die meisten Passagiere aufhielten, entschied ich mich dafür die Durchfahrt vorne am Brückendeck zu verfolgen. So konnte ich immer wieder das Treiben im Kommandostand beobachten und ich hatte auch eine relativ gute Sicht nach vorne. Für Fotos war es auf dem Sonnendeck besser, weil ich mit Gegenlicht zu kämpfen hatte, aber dafür war ich den bis zu 84 Meter hohen Wänden des Kanals näher.
Pünktlich um 9.00 Uhr passierten wir die absenkbare Brücke an der Einfahrt. Die FTI.Berlin wurde jetzt zwar von einem Schlepper gezogen, fuhr aber auch mit eigenen Motoren, etwa vier bis fünf Knoten schnell. Von meinem Platz konnte ich den Lotsen bei ihrer Arbeit zusehen. Es waren übrigens drei Mann, einer rechts, einer links und einer auf der Brücke beim Kapitän.
Das rechte Foto wurde vom Sonnendeck aus gemacht, hier sind die Lichtverhältnisse natürlich wesentlich besser, trotzdem fand ich meinen Standplatz aufregender. Wie nah die FTI.Berlin mit ihren 9.750 BRT an den Felsen vorbei schrammte, sieht man auf dem folgenden Bild noch besser.
Insgesamt verbinden fünf Brücken das griechische Festland mit dem Peloponnes. Immer wenn das Schiff eine Brücke unterquert, soll man sich fünfmal um die eigene Achse drehen. Das bringe angeblich Glück, so erzählte uns die Kreuzfahrtdirektorin launig. Zum Drehen war aber gar keine Zeit, ständig hatte man das Gefühl etwas zu verpassen.
Auf einer der Brücken standen etliche Schaulustige, die uns zuwinkten. Manchmal wusste man gar nicht, wer von uns sich hier mehr freut, aber für die Passagiere war es bestimmt einen ganzen Tick aufregender.
Nach etwa 75 Minuten war die Passage vorbei. Und damit wir auch beweisen können, dass wir dabei waren, hat man uns auch noch eine Urkunde ausgehändigt.
Aber viel beeindruckender als so ein Stück Papier sind natürlich die fotografischen und filmischen Erinnerungen an dieses Erlebnis. Der folgende kurze Einspielfilm zeigt eindrucksvoll wie knapp es mitunter war, aber keine Bange, dem Schiff ist nichts passiert.
Obwohl die großen Pötte hier nicht mehr durchkommen, nutzen immerhin etwa 11.000 Schiffe jährlich den Kanal von Korinth. Und wenn man sich die Bilder betrachtet, muss man sich darüber auch nicht wundern.
Wir hatten nicht viel Zeit, das Gesehene Revue passieren zu lassen, denn bereits um 14.00 Uhr sollten wir den Hafen von Piräus erreichen. Aber für eine kurze Verschnaufpause auf einer der Liegen auf dem Sonnendeck rechte es allemal. Natürlich nahmen wir auch das Mittagessen wieder auf dem Promenadendeck ein, um uns für den Aufstieg zur Akropolis zu stärken. Da wir Athen in den vergangenen Jahren immer wieder besucht haben, zuletzt im Jahr 2010, verzichteten wir auf einen kostenintensiven gebuchten Ausflug. Als wir in Piräus pünktlich wie im Tagesprogramm beschrieben einliefen, machten sich die Passagiere der Costa Deliziosa gerade auf den Rückweg zu ihrem Schiff. Außer unserer kleinen FTI.Berlin war kein weiteres Kreuzfahrtschiff vor Ort. Es war zwischenzeitlich sehr heiß geworden und wir deckten uns deshalb mit ausreichend Wasservorräten ein.
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Nach dem Anlegen entdeckten wir erneut die Annehmlichkeiten eines derart kleinen Schiffs. Große Schlangen vor den Ausgängen existieren hier nicht, es gibt auch nur einen Ausgang und der ist auf dem A-Deck. Auch wenn die Gangway etwas wackelig daher kommt, Höhenangst bekommt man auf ihr nicht. Wir ließen die ersten Taxifahrer, die uns ihre Dienste anboten links liegen, gingen durch das Terminal durch und erst vor dem Eingang folgten wir einem Fahrer, der uns auf Englisch ansprach. wir machten ihm klar, dass wir zur Akropolis wollten und nichts anderes. Der gute Mann glaubte jedoch, dass er mit uns eine komplette Rundfahrt machen könnte und bot uns alle möglichen Routen an, zunächst für 100 Euro, schließlich machte er das letzte Angebot für 50 Euro. Die Diskussion dauerte etwa so lange wie die Fahrt zur Akropolis, für die er schließlich 15 Euro verlangte und noch um ein zusätzliches Trinkgeld bat. Ich gab ihm dann noch zwei weitere Euro und ärgerte mich, dass ich wieder nachgegeben hatte. Aber der makellose blaue Himmel entschädigte dann schnell für die unergiebige Diskussion.
Am Fuße der Akropolis erstanden wir zwei Tickets zu je 12,00 Euro (der Preis ist im Vergleich zu 2010 unverändert geblieben!) und keuchten den vielleicht berühmtesten Burgberg der Weltgeschichte hoch. Obwohl die Akropolis "nur" 156 Meter hoch ist, kam es uns bei gefühlten 40 Grad wie eine Himalaya-Expedition vor. Die Schritte wurden mit jeder Stufe schwerer. Eine erste Pause wurde am Odeon des Herodes Atticus gemacht, das 5000 Zuschauern Platz bietet und bereits seit den 1930er Jahren wieder für Veranstaltungen genutzt wird.
Dann ging der Aufstieg weiter und endlich kamen wir schnaufend oben an. Nicht nur der Wettergott war uns in diesen Tagen hold, auch Fotokles, der griechische Gott der Touristen und Fotografen, hatte ein Einsehen. Es waren kaum Besucher hier oben. Vermutlich wurden sie von der Hitze abgeschreckt. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, jemals ein Foto vom Parthenon gemacht zu haben, auf dem keine Touristen zu sehen sind.
Das vermutlich perfekteste und makelloseste Gebäude der antiken Welt, dazu bei fast idealen Lichtverhältnissen, ablichten zu können, ließ mich innerlich jubilieren. Was für ein herrlicher Tag!
So weit wir uns auch um die eigene Achse drehten, wir sahen weder Wolken und auch nur wenig Touristen.
Fast gespenstisch leer präsentierten sich auch der "Tempel des Olympischen Zeus" und das Dionysostheater. Das architektonisch beeindruckende Museum war vermutlich auch nicht sehr stark frequentiert und auch wir werden uns einen Besuch wohl für spätere Jahre aufheben müssen.
Nach allen Seiten konnten wir herrliche Aussichten genießen. Egal ob zum Stadtberg der Athener, dem Lykabettus, oder entgegengesetzt zum Hephaistos-Tempel.
Nachdem ich alle Bilder dieses für mich beinahe mystischen Ortes in mich aufgesaugt hatte, verließen wir die Akropolis. Auf dem Weg nach unten kamen wir natürlich auch noch am Erechtheion vorbei. Dieser im ionischen Baustil gestaltete Tempel fällt vor allem durch die sechs außergewöhnlichen Mädchenfiguren auf, die anstelle von üblichen Säulen die Vorhalle tragen. Immer wieder Staunen rufen auch die monumentalen Propylaen hervor, die gerade wieder oder immer noch restauriert werden.
Und weil ich mich von der Schönheit der Akropolis einfach nicht losreißen konnte, kletterte ich auch noch schnell auf den kleinen Aussichtshügel zu Füßen der Propyläen. Von hier hat man ebenfalls einen herrlichen Blick auf die steinernen Kostbarkeiten. Und wenn man den Blick von hier nach links unten richtet, kann man auch noch die Stoa des Attalos bewundern, die herrlich rekonstruiert wurde.
Von der Akropolis wollten wir zum Syntagma-Platz gehen und von dort mit dem Taxi wieder zum Hafen zurück fahren. Unsere Wasservorräte gingen allmählich zur Neige und so beschlossen wir noch eine Rast einzulegen, um einen dieser köstlichen Frappe zu trinken, die es vorzugsweise in Griechenland gibt. Das schattige Cafe, in dem wir dann auch ein Plätzchen fanden, lag genau am Rande der römischen Agora mit dem "Turm der Winde". Letztere hatten sich an diesem Tag aber aus dem Staub gemacht.
Von der Agora sind es ungefähr noch 20 Minuten zum Syntagma-Platz. Auf dem Weg dorthin gingen wir noch durch eine belebte Einkaufsstraße. Und je näher wir dem Syntagma kamen, um so mehr Menschen waren plötzlich um uns herum. Allerdings keine Demonstranten, die man vielleicht angesichts der Krise hätte erwarten können. Von dieser haben wir in diesen paar Stunden verständlicherweise nichts mitbekommen, außerdem hatten wir ja die "Urlaubsbrille" auf. Nach den letzten Bildern vom griechischen Parlament winkten wir uns eines der tausenden Taxis heran, die hier im Sekundentakt vorbei rauschen. Der Preis für die Fahrt nach Piräus betrug 11,00 Euro. Alles in allem kostete uns der Aufenthalt in Athen mit Taxi, Eintrittskarten und Getränken etwa 60,00 Euro.
Verschwitzt und restlos geschafft kamen wir gegen 17.30 Uhr wieder zum Schiff. Viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht, denn die FTI.Berlin verließ um 19.00 Uhr Piräus. An diesem Abend gingen wir frühzeitig schlafen, denn der Tag war anstrengend, die Eindrücke überwältigend und morgen standen gleich zwei Häfen auf der Agenda.
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Und mit der folgenden letzten Panoramaufnahme verabschieden wir uns von Athen.